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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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trennen wie von Jacob, und deshalb trug sie ihn seitdem an einer Kette um den Hals.
    Jetzt nahm sie die Kette ab und warf sie auf die Kommode. Wenn er den Ring an ihrem Hals sah, würde er am Ende noch denken, sie sei nie über die Trennung hinweggekommen. Sie wollte jetzt nicht mehr an ihn denken. Sie würde mit ihm zusammenarbeiten, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie auch in ihrer Freizeit an ihn denken musste. Jacob Graystone war ein Fehler, ein Ausrutscher gewesen. Und sie hatte sich weiterentwickelt. Er allerdings auch, dachte Callie. Ihre Branche war so überschaubar, dass sie rasch erfahren hatte, dass Jake sein Leben als Junggeselle genoss. Reiche Amateur-Archäologinnen, das ist seine Welt, dachte sie, während sie eine frische Jeans aus dem Schrank zerrte. Reiche Frauen mit großen Brüsten und Stroh im Kopf, die ihm das Gefühl gaben,
intellektuell überlegen zu sein. Genau das hatte er doch immer gewollt.
    »Scheiß drauf!«, murmelte Callie und schlüpfte in Jeans und T-Shirt.
    Sie würde Rosie fragen, ob sie mit ihr essen ginge, und im Übrigen keinen weiteren Gedanken an Graystone verschwenden.
    Als sie ihre Zimmertür öffnete, wäre sie beinahe mit einer Frau zusammengeprallt, die unmittelbar davor stand.
    »Entschuldigung.« Callie trat aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Suzanne bekam kein Wort heraus. Tränen traten ihr in die Augen, als sie in Callies Gesicht blickte. Sie zwang sich zu einem Lächeln und umklammerte ihre Handtasche.
    »Ich wollte Sie nicht erschrecken«, fuhr Callie fort, als die Frau sie weiterhin nur wortlos anstarrte. »Suchen Sie jemanden?«
    »Ja. Ja, ich suche jemanden. Sie … ich muss mit Ihnen sprechen, es ist sehr wichtig.«
    »Mit mir?« Callie runzelte die Stirn. Die Frau wirkte ein wenig verstört. »Es tut mir Leid, aber ich kenne Sie nicht.«
    »Nein, natürlich. Sie kennen mich nicht. Ich bin Suzanne Cullen. Es ist wirklich äußerst wichtig, dass ich mit Ihnen sprechen kann. Unter vier Augen. Darf ich ein paar Minuten hereinkommen?«
    »Ms Cullen, wenn es um die Ausgrabung geht, können Sie sich jederzeit tagsüber an mich oder meine Kollegen wenden, und wir werden Ihnen gerne alles über das Projekt berichten. Aber jetzt ist es gerade ungünstig. Ich habe eine Verabredung.«
    »Wenn Sie mir nur fünf Minuten Zeit geben, werden Sie verstehen, warum es so wichtig ist. Für uns beide. Bitte! Nur fünf Minuten.«
    Die Stimme der Frau klang so drängend, dass Callie die Tür zu ihrem Zimmer wieder öffnete. »Also gut. Fünf Minuten.« Sie bat die Frau herein, ließ aber die Tür offen stehen. »Was kann ich für Sie tun?«

    »Ich wollte eigentlich heute Abend noch nicht kommen, sondern erst warten, bis …« Suzanne brach ab. »Ich habe schon so viel Zeit verloren. So viel Zeit«, fuhr sie schließlich fort.
    »Wollen Sie sich nicht lieber hinsetzen? Sie sehen nicht gut aus.« Die Frau machte den Eindruck, als ob sie im nächsten Moment zusammenbrechen würde. »Ich habe eine Flasche Wasser hier.«
    »Danke.« Suzanne setzte sich auf die Bettkante. Sie hatte sich vorgenommen, ganz ruhig zu bleiben, aber am liebsten hätte sie jetzt ihr kleines Mädchen in die Arme gerissen und einfach nur fest gehalten.
    Sie nahm die Flasche, die Callie ihr reichte, und trank einen Schluck. Etwas gefasster fuhr sie fort: »Ich muss Ihnen eine Frage stellen. Sie ist sehr persönlich, aber äußerst wichtig.« Sie holte tief Luft. »Sind Sie adoptiert?«
    »Was?« Callie lachte überrascht auf und schüttelte den Kopf. »Nein. Was soll die Frage? Wer sind Sie eigentlich?«
    »Sind Sie sicher? Sind Sie absolut sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher. Um Himmels willen, gute Frau. Sehen Sie …«
    »Am 12. Dezember 1974 wurde meine kleine Tochter Jessica in der Hagerstown Mall aus ihrem Buggy gestohlen.« Suzanne hatte ihre Fassung wiedererlangt und sprach mit fester Stimme weiter: »Ich war dort, damit ihr dreijähriger Bruder Douglas den Nikolaus sehen konnte. Einen Moment lang war ich abgelenkt, nur einen Moment lang. Mehr brauchte es nicht. Mein Baby war verschwunden. Wir suchten überall nach ihm. Die Polizei, das FBI, Familie, Freunde, der gesamte Ort. Wir haben auch Hilfsorganisationen für Eltern vermisster Kinder eingeschaltet. Jessie war erst drei Monate alt. Wir haben sie nie gefunden. Am 8. September würde sie neunundzwanzig.«
    »Es tut mir Leid.« Callies Verärgerung verwandelte sich in Mitgefühl. »Es tut mir sehr

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