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Die Farbe Der Leere

Die Farbe Der Leere

Titel: Die Farbe Der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Webb
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angrenzende Nachbarschaft waren durchsucht worden. Die Nachbarn waren befragt worden, die verstümmelte Katze und der Zettel in Plastik eingetütet und fortgeschafft.
    Miss Bennett führte sich auf, als wären die Beamten und Techniker nur im Haus, um sie an ihrer Lieblingsstelle unterm Kinn zu kraulen. Sie rammte ihre Nase auffordernd in jedes erreichbare Bein ohne Rücksicht auf den Rang der Person, zu der es gehörte.
    Wie die erste Nachricht, die Katherine erhalten hatte, bestand auch die zweite aus aufgeklebten Buchstaben von Zeitungen und Magazinen. (»Das hasse ich an Serienmördern«, knurrte einer der Ermittler, ein kleiner, dunkler, konzentriert blickender Mann. »Es ist immer und immer wieder dieselbe Masche.«) Die Katze, mager, orange getigert und von Katherine oder den Nachbarn nicht identifizierbar, war mit einem Draht stranguliert worden, ein Stock war ins Rektum gestoßen und Brust und Bauch aufgeschlitzt.
    Der alte Mr. Donnelly war über den Verbleib der ersten Katze befragt worden, die Katherine bei ihrem Auto gefunden hatte. Er habe sie in eine Pappschachtel getan und diese fest verschlossen, sagte er aus, und der armen Jodi habe er eingeschärft, sie solle sie ja nicht öffnen. Für ihren Seelenfrieden wäre es besser, sich das nicht anzusehen.
    Er habe später gehört, dass sie sie nach Norden ins Westchester County gebracht und im Garten ihrer Eltern begraben hatte, wo alle ihre verstorbenen Haustiere beerdigt waren. Er selbst habe nicht genauer hingesehen, als er unbedingt musste, er habe einen Spaten aus dem Geräteraum geholt und das Vieh in den Karton geschaufelt. Aber wenn er es recht bedachte, konnte da sehr wohl ein Draht oder etwas Ähnliches um den Hals gewesen sein. Es gäbe schmutzige kleine Halbstarke, die nichts Gutes im Sinn hätten, sagte er. Seine unerbetene, aber freizügig vorgetragene Meinung war, dass ›der Übeltäter‹ aus dem Süden der Bronx gekommen war. Es war bestimmt einer von denen gewesen, die neunzig Prozent der Verbrechen in Riverdale begingen. Da war er ganz sicher.
    Die Nachricht war ebenfalls dieselbe wie zuvor. ›Ich habe es Ihretwegen getan.‹ Mit einem signifikanten Unterschied. Auf der unteren Hälfte des Blattes befand sich diesmal eine grobe Zeichnung, dicke schwarze, mit Kraft hingehauene Striche.
    Jedes Mal, wenn Katherine sie ansah, liefen ihr Schauer wie Stromstöße das Rückgrat entlang. Sie verstand nichts von Kunst, aber wer immer das gemacht hatte, besaß Talent. So viel war deutlich. Die lebhaften Linien eines schwarzen Markers zeigten eine große Gestalt, die sich von hinten über eine kleinere Figur beugte und ihr etwas an die Kehle presste, das für Katherine wie ein Messer aussah. Es war die Darstellung eines Akts brutaler Vergewaltigung, und Katherine hielt es für unvorstellbar, dass irgendjemand bei diesem Anblick etwas anderes als tiefsten Widerwillen und Angst empfand. Sie war außerdem sicher, dass sie diese Zeichnung, oder jedenfalls eine sehr ähnliche, schon einmal gesehen hatte. Sie hatte allerdings keine Ahnung, wann oder wo.
    Wie verlangt, hatte Katherine den vollständigen Ablauf ihrer Aktivitäten an diesem Abend zur Befriedigung der Ermittler mehrmals wiederholt. Ihren kurzen Gang mit Miss Bennett. Ihr Gespräch mit einer Nachbarin, Mrs. Campbell, Brigits Erscheinen an ihrer Tür, dann der Abgang von Mutter und Tochter, dann ihr Anruf bei Mendrinos.
    Detective Russo war ganz unzweifelhaft der Verantwortliche hier. Abgesehen von einigen groben Kanten in seiner Ausdrucksweise tat er der Höflichkeit genüge. Gelegentlich blitzte in seinen Augen eine unterschwellige Begeisterung auf und verschwand dann wieder hinter der Fassade des gelangweilten, mit allen Wassern gewaschenen Großstadtbullen. Russo genoss das Ganze, da war sie sicher.
    Seine Partnerin, Detective Malone, sah aus wie ein Schulmädchen, aber ihr Auftreten war kompetent, und sie wirkte freundlich und sympathisch.
    Russos Ton wurde zusehends rauer, je länger er Katherine befragte. Warum hatte sie die Polizei nicht gleich angerufen, als sie die erste Botschaft erhielt? Oder den Vorfall doch wenigstens Mendrinos gegenüber erwähnt? Russo zeigte sich in höchstem Maße verwundert darüber, dass Katherine offenbar völlig unbesorgt blieb, nachdem sie eine anonyme Botschaft in ihrem Briefkasten und kurz darauf eine tote Katze bei ihrem Auto gefunden hatte. Sie hielt ihre Antworten kurz und sachlich und tat, als merke sie nichts von den Implikationen in Russos

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