Die falsche Tochter - Roman
sonst unseren Flieger verpassen.«
Jake spürte, wie sich Lanas Schultern wieder verhärteten.
»Wenn Sie glauben, Sie könnten mich ausbezahlen, nur weil Sie annehmen, dass der Brand etwas mit der Arbeit zu tun hat, die ich für Sie mache, dann haben Sie von vornherein den falschen Anwalt engagiert. Behalten Sie Ihr verdammtes Geld, dann können Sie mir wenigstens nicht vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe.«
»Granit stößt auf Granit«, erklärte Jake und massierte Lana ungerührt weiter.
»Wenn ich nicht will, dass Sie in meinen Angelegenheiten herumschnüffeln, dann werden Sie es auch unterlassen.«
»Wenn ich nicht für Sie arbeite, haben Sie mir gar nichts zu sagen.«
»Du liebe Güte, Lana! Wer weiß, was als Nächstes passiert? Sie müssen an Ihr Kind denken.«
»Erklären Sie mir nicht, wie ich mich als Mutter zu verhalten habe. Und glauben Sie bloß nicht, dass ich von einer Vereinbarung zurücktrete, nur weil es gefährlich werden könnte. Jemand hat mein Büro angezündet, und ich werde dafür sorgen, dass er dafür bezahlt. So oder so.«
Callie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Warum bezahle ich Sie denn dann eigentlich, wenn Sie so oder so arbeiten?«
»Aus Gründen der Fairness.«
»Graystone kann Ihnen sagen, dass es mir nichts ausmacht, ab und zu auch mal unfair zu sein.«
»Sie liebt es geradezu«, bestätigte er. »Aber Ihnen gegenüber ist sie fair, weil sie Sie mag. Sie ist nur im Moment ein bisschen sauer, weil ich ihr vorausgesagt habe, dass Sie sich nicht so leicht abschütteln lassen würden.«
»Halt den Mund!« Callie funkelte Jake wütend an. »Wer hat dich eigentlich nach deiner Meinung gefragt?«
»Du.«
»Kinder, hört auf, euch zu zanken. Wo wollen Sie eigentlich hinfliegen?«
»Ich … wir«, korrigierte sich Callie, als Jake ihr einen drohenden
Blick zuwarf, »fliegen nach Atlanta, um mit Carlyles Sohn zu reden.«
»Warum sollte er mit Ihnen sprechen, wenn er nicht mit dem Detektiv reden will?«
»Weil ich ihm keine andere Wahl lassen werde.«
Jake beugte sich zu Lana hinunter und flüsterte nahe an ihrem Ohr: »Sie bohrt so lange weiter, bis man entweder schreiend wegläuft oder nachgibt.«
»Ich bohre nicht, ich frage beharrlich.«
»Also wirklich, man könnte meinen, Sie wären noch miteinander verheiratet«, sagte Lana, worauf Callie das Gesicht verzog. »Auf jeden Fall halte ich es für eine gute Idee. Carlyle wird sich schlecht weigern können, Ihnen die Information zu geben. Wenn er mit mir sprechen will, geben Sie ihm meine Handynummer. Ich arbeite zu Hause, bis ich ein neues Büro gefunden habe.«
Auf der Fahrt zum Flughafen sprachen sie nur wenig miteinander, und kaum waren sie in der Luft, klappte Jake seinen Sitz zurück. Callie wusste, dass er innerhalb von zehn Sekunden schlafen würde. Er konnte im Flugzeug jederzeit einschlafen, ob sie nun in einem Jumbo oder in einer winzigen Propellermaschine saßen. Um diese Fähigkeit beneidete Callie ihn ein wenig. Wahrscheinlich würde er sich erst wieder rühren, wenn der Landeanflug angesagt wurde, und dann frisch und erholt seinen Sitz wieder senkrecht stellen. Seufzend verstellte Callie ihren Sitz ebenfalls, verschränkte die Arme und versuchte an etwas anderes als die zwei Stunden Flug zu denken, die vor ihr lagen.
Jake lag mit geschlossenen Augen neben ihr. Er kannte ihre Gedanken, als ob sie sie laut ausgesprochen hätte. Und er wusste, dass sie sich in zwei Minuten wieder aufsetzen würde, weil sie das Nichtstun verrückt machte. Sie würde eines der Flugmagazine durchblättern, dann leise fluchen, weil sie vergessen hatte, sich ein Buch einzustecken, und anschließend seine Tasche durchwühlen, um nachzusehen, ob er vielleicht etwas
zu lesen dabei hatte. Alle fünf oder sechs Minuten würde sie auf die Uhr blicken und ihn verwünschen, weil er schlief und sie nicht.
Man könnte meinen, Sie wären noch miteinander verheiratet , hatte Lana gesagt .
Carlyles Kanzlei im schicken Buckhead vermittelte die Pracht des Südens und kostspielige Exklusivität. Der Empfangsbereich war in dunklem Holz und warmen Farben gehalten. Ruhige, effiziente Geschäftigkeit lag in der Luft. Die Kleidung der Frau hinter dem riesigen Eichenschreibtisch wirkte ebenso teuer wie die Einrichtung. Ihr Lächeln war herzlich und ihr Tonfall süß wie Honig. Aber sie hatte ein Rückgrat aus Stahl.
»Es tut mir sehr Leid, aber Mr Carlyle hat keinen Termin
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