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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Er entschuldigte sich sogar – sozusagen von Mann zu Mann – für Callies Auftritt auf der Baustelle, wofür sie ihm wahrscheinlich an die Gurgel gegangen wäre, wenn sie es geahnt hätte. Dann versuchte er es mit Charme, mit dem Hinweis auf die Bedeutung der Wissenschaft, mit Geduld und Humor. Doch Dolan ließ sich beim besten Willen nicht aus der Reserve locken.
    »Mr Dolan, Tatsache ist nun einmal, dass die Bezirksplanungskommission Ihr Bauvorhaben stoppt, und das aus gutem Grund.«
    »In ein paar Wochen ist das vorbei, aber in der Zwischenzeit verwüstet ihr mir da draußen das Grundstück.«
    »Eine Ausgrabung dieser Art verläuft äußerst systematisch und organisiert.«
    Dolan schnaubte verächtlich und lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. »Alles, was man da sieht, sind ein Haufen gigantischer Löcher und ein paar Collegestudenten, die durch die Gegend rennen und Dope rauchen oder Gott weiß was. Und sie zerren Leichen aus ihren Gräbern.«
    »Die sterblichen Überreste werden mit Sorgfalt und Respekt behandelt. Das Studium der prähistorischen Skelette ist äußerst wichtig für das Projekt.«
    »Es ist aber nicht mein Projekt. Und vielen Leuten hier in der Gegend gefällt die Vorstellung überhaupt nicht, dass Sie sich an Gräbern zu schaffen machen, und wenn Sie noch so oft behaupten, sie seien tausende von Jahren alt.«
    »Es gibt eindeutige Tests …«
    »In der Wissenschaft ist nichts eindeutig.« Dolan ballte unwillkürlich die Fäuste. »Ihr Wissenschaftler ändert doch alle naslang eure Meinung und könnt euch nicht einmal darauf einigen, wann und wie die Welt entstanden ist. Diese ganze Geschichte
mit der Evolution ist doch Blödsinn.« Er ließ seine Hosenträger knallen.
    »Wir könnten stundenlang über das Thema Evolution kontra Schöpfungsgeschichte diskutieren, aber das löst unser aktuelles Problem auch nicht. Welcher Theorie Sie auch anhängen mögen, es gibt solide Beweise dafür, dass am Antietam Creek eine neolithische Siedlung existiert hat. Die Knochen, die Artefakte und Geofakte, die wir bisher ausgegraben und datiert haben, belegen das.«
    »Das ändert auch nichts an der Tatsache, dass man die Toten, die dort beerdigt wurden, nicht gefragt hat, ob man sie ausgraben und unters Mikroskop legen darf. Meiner Meinung nach haben die Toten ein Recht darauf, in Frieden zu ruhen.«
    »Wenn das so ist, wie wollen Sie denn dann Ihr Bauvorhaben durchführen?«
    Darüber hatte sich Dolan bereits Gedanken gemacht. »Wir werden einen Bereich absperren und Hinweistafeln aufstellen«, erklärte er. Er hoffte, dass dies sogar ein Anreiz für potenzielle Käufer sein könnte; schließlich wurde in manchen Gegenden auch mit Schlachtfeldern des Bürgerkriegs geworben. Aber er konnte es sich auf keinen Fall leisten, noch länger untätig herumzusitzen.
    »Es kann sein, dass das ganze Gelände zu einem neolithischen Friedhof erklärt wird«, erwiderte Jake. »Was zum Teufel wollen Sie dann absperren?«
    »Ich werde selbst Untersuchungen durchführen lassen, und wir werden schon das Richtige unternehmen. Sie haben doch ein paar Indianer – verzeihen Sie, amerikanische Ureinwohner  – angefordert, damit sie irgendwelche Beschwörungsformeln murmeln und Ihnen die Erlaubnis geben, weiterzumachen. Nun, ich habe auch ein bisschen herumtelefoniert, und ich kann einen amerikanischen Ureinwohner kommen lassen, der jegliche Manipulation an diesen Skeletten untersagt.«
    Jake lehnte sich zurück. »Ja, das können Sie vermutlich. Die einzelnen Stämme sind sich nicht einig, wie man in solchen Fällen verfahren soll. Aber glauben Sie mir, Mr Dolan, in diesem
Punkt sind wir Ihnen voraus. Ich mache seit fast fünfzehn Jahren Ausgrabungen, und ich habe Kontakte, von denen Sie nur träumen können. Außerdem bin ich selbst zu einem Viertel Indianer, Verzeihung, amerikanischer Ureinwohner. Und es mag zwar ein paar Leute geben, die der Meinung sind, dass die Gräber unangetastet bleiben sollten, aber die meisten halten gar nichts von der Idee, diese Gräber zuzubetonieren, damit Sie daran verdienen können.«
    »Ich habe für das Land bezahlt.« Dolan presste die Lippen zusammen. »Es war ein faires Geschäft. Es gehört mir.«
    »In der Tat, dem Gesetz nach gehört es Ihnen.« Jake nickte. »Aber am Ende werden Recht und Gesetz auf unserer Seite sein.«
    »Erzählen Sie mir nichts vom Gesetz.« Dolan wurde allmählich wütend, was Jake nicht überraschte, im Gegenteil, er hatte es kommen sehen. »Ich

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