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Die Familie Willy Brandt (German Edition)

Die Familie Willy Brandt (German Edition)

Titel: Die Familie Willy Brandt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Körner
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und Beratungen rund um die Atemwege kostenlos angeboten. Prävention durch Information ist das Anliegen der Mediziner des Ambulanten Lungenzentrum Essen und der Ruhrlandklinik – Westdeutsches Lungenzentrum, die die »Lungenolympiade« veranstalten. Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen, vorbeizuschauen und den Experten ihre Fragen zu stellen. Themen sind Erkrankungen an Asthma, COPD, Lungenkrebs und Allergien bei Erwachsenen und Kindern. Auf dem Programm stehen Vorträge wie: »Ich rauche – bekomme ich jetzt Lungenkrebs?« und »Ich huste ständig – wer findet die Ursache?«

Hostie
    Am Willy-Brandt-Platz in Unkel findet sich das Café am Markt, das zu Ehren von Willy Brandt ein Willy-Brandt-Eis und eine einzigartige Willy-Brandt-Torte anbietet. Ein feuchter Märztag, Regen-Strippen. Ein Rentner, der gerade, wie er sagt, seine Frau im Nagel-Studio abgeliefert hat, plaudert mit der Bedienung. Die Eis-Saison startet schleppend. Das Willy-Brandt-Eis sei leider gerade nicht vorrätig, sagt die Kellnerin, der Italiener, der es liefere, habe noch nicht geliefert. Ich glaube, sagt sie, da ist Whisky-Karamell drin, auf jeden Fall Alkohol. Ob ich denn ein Stück Brandt-Torte probieren könne? Die, sagt sie, sei leider auch aus. Die Torte wird gerne genommen, habe wohl den Geschmack von William Christ Birne. Auf jedem Stück befinde sich eine Esspapier-Oblate, auf der das Gesicht von Willy Brandt getreulich abgebildet sei.
    Willy zum Verspeisen.

Mandoline
    Das Mandolinenbild ist legendär. Willy Brandt und die Mandoline. Er sitzt in einem Gartencafé, es ist Sommer. Der Mann ist sonnengebräunt, das Gesicht lebenszerfurcht. Die Stirnlocke wirft Fragezeichen auf, der Blick geht ins Wer-weiß-Wohin. Die Fluppe hängt brutal cool im Mundwinkel, die Lippen sind breit und sinnlich. Das könnte ebenso gut Curd Jürgens sein, ein Politiker ist der nicht, diese maskuline Melancholie mit Jeans-Hemd und Perlmutt-Knöpfen. Das Bild entstand 1976, Henning von Borstell, der damals für den SPD-Vorstand Öffentlichkeitsarbeit machte, ist es gelungen. Glückstreffer. Brandt durchlitt damals eine depressive Phase. Unter dem Motto »Mit Willy Brandt durchs Land« entwickelte die SPD ein Programm zur seelischen Stabilisierung ihres Parteivorsitzenden. Basiskontakt, Menschenbegegnung, Trost von unten. An diesem schwülen Sommertag startete der Tross in Bielefeld, entlang der Senne bis zum Hermannsdenkmal. Tiefes SPD-Land, wo noch ein »Arbeitermandolinenverein« existierte. Berühmte Fotografen wie Robert Lebeck und Konrad R. Müller wanderten mit, bildhungrig. Doch es war der »Freizeitfotograf« von Borstell, der den wehmütig-zärtlichen Augenblick festhielt. »Es muss«, schreibt er mir, »so etwas wie ein Innen-Film bei ihm aus weit zurückliegender Vergangenheit gestartet worden sein, zurück in seine Zeit als Falke, in der Willy Brandt wie viele andere auch das Singen gelernt hatte und ein wenig Instrumentenspiel. Dieses wirkliche Abdriften in eine gute Zeit vor Jahrzehnten ließ sein Gesicht so wunderbar frei werden, Augenblicke, die zu erwischen man letztlich auch als begabter Profifotograf nicht inszenieren kann.«

Ein Bild, das zur Ikone wurde: Willy Brandt als Mandolinenspieler mit Fluppe
[Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung/Henning von Borstell]

Blow Job
    Ein heißer Sommertag in Nürnberg. Früher hieß dieser Platz Marienplatz, jetzt ist er nach Willy Brandt benannt. Umstellt ist der Platz von Kisten und Kartons, die an Häuser erinnern, gehetzte, atemlose Architektur, hier müssen die alliierten Bombenflieger ganze Arbeit geleistet haben, man fühlt sich noch heute wie in einem Krater. Eine vielbefahrene Straße klemmt den Platz ein, kleine Wasserfontänen schießen aus dem Beton, Kinder laufen juchzend durch das Nass. In der Mitte des Platzes befindet sich das Willy-Brandt-Denkmal, in Bronze gegossen sitzt er da auf einer Bank, schaut entspannt in die Ferne, als sonnte er sich. Die Skulptur verschwindet fast in dem Knäuel der Jugendlichen. Ich trete näher. Einer der Jugendlichen beugt seinen Kopf in den Schoß und gibt dem Kanzler einen Blow Job. Die anderen haben ihre Handys gezückt und filmen das Ereignis. Sie lachen ab. Das interessiert mich.
    »Was macht ihr denn da?« (Ich versuche nicht, wie ein empörter Opa, sondern wie ein Ethnologe zu klingen.) Sie drehen sich erschrocken um, es sind etwa zehn Jungen, alle zwischen 14 und 15.
    »Was bedeutet das, was ihr gerade gemacht

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