Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
Vom Netzwerk:
›besondere Beziehung‹ eine neue Bedeutung verliehen haben«, kommentierte Jack.
    »Wie auch immer, der Verurteilte erhält die Chance auf Wiedergutmachung«, sagte Tom.
    »An was denkst du da?«, fragte Jack.
    »Wir sind eingeladen, morgen früh mit Lady Arabella und Dr. Petrescu auf Wentworth Hall zu frühstücken. Übrigens, Jack, jetzt verstehe ich, was du an Anna findest.«
    310
    22. SEPTEMBER
    311
    42
    KURZ NACH SIEBEN UHR 30 trat Jack aus dem Wentworth Arms. Ein Rolls-Royce parkte vor dem Eingang. Der Chauffeur öffnete die hintere Wagentür, als er Jack sah.
    »Guten Morgen, Sir«, sagte er. »Lady Arabella hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, wie sehr Sie sich auf die Begegnung mit Ihnen freut.«
    »Ich freue mich auch.« Jack stieg ein.
    »Wir werden in wenigen Minuten dort sein«, versicherte ihm der Chauffeur, als sie losfuhren.
    Die Hälfte der Fahrt, so schien es Jack, zog sich von dem schmiedeeisernen Tor am Eingang zum Anwesen über die lang gestreckte Zufahrt zum Schloss. Sobald der Chauffeur den Wagen zum Stehen gebracht hatte, sprang er heraus und ging um den Rolls-Royce herum, um die Tür zu öffnen. Jack trat auf die Kiesauffahrt und sah einen Butler auf der obersten Stufe stehen, der ihn offensichtlich erwartete.
    »Guten Morgen, Sir«, begrüßte ihn der Butler. »Willkommen auf Wentworth Hall. Wenn Sie mir bitte folgen würden. Lady Arabella erwartet Sie.«
    »Eine ›üblicherweise verlässliche Quelle‹«, murmelte Jack.
    Falls der Butler ihn gehört hatte, sagte er zumindest nichts. Er führte seinen Gast zum Salon.
    »Mr. Delaney, Mylady«, verkündete der Butler, während zwei Hunde schwanzwedelnd auf Jack zugelaufen kamen.
    »Guten Morgen, Mr. Delaney«, sagte Arabella. »Ich glaube, wir schulden Ihnen eine Entschuldigung. Sie sind so offensichtlich kein Stalker.«
    312
    Jack starrte Anna an, die ebenfalls angemessen beschämt aussah, und drehte sich dann zu Tom um, der sein Grinsen partout nicht unterdrücken konnte.
    Da tauchte Andrews wieder in der Tür auf. »Das Frühstück ist serviert, Mylady.«

    Als sie zum zweiten Mal aufwachte, wechselte ein junger Arzt gerade den Verband an ihrer Schulter.
    »Wie lange wird es dauern, bis ich vollkommen
    wiederhergestellt bin?«, lautete ihre erste Frage.
    Der Arzt wirkte entsetzt, als er ihre Stimme das erste Mal hörte – eine solch schrille, pfeifende Stimme passte irgendwie nicht zu dem Mythos, der sie umgab. Er schwieg, bis er mit der Schere ein Stück Pflaster abgeschnitten hatte.
    »Drei, höchstens vier Tage.« Er sah auf sie hinunter. »Aber wenn ich Sie wäre, würde ich mich mit der Genesung nicht beeilen, denn sobald ich Ihre Entlassungspapiere unterzeichne, heißt Ihr nächster Aufenthalt Jilava und ich glaube, das ist Ihnen aus den Tagen, als Sie dem früheren Regime gedient haben, noch ein Begriff.«
    Die Krantz würde niemals den trostlosen, rattenverseuchten Steinkerker vergessen, den sie jeden Abend aufgesucht hatte, um die neuesten Gefangenen zu verhören, bevor sie in die Wärme ihrer gut ausgestatteten Datscha in einem Vorort der Stadt gefahren wurde.
    »Man hat mir gesagt, die Insassen freuen sich schon darauf, Sie nach so langer Abwesenheit wiederzusehen«, fügte der Arzt hinzu. Er beugte sich nach vorn, schälte einen Rand von dem großen Pflaster auf ihrer Schulter ab und hielt inne. »Das wird jetzt wehtun«, versprach er und riss das Pflaster in einer einzigen Bewegung ab. Olga Krantz zuckte nicht. Diese Befriedigung würde sie ihm nicht geben.
    313
    Der Arzt tupfte Jod auf die Wunde, bevor er das neue Pflaster auflegte. Dann bandagierte er fachmännisch die Schulter und legte ihren rechten Arm in eine Schlinge.
    »Wie viele Wachen gibt es hier?«, fragte sie beiläufig.
    »Sechs – und alle sind bewaffnet«, sagte der Arzt. »Nur für den Fall, dass Sie an Flucht denken sollten, haben die Wachen die Anweisung, erst zu schießen und sich später Gedanken über das Ausfüllen lästiger Formulare zu machen. Ich habe sogar schon eine Sterbeurkunde für Sie vorbereitet.«
    Die Krantz stellte keine weiteren Fragen.
    Nachdem der Arzt gegangen war, starrte sie zur Decke hoch.
    Wenn es überhaupt eine Chance auf Flucht gab, dann musste es über die Bühne gehen, solange sie im Krankenhaus lag.
    Niemandem war es je gelungen, aus dem Jilava-Zuchthaus zu fliehen, nicht einmal Ceauceşcu.
    Sie brauchte acht Stunden, um herauszufinden, dass es tatsächlich immer sechs Wachen waren, die in Acht-Stunden-Schichten Dienst

Weitere Kostenlose Bücher