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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ténor
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du bereit?«, fragte Lizlide.
    »Nicht ganz!«
    Ich war so nervös, dass meine Finger ungeschickt und steif wie in meinen Albträumen waren. Betreuer und Ritter brüllten, dass wir wieder absteigen sollten und dass wir sterben würden. Aber ich hörte sie nicht, ich spürte nicht einmal den Dreizack, der meinen Oberschenkel traf.
    »Alles klar, Lizlide«, schrie ich. »Ich bin angeschnallt!«
    Im nächsten Augenblick richtete sich der Drache auf und verursachte ein Schwanken, das mich an den Beginn eines Elefantenausflugs in Indien erinnerte. Damit hört der Vergleich auch schon auf. Auf beiden Seiten unseres lebendigen Schiffs klapperten die Flügel. Mit den Oberschenkeln, die ich an seinen Körper gedrückt hielt, spürte ich trotz der Schuppen, wie sich seine Muskeln zusammenzogen und dehnten. Der Boden schwankte und war dann plötzlich weg … Wir hatten abgehoben. Ich hätte die Litithen, die starr vor Bestürzung, aber voller Bewunderung für unseren Wagemut waren, gern gegrüßt. Doch das ging nicht - ich hielt mich mit beiden Händen an den Knäufen meines Sattels fest und verkrampfte mich wie in einem Achterbahnwagen.

RÜCKKEHR ZUM TURM DES GROSSEN SPÄHERS
    A ls wir erst einmal in großer Höhe flogen, versuchte ich, mich zu entspannen wie bei meinem ersten Drachenflug. Leider hatte ich diesmal immer im Hinterkopf, dass wir von diesem Ausflug vielleicht nicht zurückkehrten. Die Landschaft raste unter uns dahin und verwandelte sich schon bald in düsteres graues Heideland, das bereits vom giftigen Atem der Schwarzen Welten verseucht war. Am Himmel sah es kaum besser aus. Fast schwarzer Nebel, der mich an einen Großbrand in einer Ölraffinerie erinnerte, bildete eine so dichte Decke, dass es mir vorkam, als könnten wir dagegenstoßen. Dennoch drang der Drache auf Lizlides Befehl darin ein. Die trübe Masse schien uns zu erdrücken und nahm uns mit ihrem Gestank nach giftigem Ruß den Atem. Nachdem, was ich in meinem digitalen Reisebegleiter in der Rubrik »Tausendjährige Kriege« gelesen hatte, begnügte sich der Herrscher der Schwarzen Welten nicht damit, die südlichen Gebiete mit ihren Orkhorden zu erobern. Sie zündeten außerdem Bitumenseen an, deren Schwefelausdünstungen den vorrückenden Truppen folgten wie Vernichtungsbataillone. Sie verseuchten auf ewig Böden und Wasserläufe und zerstörten alles Leben.

    »Wir werden uns in dieser Brühe verirren!«, schrie ich.
    »Nein. Das Tier kennt den Weg«, versicherte mir Lizlide.
    »Dann ersticken wir, bevor wir den Turm erreichen!«
    »Wäre es dir lieber, wenn uns die schwarzen Drachen sehen können?«
    Das Argument überzeugte mich. Ich legte meine rechte Hand auf ihre Schulter.
    »Ich vertraue dir, Lizlide. Du bist das Licht der … Ooooh!«
    Bevor ich meine Liebeserklärung beenden konnte, begann unser Drache plötzlich einen Sturzflug. Mein Magen stieg mir in die Kehle. Die folgende Spirale nach unten würde ich nie vergessen. Mit verkrampftem Kiefer, weit aufgerissenen Augen und zusammengekniffenen Pobacken … sah ich plötzlich die düstere Erde vor uns auftauchen. Wir fielen auf ein steinernes Sechseck zu - den Turm des Großen Spähers. Wenn mein Gehirn normal hätte funktionieren können, hätte ich bestimmt gebrüllt: Lizlide, befiehl ihm zu landen, anstatt zu zerschellen! Der Drache breitete abrupt die Flügel aus und flog mit atemberaubender Geschwindigkeit eine Linkskurve. Das braune Bauwerk drehte sich um unsere Köpfe. Zwei klappernde Flügelschläge, ein Ruck, ein letzter Windstoß in den Haaren. Autsch! Wir waren da. Ich konnte aufatmen.
    »Uff … das war knapp«, stöhnte ich.
    Mir war noch ganz schwindelig, die Augen saßen noch nicht wieder richtig in den Höhlen, und ich war nicht mal dazu gekommen, mich zu fürchten. Zwei Hände machten sich an meinen Oberschenkeln zu schaffen, während mich Lizlides sanfte Stimme warnte: »Wir haben nicht viel Zeit, Thédric.«
    Sie hatte meinen Gurt schon geöffnet. Ich musste mich wohl oder übel rühren. Ich rieb mir kräftig das Gesicht und atmete einen Mund voll ekelerregender Luft ein. Schließlich
konnte ich zu Lizlide auf die Terrasse des Turmes treten. Nur wenige Meter entfernt entdeckte ich das Fernrohr auf der Schiene. Die Erinnerung an den fürchterlichen Anblick der Burg des Schändlichen, der mich fast den Verstand gekostet hätte, traf mich wie eine Ohrfeige, doch ich vertrieb sie sofort wieder. Ich drehte mich zum Drachen um, der wackelig auf der zinnenbewehrten, aber recht

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