Die falsche Tochter - Roman
entschlossenem Gesichtsausdruck quer über das Feld auf sie zukam. Callie hob das Kinn und stemmte die Hände in die Hüften, als er sich vor ihr aufbaute. Einen Moment lang hielt er stumm das Schriftstück hoch, das Lana ihm überreicht hatte, dann zerriss er es energisch in kleine Fetzen.
Er hätte sich keine bessere Methode ausdenken können, um
Callie wütend zu machen. »Hören Sie auf, Ihren Müll auf unser Feld zu schmeißen, Cullen!«, fauchte sie.
»Sie haben noch Glück, dass ich es Ihnen nicht in den Mund gestopft und angezündet habe.«
Jake trat drohend einen Schritt vor. »Warum sammeln Sie nicht die Fetzen auf und versuchen es mal, Kumpel?«
»Halt dich da raus!« Callie rammte Jake ihren Ellbogen in den Bauch.
Ringsum hielten alle bei der Arbeit inne, was Callie an ihren Auftritt bei Dolan erinnerte. In diesem Moment durchzuckte sie der Gedanke, dass sie und Douglas Cullen womöglich mehr gemeinsam hatten, als ihnen beiden lieb war.
»Das geht nur sie und mich etwas an«, erklärte Doug.
»Wenn Sie sich unbedingt prügeln wollen – ich stehe Ihnen zur Verfügung«, knurrte Jake.
Callie trat zwischen die beiden Streithähne. »Wenn sich hier jemand prügelt, dann wir beide. Und jetzt heben Sie Ihren Müll auf und verschwinden Sie.«
»Diese Dokumente sind eine Beleidigung für mich und meine Familie.«
»Ach ja?« Kampfeslustig reckte Callie ihr Kinn in die Höhe. Ihre Augen funkelten. »Nun, Sie haben mich beleidigt, als Sie mich beschuldigt haben, hinter dem Geld Ihrer Mutter her zu sein.«
»Ja, da haben Sie Recht.« Doug blickte auf die Papierfetzen. »Ich würde sagen, damit sind wir quitt.«
»Nein, quitt sind wir erst, wenn ich an Ihrem Arbeitsplatz auftauche und vor Ihren Kollegen einen Auftritt inszeniere.«
»Okay, im Moment arbeite ich in der Buchhandlung meines Großvaters. Sie heißt Treasured Pages und liegt an der Main Street. Wir haben sechs Tage pro Woche von zehn Uhr morgens bis sechs Uhr abends geöffnet.«
»Ich werde sehen, ob ich es in meinem Terminkalender unterbringen kann.« Callie hakte die Daumen in die Taschen ihrer Jeans. »Und jetzt hauen Sie endlich ab, oder ich versetze Ihnen einen Tritt in den Hintern!«
Sie grinste boshaft, und in diesem Augenblick traten ihre Grübchen deutlich hervor.
»Meine Güte!«, flüsterte Doug und starrte sie entgeistert an.
Er wurde so blass, dass Callie plötzlich Angst bekam, er könne in Ohnmacht fallen. »Was zum Teufel ist mit Ihnen los?«
»Du … du siehst aus wie meine Mutter. Wie meine Mutter mit den Augen meines Vaters. Du meine Güte, du hast wirklich Vaters Augen!«
Seine Verwirrung und der Aufruhr der Gefühle, die man in seinem Gesicht lesen konnte, waren mehr, als Callie ertragen konnte. Unvermittelt verpuffte ihre Wut. »Ich weiß nicht … Ich weiß nicht, was wir … Jake?«
»Wollt ihr das nicht lieber in Diggers Wohnwagen besprechen?« Er strich ihr sanft über den Rücken. »Ich mache das hier schon fertig. Na los, Cal.« Jake gab ihr einen leichten Schubs. »Es sei denn, du willst hier stehen bleiben, damit es alle mitbekommen.«
»Ja, du hast Recht, verdammt noch mal. Na los, komm.«
Jake bückte sich, um die Papierfetzen aufzusammeln. Dabei blickte er nach links, wo Digger und Bob standen und mit offenen Mündern herüberstarrten. Als Jake mit zusammengekniffenen Augen zurückstarrte, machten sie sich sofort wieder an die Arbeit.
Mit hängenden Schultern ging Callie zu Diggers Wohnwagen hinüber. Sie blickte sich noch nicht einmal um, um zu sehen, ob Doug ihr folgte. Sie trat ein, stieg geschickt über den Müll, der überall herumlag, und öffnete den kleinen Kühlschrank. »Es gibt Bier, Wasser und Gatorade«, sagte sie, ohne sich umzudrehen.
»Du liebe Güte, das ist ja vielleicht eine Müllhalde.«
»Ja, Digger hat seinen Dienstboten freigegeben.«
»Ist Digger ein Mensch?«
»Das muss noch wissenschaftlich nachgewiesen werden. Also, Bier, Wasser oder Gatorade?«
»Bier.«
Callie holte zwei Flaschen aus dem Kühlschrank, öffnete sie und drehte sich um, um Doug eine zu reichen.
Doug starrte sie an. »Es tut mir Leid, aber ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.«
»Willkommen im Club.«
»Ich will nicht, dass du hier bist. Ich will nicht, dass es dich überhaupt gibt. Ich komme mir vor wie der letzte Abschaum, aber ich will einfach nicht, dass meine Familie das alles noch einmal durchmachen muss. Nicht schon wieder.«
Callie gefiel seine absolute Aufrichtigkeit, und sie
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