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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gesagt.«
    »Mrs Cullen, möchten Sie vielleicht mit mir kommen?« Lana schob Suzanne eine Hand unter den Arm. »Sie wollen sich sicher ein wenig erfrischen. Kommen Sie bitte mit mir«, wiederholte sie, zog Suzanne hoch und legte ihr einen Arm um die Taille. Als sie die weinende Frau aus dem Zimmer führte, warf sie einen Blick auf Doug. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos.
    Jay wartete, bis sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, dann wandte er sich an Callie. »Wir haben unsere Tochter nicht wieder gefunden, nicht wahr?«, sagte er. »Sie sind nicht Jessica.«

    »Mr Cullen …«
    Jays Hände zitterten so heftig, dass er das Glas abstellen musste, um nicht das Wasser zu verschütten. »Die Testergebnisse spielen keine Rolle. Sie wissen das – ich sehe es Ihnen an. Sie gehören nicht mehr zu uns. Und wenn Suzanne das eines Tages begreift …«
    Seine Stimme brach, und er rang sichtlich um Fassung. »Wenn sie es begreift, wird sie das Gefühl haben, Sie noch einmal und dieses Mal endgültig verloren zu haben.«
    Callie hob die Hände. »Was soll ich denn sagen? Was soll ich tun?«
    »Ich wünschte, ich wüsste es. Sie … Sie hätten das nicht zu tun brauchen. Sie hätten uns nicht informieren müssen. Ich möchte … Ich weiß nicht, ob Sie es verstehen, aber ich muss Ihnen sagen, wie stolz es mich macht, dass Sie sich nicht einfach abgewendet haben.«
    »Danke.«
    »Ganz gleich, wie Sie sich entscheiden mögen – bitte tun Sie Suzanne nicht zu sehr weh.« Jay stand auf und ging zur Tür. »Ich brauche frische Luft – Doug, kümmere dich bitte um deine Mutter«, sagte er, ohne sich noch einmal umzublicken.
    Callie ließ sich wieder auf ihren Stuhl sinken und legte den Kopf in den Nacken. Er fühlte sich unerträglich schwer an. »Hast du auch etwas Grundlegendes zu sagen?«, fragte sie Doug.
    Er setzte sich neben sie, stützte die Ellenbogen auf die Oberschenkel und ließ die Hände zwischen den Knien baumeln. Dann richtete er sich wieder auf und blickte Callie scharf an. »Mein ganzes Leben lang, so weit ich zurückdenken kann, war dein Geist präsent. Ganz gleich, wo wir gelebt haben, du warst immer da. Es gab Zeiten, da habe ich dich dafür gehasst.«
    »Ziemlich unbedacht von mir, mich einfach so wegschnappen zu lassen, was?«
    »Wenn es nicht passiert wäre, hätten wir ein ganz normales Leben geführt. Und meine Eltern wären immer noch zusammen.«

    »Ach, du liebe Güte!« Callie stieß einen Seufzer aus.
    »Wenn es nicht passiert wäre, wäre nicht meine gesamte Kindheit und Jugend davon überschattet gewesen. Meine Mutter geriet schon in Panik, wenn ich nur mal fünf Minuten zu spät nach Hause kam. Oft weinte sie nachts und wanderte ruhelos durchs Haus, immer auf der Suche nach etwas, das nicht da war.«
    »Daran kann ich nichts ändern.«
    »Nein, das kannst du nicht. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass du eine schöne Kindheit hattest. Du bist offenbar in gehobenen Verhältnissen aufgewachsen, in einem Umfeld, das dich nicht erdrückt hat.«
    »Und das alles hast du nicht gehabt.«
    »Nein. Bis jetzt hat mich die Tatsache, dass du damals verschwunden warst, daran gehindert, mein eigenes Leben zu führen. Mit der neuen Situation kann ich wahrscheinlich besser umgehen als alle anderen Beteiligten, denn für mich ist es einfacher, einem Menschen aus Fleisch und Blut gegenüberzustehen als einem Geist.«
    »Jessica ist immer noch ein Geist.«
    »Ja, das habe ich kapiert. Du hättest Mutter am liebsten weggestoßen, als sie dich umarmt hat. Aber du hast es nicht getan. Warum?«
    »Ich bin nicht herzlos.«
    »Ich habe dich geliebt.« Die Worte waren Doug entschlüpft, bevor er es verhindern konnte. »Zum Teufel, ich war ja erst drei, also habe ich dich wahrscheinlich so gern gehabt, wie man einen Welpen gern hat. Ich hoffe allerdings, dass wir Freunde werden können.«
    Callie stieß zitternd die Luft aus und musterte Doug aufmerksam. Er schaute sie mit seinen dunkelbraunen Augen direkt an, und in seinem Blick lag eine Freundlichkeit, die sie nicht erwartet hatte.
    »Mit einem Bruder kann ich wohl eher fertig werden als mit …« Sie verstummte und warf einen Blick auf die Tür.
    »Sei dir da bloß nicht zu sicher. Ich muss einiges nachholen.
Was ist zum Beispiel mit diesem Graystone? Ihr seid doch geschieden, oder? Warum lungert er die ganze Zeit in deiner Nähe herum?«
    Sie blinzelte. »Machst du Witze?«
    »Ja, aber das kann sich schnell ändern.« Er beugte sich dichter zu ihr.

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