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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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sich
die Bewohner ziemlich Mühe gegeben, nicht aufzufallen.« Sie klappte den dünnen
Ordner zu, der alles an Papier enthielt, was wir zu dem Fall bisher hatten.
»Und das war’s auch schon.«
    Balke zog seine Beine an sich und richtete sich auf. »Ich habe mich
mal um die Besitzverhältnisse gekümmert. Das Haus ist nicht herrenlos, wie der
Kollege meinte. Es gibt eine Tochter der toten Besitzer. Ich habe ihre Adresse
in Kassel und auch eine Telefonnummer. Bisher habe ich sie allerdings noch
nicht erreicht.«
    Helena Guballa erhob sich und verließ den Raum. Vermutlich, um sich
einen Kaffee zu organisieren oder bei meiner Sekretärin über mich zu lästern.
    Â»Vor dem Brand hat es eine Explosion gegeben«, fuhr Balke fort. »Im
Gras um das Haus herum liegen Glasscherben von den Fenstern bis zu zehn Meter
weit. In der Küche gab’s einen zweiflammigen Propangaskocher. Die Gasflasche
ist leer. Und das Ventil aufgedreht.«
    Balke stöberte mit hochgezogenen Brauen in seinem iPhone.
    Â»Ah, da … In der Küche haben zwei Bikes gestanden. Haben die
vermutlich nachts mit reingenommen, damit sie nicht wegkommen. Eines ist nicht
weiter erwähnenswert. Aber das zweite war ein absolutes Hightechteil.
Campagnolo-Schaltung, ungefähr die teuerste, die Sie für Geld kaufen können.
Shimano-Dura-Ace-Bremsen, jede Menge Karbonteile. So was geht nicht jeden Tag
über den Ladentisch. Wer so was verkauft, der erinnert sich.«
    Â»War eines davon ein blaues Damenrad?«
    Er schüttelte den Kopf und steckte sein Handy ein. »Das Feuer hat
verdammt gründlich gearbeitet.«
    Â»Und was war mit der alten Frau?«, fragte ich Evalina Krauss. »Die
haben Sie nur anfangs erwähnt.«
    Â»Ach, die.« Sie lachte verlegen. »Von ihrem Balkon kann sie das Haus
sehen. Sie behauptet, da hätte es nachts manchmal gespukt. Da wären nachts
manchmal Geister gewesen.«
    Â»Seit Anfang Juni?«
    Krauss schüttelte den Kopf. »Nein. Früher schon.«
    Â»Und was haben die Geister so getrieben?«, fragte Balke neckisch und
legte seine Rechte auf ihren Oberschenkel. »Mit Ketten geklirrt?«
    Â»Wer hat den Brand eigentlich gemeldet?«, fragte ich.
    Â»Die alte Frau.« Evalina Krauss schubste Balkes Hand weg. »Sie hat
Schlafstörungen und guckt die halbe Nacht aus dem Fenster.«
    Die Tür ging auf. Anstelle der Zielfahnderin kam Sönnchen herein.
»Sie sind ja noch da, Herr Gerlach!«, sagte sie entrüstet.
    Â»Das hier ist bis jetzt immer noch mein Büro.«
    Â»Sie sollten im Rathaus sein. Seit fünf Minuten schon.«
    Â»Our foreign guests will arrive at Frankfurt Airport«,
referierte irgendein Anzugträger gerade, als ich außer Atem und fast eine halbe
Stunde zu spät das Sitzungszimmer betrat. Bis zu diesem Moment hatte ich nicht
gewusst, dass man selbst Englisch mit rheinischem Akzent sprechen konnte. Ich
fand einen freien Stuhl, nahm möglichst geräuschlos Platz und legte artig Block
und Kugelschreiber vor mich hin. Der Kuli rollte natürlich sofort vom Tisch,
sodass ich mich bücken musste, um ihn aufzuheben. Der Vortragende schwieg
rücksichtsvoll, um mir aufmerksam bei der Suche zuzusehen. Manche grinsten.
    Keith Sneider musterte mich ausdruckslos und nickte mir erst nach
Sekunden zu, als wäre er gerade dabei gewesen, intensiv über etwas sehr
Wichtiges nachzudenken. Heute ging es um Fahrtrouten, entnahm ich der Agenda,
die auf dem Tisch lag, Landeplätze für Hubschrauber, Fluchtwege für den Fall
eines Großangriffs mit schweren Waffen.
    Mister Henderson und sein Tross würden am Mittwoch, dem dreizehnten
Oktober am späten Vormittag auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen landen,
wurde für die wiederholt, die es immer noch nicht wussten. Den Transport der
Delegation nach Heidelberg übernahmen die Amerikaner selbst, mithilfe einer
eigens für diesen Zweck eingeflogenen Flotte gepanzerter Fahrzeuge. Der
deutschen Polizei fiel dabei die ehrenvolle Aufgabe zu, die Autobahnen
freizuhalten, damit man das Tagungshotel – das Palace-Hilton am südlichen
Neckarufer – möglichst ungebremst erreichte. Der offizielle Teil der
Veranstaltung begann mit einem abendlichen Bankett und endete zwei Tage später
am frühen Nachmittag mit einer großen Pressekonferenz. Sollte die Bundeskanzlerin
tatsächlich teilnehmen, dann war geplant, sie erst kurz vor

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