Die falsche Tochter - Roman
beides miteinander verbinden.« Sie legte den Kopf schräg. »Du solltest mal hinfahren, nur so zum Spaß. Und dann musst du mir etwas unglaublich Albernes mitbringen.«
Sie küsste ihn auf die Nasenspitze. »Ich muss jetzt los.«
Doug hätte sie am liebsten zurückgehalten, und dieses Bedürfnis erschreckte ihn fast ein wenig. »Möchtest du mit mir ins Kino gehen, wenn ich zurück bin?«, fragte er.
»Ja.« Lana wollte gerade aufstehen, als das Handy in ihrer Aktenmappe zu klingeln begann.
»Das ist bestimmt Denny, der Babysitter«, sagte sie.
Doug konnte ihr an den Augen ablesen, dass sie Angst hatte. Sie riss die Aktentasche auf und holte das Handy heraus.
»Hallo? Denny, was – was? Mein Gott. Ja. Ja, ich komme sofort.«
Sie schaltete das Handy aus und rannte ins Schlafzimmer.
»Ist etwas mit Tyler?«, rief Doug erschrocken und sprintete hinter ihr her.
»Nein. Mit Ty ist alles in Ordnung.« Sie griff nach ihrer Bluse. »Meine Kanzlei brennt.«
Lana konnte nichts anderes tun, als von der gegenüberliegenden Straßenseite aus zuzusehen, wie der Rauch und die Flammen einen Teil ihres Lebens zerstörten. Ich habe schon etwas viel Wertvolleres verloren, rief sie sich ins Gedächtnis. Viel wertvoller als ein Büro, Akten und ein paar Möbel. Das konnte alles ersetzt werden. Und doch trauerte sie um das alte Stadthaus mit seinen sonnigen Zimmern und der hübschen Aussicht.
Die Feuerwehr hatte die Häuser neben der Kanzlei unter Wasser gesetzt, und die gepflegten Rasenflächen davor hatten sich bereits in riesige Schlammpfützen verwandelt. Aus den zerbrochenen Fenstern von Lanas Haus quollen Rauchschwaden in die klare Sommernacht. Dutzende von Schaulustigen
waren aus ihren Häusern gekommen oder hatten im Vorbeifahren angehalten und starrten auf das brennende Haus. Lana sah die junge, vierköpfige Familie, die im Haus nebenan in der Wohnung im zweiten Stock wohnte. Erschreckt drängten sie sich aneinander und umklammerten die wenigen Habseligkeiten, die sie mit nach draußen hatten nehmen können.
»Lana!«
»Roger –« Lana sah, dass der alte Mann nur rasch eine Hose über den Pyjama gezogen hatte. An den Füßen trug er Pantoffeln. Hilfe suchend griff sie nach seiner Hand.
»Die Sirene hat mich geweckt«, sagte er. »Ich bin aufgestanden, um mir ein Glas Wasser zu holen. Als ich aus dem Fenster geschaut habe, war alles voller Rauch. Warst du im Haus?«
»Nein, ich war bei Doug. Jemand hat bei mir zu Hause angerufen und dem Babysitter gesagt, dass es brennt, und er hat mich dann auf dem Handy angerufen. Oh Gott, hoffentlich breitet sich das Feuer nicht aus!«
Roger blickte zu Doug. »Vielleicht solltest du dich für einen Moment hinsetzen.«
»Das tut sie sowieso nicht«, erwiderte Doug. »Ich habe schon versucht, sie zu überreden.«
»Ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte. Ich habe doch alle Geräte ausgeschaltet, als ich das Gebäude verlassen habe. Und die elektrischen Leitungen sind alle in Ordnung – sie sind neulich erst gewartet worden.«
»Wir müssen abwarten, was die Ermittlungen ergeben«, sagte Doug. Roger fiel ein Stein vom Herzen, als er sah, wie sein Enkel Lana einen Kuss aufs Haar drückte.
Callie erfuhr um halb sieben am nächsten Morgen von dem Brand. Jake rüttelte sie wach.
»Geh weg, oder ich bringe dich um.«
»Wach auf, Dunbrook! Das Büro von deiner Anwältin ist heute Nacht abgebrannt.«
»Was?« Sie warf sich auf den Rücken, fuhr sich durch die
Haare und blinzelte verwirrt zu ihm auf. »Lanas Büro? Wo ist sie?«
»Ihr ist nichts passiert.« Jake hielt sie mit der Hand zurück, als sie aufspringen wollte. »Ich weiß nicht viele Einzelheiten, aber in den Frühnachrichten haben sie gesagt, dass niemand im Gebäude gewesen sei, als das Feuer ausbrach.«
»Großer Gott.« Callie rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. »Hier passiert aber auch dauernd etwas. Weiß man schon, wodurch das Feuer ausgebrochen ist?«
Er hockte sich neben ihren Schlafsack. »Sie vermuten, dass es Brandstiftung war. Die Ermittlungen laufen.«
»Brandstiftung? Ach, wer zum Teufel sollte …« Sie brach ab. »Sie ist meine Anwältin.«
»Genau.«
»Die Unterlagen über die Entführung waren in ihrem Büro.«
»Du hast es erfasst.«
»Aber es ist trotzdem ein bisschen weit hergeholt.«
»So weit nun auch wieder nicht. Vielleicht stellt sich ja heraus, dass irgendwelche Kinder mit Streichhölzern gespielt haben oder der Vermieter spielsüchtig ist und das Haus
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