Die falsche Tochter - Roman
ihren Ponyfransen. »Soll das eine neue Frisur sein oder der Versuch, die Beule zu verdecken?«
»Halt den Mund.«
»Als Frisur sieht es ja nicht schlecht aus, aber verbergen kannst du damit nichts.« Er drückte ihr vorsichtig einen Kuss neben die Wunde. »Wie fühlst du dich heute?«
»Als ob ich gegen einen Baum gelaufen wäre.«
»Kein Wunder. Wer ist der alte Knabe?«
Sie drehte sich um und sah, dass Roger zwischen Bill und Matt stand und in eine Grube hinabsah. »Roger Grogan, Suzannes Vater. Ich war heute früh bei ihm. Er ist … er ist richtig toll. Ich werde ihn ein bisschen herumführen.«
»Kannst du mich ihm vorstellen?«, fragte Jake und ergriff Callies Hand. »Dann können wir ihn gemeinsam herumführen.« Als sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, packte
er nur noch fester zu. »Komm, sei kein Spielverderber. Es macht Bill wahnsinnig, wenn ich dich anfasse.«
»Lass den Jungen in Ruhe. Er ist harmlos.«
»Er betet den Boden unter deinen Füßen an.« Er zog ihre Hand an seine Lippen. »Wenn er ein Gewehr hätte, würde ich jetzt schon aus mehreren Schusswunden bluten.«
»Du bist gemein.«
Lachend ließ er ihre Hand los und legte ihr den Arm um die Schultern. »Das ist es doch, was du so an mir liebst, Babe, oder nicht?«
Als Callie am nächsten Morgen gerade in ihre Grube geklettert war, tauchte plötzlich Lana auf. Amüsiert beobachtete Callie, wie sie durch das Tor trat, auf ihre Pumps blickte, die Augen verdrehte und dann entschlossen quer über das Feld marschierte.
»Ist es nicht noch ein bisschen früh für eine Anwältin?«, rief Callie ihr zu.
»Nicht, wenn die Anwältin ihr Kind in die Vorschule und den Hund zum Tierarzt bringen muss.« Lana zog ihre Sonnenbrille herunter und zuckte zusammen, als sie Callies Stirn sah. »Auweia!«, entfuhr es ihr.
»Das können Sie laut sagen.«
»Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass ich es nicht besonders schätze, wenn ich von den nächtlichen Abenteuern meiner Mandanten erst aus zweiter oder dritter Hand erfahre. Sie hätten mich anrufen sollen.«
»Ich weiß ja nicht einmal, wer es war.«
»Hat die Polizei jemanden im Verdacht?«
»Sie haben eine Kugel aus dem Baumstamm einer Pappel geholt. Wenn sie das Gewehr finden, aus dem sie abgefeuert wurde, haben sie vermutlich auch einen Verdächtigen.«
»Warum haben Sie eigentlich keine Angst?«
»Habe ich doch. Jake hat behauptet, der Schuss habe ihn um zehn Meter verfehlt, und ich muss es ihm glauben. Aber Tatsache ist, dass jemand bei unserem Haus war und geschossen hat.«
»Glauben Sie, dass der Vorfall etwas mit dem Mord an Dolan zu tun hat?«
»Der Sheriff scheint keinen Zusammenhang zu sehen, aber er äußert sich nicht. Ich selbst halte es nicht für abwegig. Es gibt ein paar Leute, die nicht wollen, dass wir hier arbeiten, und eine Methode, uns zu vertreiben, wäre, das Projekt zu stören. Eine Leiche und eine Schießerei stellen eine ziemlich große Störung dar.«
»Ich habe Neuigkeiten, die Sie leider auch nicht glücklicher machen werden.«
»Der Detektiv?«
»Ja, fangen wir damit mal an. Carlyles Sohn ist nicht besonders entgegenkommend. Er hat zu dem Detektiv gesagt, er wisse nicht, wo sein Vater sei, und wenn er es wüsste, würde er es nicht sagen, weil es ihn nichts anginge.«
»Ich will, dass er dranbleibt.«
»Es ist Ihr Geld.«
»Ein bisschen habe ich noch übrig.« Callie stieß die Luft aus. »Zwar nicht viel«, fügte sie hinzu, »aber für weitere zwei Wochen reicht es.«
»Sagen Sie mir einfach Bescheid, wenn wir noch einmal über die Kosten reden müssen. Ihre neue Frisur gefällt mir übrigens.«
»Ja?« Callie zupfte an ihrem Pony. »Wenn sie mir erst in die Augen fallen, machen sie mich rasend.«
»Dann können sie sie ja nachschneiden lassen. Okay, die zweite Sache, über die ich mit Ihnen reden wollte, hat mit dem Klatsch in der Stadt zu tun.«
»Soll ich schon mal Kaffee und Kuchen besorgen?«
»Es reicht, wenn Sie aus der Grube herauskommen. Wenn ich zu Ihnen hinunterklettern muss, sind meine Schuhe im Eimer.«
Lana blickte sich um, während Callie ihre Werkzeuge beiseite legte. Es war heiß und so schwül, dass man sich schon klebrig fühlte, wenn man nur nach draußen trat. Auf dem Ausgrabungsgelände roch es nach Schweiß, Insektenspray und
Erde. Lana hatte keine Vorstellung davon gehabt, wie strukturiert die Arbeit bei einer solchen Ausgrabung durchgeführt wurde. Das ganze Gelände war peinlich genau in quadratische Segmente
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