Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
aus. Na los, mein Junge, ab mit dir! Oder brauchst du einen Klaps aufs Hinterteil?«
Der junge Mann neigte widerwillig den Kopf und ritt im Galopp zurück.
Ergonthe blieb dicht bei Lizlide am Rand des Steilhangs, und obwohl er alles mitbekommen hatte, was hinter ihm gesprochen worden war, zeigte er keine Reaktion. Er spürte und teilte die Anspannung der Elfe.
»Er ist es«, murmelte sie.
Ergonthe zuckte zurück und kniff dann die Augen zusammen, um den schwarzen Reiter, der allein vor den Herrenorks ritt, besser erkennen zu können.
»Möge ich auf der Stelle blind werden, wenn das nicht der Schändliche selbst ist, der den Angriff führt!«, rief er verblüfft.
»Das ist nicht der Schändliche, der zu uns kommt«, widersprach ihm die Elfe.
»Was meinst du damit?«
Lizlide wandte dem Krieger ihr alabasterfarbenes Gesicht zu, das im orangeroten Schein der untergehenden Sonne die Farbe einer frisch aufgeblühten Rose hatte. Ihre dunklen Augen drückten eine unsägliche Freude aus, die nur ein feinfühliger Geist wie der eines Litithen bemerken konnte. Ergonthe lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Reiter, dessen goldenes Schild einen eigenartigen Kontrast zu seiner schwarzen Gestalt bildete. Inzwischen hatte er seinen Vorsprung vor dem Orkkontigent noch vergrößert.
»Er ist es«, wiederholte Lizlide und war sich ihres Gefühls jetzt ganz sicher.
»Aber wie ist das möglich?«
Ein sorgenvoller Schatten huschte über Ergonthes Gesicht. »Steht er im Dienst des Feindes?«
»Nein. Er bringt uns die Schale des Schicksals.«
Der Litith brauchte einen Augenblick, um zu begreifen oder besser um zu glauben, woran kein Zweifel mehr bestand. Im selben Moment befahl Lizlide Armaintho kehrtzumachen.
»Er braucht unsere Hilfe!«, rief sie.
Endlich streifte der litithische Ritter seine Benommenheit ab. Er drehte sich zu Longtothe um, den dieses Gespräch in größte Verwirrung gestürzt hatte, und eröffnete ihm, dass der Reiter mit dem Schild aus vergoldetem Silber niemand anders war als … ich!
EIN BEWEGTES WIEDERSEHEN
I ch schwitzte und bekam kaum Luft unter meiner Maske. Dabei ritt ich in gleichbleibendem Tempo auf einem Tier, das unaufhörlich versuchte, sich meiner Kontrolle zu entziehen. Dennoch frohlockte ich. Ohne dass ich ein einziges Wort gesprochen hätte, hatte ich ein Gefolge von mehreren Zehntausend Kriegern hinter mir, die zu den unerbittlichsten zählten, die man sich vorstellen kann. Ich musste daran denken, was für ein Jüngelchen ich in meiner langweiligen wahren Welt gewesen war und wie fade und armselig mir mein Leben als Student in Paris nach dieser Erfahrung vorkommen würde. Also gab ich mich der Euphorie eines majestätischen Machtgefühls hin. Ich war Wilhelm der Eroberer, Alexander der Große und Dschingis Khan in Personalunion.
Als jedoch unter dem rötlich schimmernden Himmel die riesige Bündnisarmee vor mir auftauchte, schmolz mein Hochmut zusammen wie Schnee in der Sonne. Bunt zusammengewürfelte Legionen erstreckten sich so weit das Auge reichte. Im Westen, entlang des Titanenwaldes, wartete das Kontingent schwerer, stampfender Fantrone, eine lebendige Festungsmauer zum Schutz Isparins. Im Süden bildeten die
Truppen in Rüstungen einen funkelnden Teppich. Auf der östlichen Flanke waren die Hügelkuppen von schwerer Artillerie bedeckt. Zu gern hätte ich angehalten und diesen Anblick betrachtet, der gut in einen Monumentalfilm im Breitbildformat gepasst hätte. Dann hätte ich durchatmen und mir vor allem überlegen können, was ich sagen sollte, um nicht von Pfeilen durchlöchert zu werden. Aber das war nicht möglich. Auf einmal verwandelte sich mein Römischer-Kaiser-Ritt in eine Flucht nach vorn mit dem Rand eines Abgrunds als Ziel.
Als wir weniger als fünfhundert Meter von der vordersten Front entfernt waren, überholten mich die Herrenorks. Sie schwangen ihre Schwerter und stießen ein furchterregendes Kriegsgeschrei aus. Mit Schrecken begriff ich, dass sie zum Sturm ansetzten, obwohl ich vorgehabt hatte, sie anhalten zu lassen. Dann wollte ich allein auf meine Freunde (ihre Feinde) zureiten, als hätte ich eine Nachricht zu überbringen, bevor ich den Kampf eröffnete. Wie sollte ich ihnen Einhalt gebieten? Meinem Reittier die Sporen geben und mich wieder an die Spitze setzen? Das würde die Orks nur noch mehr anstacheln. Stattdessen entschied ich mich, auf meinen Instinkt zu vertrauen, richtete mich in meinen Steigbügeln auf und gab ein so animalisches
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