Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
aufrichtigen Bewunderung geehrt.
Als Nächstes wurde ich eingeladen, mich im Wohnzimmer zu stärken. Der Raum wurde von einem riesigen Tisch ausgefüllt, an dem bestimmt dreißig Gäste Platz finden konnten. Draußen hörte ich die Söhne des Hauses, zwei aufbrausende Teenager, wie sie sich darum stritten, wer sich
um mein Equined kümmern durfte. Nachdem ich mich satt gegessen hatte (das Essen war fürstlich!), bestanden meine drei Gastgeber darauf, mich dem Rest der Familie, will heißen dem ganzen Viertel, vorzustellen. Wir gingen von Haus zu Haus und jedes Mal spielte sich das Ganze so ab:
»Das hier ist Thédric«, verkündeten die Jungen stolz, »der Ausländer, der gerade mit unserem Onkel Ergonthe gekommen ist. Er wohnt bei uns!«
»Die litithischen Ritter heißen dich willkommen, Fremder! Woher kommst du?«, wurde ich gefragt.
»Aus Paris, der Hauptstadt eines Landes, das Frankreich heißt.«
Und mit kleinen Variationen lautete die Antwort immer: »Ach ja? Nie gehört … Wie sind denn eure Equineds so in Paris?«
Anfangs wusste ich nicht genau, wie ich unsere Lebensweise und unsere Transportmittel beschreiben sollte. So sagte ich etwa: »Oh, na ja, unsere Equineds gibt’s in allen mög - lichen Farben. Meiner Meinung nach haben wir etwas zu viele. Und sie sind zu teuer in der Pflege.« Natürlich spielte ich auf unsere motorisierten Fahrzeuge, die ewigen Staus und die gesalzenen Rechnungen für Reparaturen an. Bald merkte ich jedoch, dass diese anständigen Leute, deren Equineds für sie viel mehr als nur ein Transportmittel darstellten, dadurch bekümmert waren. Deshalb schwärmte ich stattdessen von unseren »großartigen, kraftvollen Pferdestärken«, womit ich vor allem meinen Elektroroller meinte, den ich mit einem »ausgezeichneten Renntier« verglich, das »hundert Kilometer laufen konnte, ohne aus der Puste zu kommen«. Diese Worte flößten meinem Publikum Respekt ein; Jung und Alt, Männer und Frauen waren sprachlos, was mich insgeheim amüsierte. Trotzdem wurde es Zeit, dass Ergonthe zurückkam, um diesem Theater ein Ende zu bereiten.
»Thédric, ich muss mit dir reden«, sprach er mich an, als wir gerade bei den Cousins Glothon eintreten wollten.
Mit den beiden Jungen auf den Fersen kehrten wir zu Fuß zum Haus seines Bruders zurück. Inzwischen war es draußen vollkommen dunkel geworden und dazu feucht und kühl. Bis zum Horizont leuchteten überall Laternen, die die Einwohner von Osthonde in den Dachwinkeln und über den Außentreppen angezündet hatten. Es sah aus wie eine mit Glühwürmchen übersäte Ebene.
Fregainthe erwartete uns vor der Haustür. Wir folgten ihm ins Wohnzimmer und nahmen am langen Tisch Platz. Seine Frau brachte jedem von uns ein Glas Sasthinte: eine Art Wurzellikör, der lauwarm serviert wurde und nicht viel Alkohol zu enthalten schien (ich irrte mich).
»Die Sache ist die«, begann Ergonthe, als wir alle, einschließlich seiner Neffen, die Ohren spitzten. »Akys III hat in der Schale des Schicksals gesehen, wie die Armee des Schändlichen in Scharen die nördliche Grenze überschreitet. Das deutet darauf hin, dass sie so weit wie möglich ins Königreich vordringen will. Dann werden die Orks Stellungen beziehen, so wie sie es früher schon gemacht haben. Neu ist, dass sie vorhaben, alle sieben Türme während eines einzigen Feldzugs zu erobern. Sobald ihnen das gelungen ist, werden die eroberten Gebiete verseucht und den Schwarzen Welten einverleibt. Leider konnte Akys III nicht sehen, wie der Angriff nach den ersten Schlachten weitergeht, denn die Schale hat sich verdunkelt. Trotzdem hat er eine Ahnung von den Absichten des Schändlichen. Sie sind so ungewöhnlich, dass er zuerst den anderen Herrenbrüdern und dann dem Reichsrat davon berichten möchte, der demnächst einberufen wird. Im Moment weiß ich auch nicht mehr …«
»Eine Frage, Ergonthe«, meldete ich mich zu Wort. »Warum
versucht der Schändliche nicht, mit einem einzigen Feldzug das gesamte Königreich zu erobern?«
»Weil der Marsch in Richtung Süden bedeutet, ein immer stärker werdendes Licht zu ertragen. Für die Orks ist Licht ein Gift, das sie schwächt und sie sogar das Leben kosten kann. Genauso wenig können wir überleben, wenn wir zu weit in die Schwarzen Welten vordringen.«
Ich nickte, denn ich hatte selbst erlebt, wie schwer es war, sich auch nur einen Steinwurf weit auf die andere Seite der Grenze zu wagen.
»Es herrschen dort eine furchtbare Kälte und nahezu ewige
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