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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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Leuchtturm, der ihr Ziel war, befand sich im Südwesten des Schärengebietes und war am weitesten von der Küste entfernt.
    Der graue Rest des Tageslichts und damit die Sicht ließen zusehends nach, und Ole war froh, das Leuchtfeuer als Ansteuerung zu haben. Mit einer Wiederkehr von zwanzig Sekunden blinkte es vier Sekunden lang auf und wies ihnen sicher den Weg.
    Immer wieder gingen Regenschauer über sie hinweg, so dass sie das Ölzeug wieder hervorholen mussten. Der Ostwind hatte auf gute fünf Beaufort aufgefrischt, aber wegen seiner ablandigen Richtung baute er kaum Wellen auf. Und schonte damit den Mast, der bei Seegang sicherlich mehr zu arbeiten gehabt hätte.
    Voll und ganz traute Ole ihrer abenteuerlichen Reparatur nämlich doch noch nicht über den Weg, weswegen er auch nur das Vorsegel gesetzt hatte. Vor dem Wind machten sie so zwar weniger als vier Knoten Fahrt, aber das U-Boot würde ohnehin erst in drei Stunden auftauchen.
    Die Schäre mit dem Leuchtturm Väderö war nicht besonders groß, dreihundert Meter im Durchmesser vielleicht, und hatte außer nacktem, von Rissen und tiefen Schrunden durchzogenem Fels kaum etwas zu bieten. Der Wind ging ungehindert darüber hinweg, und außer Flechten, ein paar Büscheln Gras und ein paar niedrigen Dornbüschen, die sich starrsinnig in die Felsrinnen krallten, gab es keine Vegetation. An der Südostseite der Insel befand sich ein kleiner Anlegesteg, von dem aus eine steile, in den Fels gebaute Treppe aus rostigem Stahl zu zwei niedrigen Blechschuppen und dem kleinen, unscheinbaren Leuchtturm hinaufführte.
    Enttäuscht sahen sie, dass der Anleger leer war. Eigentlich hatten sie gehofft, dort bereits das Boot von Askildsen und Lundegård zu sehen, mit dem sie ihre »Passagiere« von Grebbestad aus herbringen wollten.
    »Machen wir dort fest?«, fragte Lina.
    Ole schüttelte den Kopf.
    »Lieber nicht.«
    Bei dieser Richtung stand der Wind genau auf den Anleger und das Wasser vor den Felsen war kabbelig. Um später wieder ablegen zu können, würden sie den Motor brauchen – der jedoch, das hatten sie ja bereits leidvoll erfahren, ein überaus unsicherer Kandidat war.
    »Lass es uns in Lee der Insel versuchen«, schlug Ole vor. »Auf der windgeschützten Seite.«
    Im Südwesten der Schäre fanden sie hinter einer Landspitze eine winzige Bucht, deren Wasser wesentlich ruhiger war. In bereits bewährter Manier warfen sie den Anker im Heck und vertäuten die Lotten mit der Nase an einem Felshaken, den Ole hastig mit dem Hammer in eine der Spalten im Gestein getrieben hatte. Dann kletterten sie hinauf zum Leuchtturm, um sich dort ein wenig umzusehen.
    Die beiden Blechhütten waren abgesperrt, aber die Tür des kleinen Leuchtturmes war unverschlossen. Die nächste Regenbö trieb Ole und Lina hinein. Fröstelnd und halb durchnässt stiegen sie eine kurze, gewendelte Treppe hinauf und betraten die winzige Laternenkammer. Die eigentliche Lichtquelle war ein starker elektrischer Prismenscheinwerfer auf einem mannshohen Sockel, der sich in seinem Rhythmus von vierundzwanzig Sekunden einmal um sich selber drehte. Die farbliche Kennung seines Lichtstrahls – weiß für das offene Meer, rot für das nördliche Schärengebiet und grün als Ansteuerung von Osten – wurde durch eine simple Färbung der die Kammer nach außen hin abschließenden Glasscheiben gewährleistet. Sie sorgten auch dafür, dass es hier oben trocken und halbwegs warm war.
    So gut es ging, machten Ole und Lina es sich unter dem Sockel des Scheinwerfers bequem und warteten.
    »Eineinhalb Stunden noch, bis das U-Boot kommt«, sagte Lina mit Blick auf Sigurs Armbanduhr, die immer noch ihre einzige verlässliche Zeitquelle war. »Vor einer halben Stunde hätten Askildsen und Lundegård hier sein sollen.«
    Es war offensichtlich, wie angespannt sie war. Ole schwieg. Er wusste keine bessere Antwort, als sie fester an sich zu ziehen und zu warten.
    Was sie tun würden, wenn die norwegischen Widerstandskämpfer oder gar das U-Boot nicht kämen, hatten sie nicht bedacht. Jetzt wuchs mit jeder ereignislosen Minute das ungute Gefühl, etwas könnte ganz schrecklich schiefgegangen sein, und Ole erinnerte sich, dass Askildsen angedeutet hatte, ihre Mission würde alles andere als ungefährlich sein.
    Um Viertel nach eins glaubte Lina, etwas gehört zu haben. Aber es war nur der Wind, der um die Laternenkammer heulte und den Regen gegen die Scheiben prasseln ließ.
    Um halb zwei hielt es sie nicht mehr im Turm. Mit dem

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