Die Farbe der Nacht: Roman (German Edition)
schien, als würde das Gesicht erschaudern, lag es gewiss daran, dass meine Hände leicht zitterten. Das Lächeln, das jetzt sanft die Maulwinkel umspielte, gab blutverschmierte Zähne preis. Der Kadaver war still, geschändet und unwiderruflich zerstört, er ließ seine klebrigen Flüssigkeiten in den Sand sickern.
Ich wandte mich den Schlieren der Lichtverschmutzung am Horizont zu und hob das Fell über den Kopf. Ein widerlicher Geruch aus Moschus und Blut umgab mich. Die schlaffe Maske baumelte vor meinem Gesicht. Diesmal wollte ich nicht, dass das Fell mich berührte, sich wie ein Mantel um meine Schultern legte. Ungelenk hielt ich es auf Abstand hoch über mich, balancierte es aus und zog es zurecht. Um durch die Augen des Tieres zurück auf das verlöschende Leuchten der sterblichen Welt zu blicken.
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Wieder starrte ich Laurel an, Laurel auf ihren Knien, die gekrümmten Hände, die wie Krallenklauen in den Himmel griffen. Die entblößte Kehle, das blinde Werfen ihres Kopfes. Aγωυία. Έκσταση. Der Ort, wo Schmerz und Lust eins sind.
Leide einfach
, sagte ich im Kopf.
Versuch nicht, irgendwas aus deinem Leiden zu machen
.
Sprach ich mit Laurel oder mit mir selbst oder mit O.? Es gab einen Punkt, an dem ich mich von ihnen unterschied. Es war O.s großer Fehler gewesen zu glauben, dass Leiden durch eine solche Transformation nicht etwa verunreinigt, sondern wettgemacht werden könnte.
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Als ich erwachte, saß ich auf meiner Veranda. Das kalte Telefon in beiden Händen. Der Akku war leer, er hatte sich klaglos verbraucht. Wie oft ich wohl angerufen hatte. Wieder und wieder, Stunde um Stunde. Aber nie eine Antwort, kein einziges Mal.
Ich konnte mir vorstellen, wie das Telefon bei ihr zu Hause klingelte. Oder vielleicht klingelte es bloß in meinem Ohr, falls sie es abgestellt hatte. Vielleicht saß sie auch da und sah zu, wie es klingelte. Das konnte nicht wahr sein, ihre Behauptung, sie wäre todkrank.
Tagesanbruch. Am Horizont ein Kreisen von schwarzen Flügeln, aasfressende Vögel mussten den Kadaver gefunden haben. Die leere Hülle, an die Steine geschrumpft, dort, wo ich sie liegen gelassen hatte.
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Terrell war bei einem Date, und da mir nichts Besseres einfiel, nahm ich seine Pfeife und das Bajonett und ging in den Wald. Sobald die Lichter des Hauses hinter mir verschwunden waren, hielt ich an und rauchte ein Pfeifchen von dem billigen grünen Mexikanerzeug, das es damals überall gab. Dann ging ich weiter, folgte den Wildwechseln, während die kleine Pfeife in der Vordertasche meiner abgeschnittenen Jeans abkühlte und sich das Metall zusammenzog.
Nach zehn oder fünfzehn Minuten konnte ich besser im Dunkeln sehen. Inzwischen war ich ziemlich weit nach oben auf den Höhenrücken geklettert, durch Eichen- und Ahornbestände hindurch, deren Laub schon größtenteils abgefallen war. Ich hatte das Bajonett mitgenommen, weil ich es beruhigend fand und man ja nie wissen konnte, was einem im Wald so alles über den Weg lief. Die Hirschsaison war eröffnet, und mir schoss der Gedanke durch den Kopf, dass es unklug sein könnte, im Dunkeln auf diesen Wechseln unterwegs zu sein, in den unauffälligen, ausgewaschenen Sachen, die ich trug.
Ich blieb stehen, suchte mit meinen geweiteten Pupillen den Berghang ab, der für mich fast taghell war, und versuchte, meine Beklommenheit niederzuringen, als ich das
Wrumm
eines großkalibrigen Gewehrs hörte, das gar nicht so weit von mir entfernt abgefeuert wurde. Dann ein Grunzen, noch näher bei mir, es kam von irgendwo hinter einer mit Laub gefüllten Rinne, die in der Regenzeit Wasser führte, und schließlich sah ich etwas Gesprenkeltes, das durchs Dickicht stob.
Ich rannte zu einer Lichtung, einem hellen Fleck in der Nähe. Stürmte keuchend auf einen von diesen Wendeplätzen am Berg, wo die Bauarbeiten entweder aufgrund der Jahreszeit oder aus Geldknappheit unterbrochen worden waren. Unten im Tal hockte noch immer bewegungslos eine Planierraupe, wie das Skelett eines Dinosauriers. Die dünne Schotterschicht war größtenteils weggespült oder abgefahren worden, und der rote Schlamm war durchzogen von Kettenspuren der Baumaschinen oder von Reifenspuren, die Fahrzeuge wie Terrells Pick-up hinterlassen hatten. Der Pick-up parkte dort auf der glatten grauen Backblechfläche des Wendeplatzes, ganz am Rand, und wippte sachte.
So stoned wie ich war, spielten mir da bestimmt meine Augen einen Streich, aber es kam noch schlimmer. Da war nicht nur
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