Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
gesagt.
»Du gehst zu weit, Thédric.«
Ich rechnete damit, dass er sich abwenden und mich an Ort und Stelle stehen lassen würde, doch er sagte in sachlichem Tonfall: »Ich verzeihe dir, weil deine Unverschämtheit nur von deiner Unwissenheit herrührt. Aber wenn du weitermachst, werde ich nicht zögern, dich mit meinem Schwert in die Schranken zu verweisen.«
»Dann verteidige ich mich wie ein litithischer Ritter«, entgegnete ich im gleichen Tonfall.
Ich fragte mich, welcher Teil von mir sich so ausdrückte. Es musste ein aufgebrachter, kämpferischer, unbeugsamer Thédric sein. Allerdings war mir nicht ganz klar, woher diese Hartnäckigkeit rührte. Was hatte dieser Meinungsumschwung zu bedeuten? Waren mir die wenigen Tage, an denen ich den Alltag der Litithen miterleben durfte, zu Kopf gestiegen? Es stand zu befürchten, denn ich hielt mich bereits für einen dieser stolzen Krieger. Das erinnerte mich an die Jugendlichen in diesen Realitysendungen, die man eine Zeit lang in die Glitzerwelt des Showbusiness steckt und ihnen weismacht, dass sie Stars werden würden. Diese
Überlegung steigerte meine Verwirrung, änderte jedoch nichts an meiner Entschlossenheit, den Litithen meine Anwesenheit aufzudrängen.
Ergonthe beugte sich zu mir herunter und hielt mir die Hand hin. Einen Moment lang dachte ich, er wollte sie mir zum Abschied reichen. Stattdessen wollte er jedoch nur, dass ich ihm Armainthos Zügel übergab.
»Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verlieren, Thédric«, sagte er. »Sag deinem Equined Lebewohl, und wir lassen es dabei bewenden.«
Ich war kurz davor, mich zu fügen, doch als ich Armaintho über das Gesicht strich, las ich in seinem Blick die verzweifelte Angst, mich zu verlieren.
»Nein, ich komme mit«, entschied ich.
Und ich stieg in den Sattel. Ergonthe verlor die Beherrschung und zog sein Schwert. Ich tat es ihm gleich. Unsere Equineds bereiteten sich ebenfalls auf die Konfrontation vor. Fregainthe kam zu uns zurück und war beunruhigt dar - über, welche Wendung das Gespräch genommen hatte.
»Komm schon, Thédric, sei vernünftig«, sagte er zu mir. »Das ist kein Spiel. Warum so stur?«
»Fragt doch eure Ahnen!«, gab ich zurück. Im ersten Moment schien mir diese Ausrede ein wenig … anmaßend. Doch im nächsten Augenblick wurde mir klar, dass genau da vielleicht der tiefere Grund für meine Sturheit lag. »Sie haben aus mir einen litithischen Ritter gemacht, indem sie mich mit Armaintho verbunden haben. Erinnere dich, Ergonthe, was du zu mir gesagt hast, als wir Osthonde verlassen haben: ›Sie haben ihre Gründe dafür, die du später herausfinden wirst.‹ Bis dieses Rätsel gelöst ist, müsst ihr mich als einen von euch annehmen, auch wenn euch dieser Gedanke unerträglich ist.«
Nach dieser Tirade, die ich so selbstbewusst vorgetragen
hatte, dass ich selbst am meisten darüber staunte, waren die beiden Brüder sprachlos … Schließlich brach Ergonthe das Schweigen und sagte: »Einverstanden. Du bleibst so lange bei uns, wie du willst. Wenn du trotz deiner Unerfahrenheit kämpfen musst, dann als litithischer Ritter. Und als litithischer Ritter wirst du sterben, wenn es sein muss.«
»Wenn es sein muss«, wiederholte ich zustimmend. »Wie dem auch sei, ich höre immer auf dein Kommando«, beeilte ich mich hinzuzufügen.
»Und auf Fregainthes.«
»Einverstanden.«
Wir schauten uns gegenseitig fest an, als würden wir einen Pakt besiegeln. Dann ließ Ergonthe sein Equined wie zur Bestätigung eine Kehrtwendung machen.
»Tod den Orks!«, rief er.
Wir stürmten ihm nach. Ich war erleichtert und dachte zugleich: Worauf hast du dich da bloß eingelassen, mein lieber Thédric?
Wir verließen die Stadt auf demselben Weg, wie wir sie betreten hatten: quer durch den Titanenwald. Sobald wir die Ebene erreicht hatten, bekamen zwei unserer Kameraden den Befehl, nach Osthonde zurückzukehren, um über die aktuelle Situation und die Anweisungen des Fürsten Isparan zu berichten. Sie sollten dem Oberhaupt der Litithen außerdem mitteilen, welches Gebiet unser Spähtrupp in den nächsten Tagen durchkämmen würde. Ergonthe und Fregainthe hatten eine Gegend ausgewählt, in die sich der Feind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einschleichen würde. Ich hätte gern mehr darüber erfahren, aber nach der Kraftprobe, die ich gerade für mich entschieden hatte, war es sicher klüger, mich im Hintergrund zu halten.
Nachdem wir mehrere Stunden mit hohem Tempo geritten waren,
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