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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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nach einer Laterne am Boden und zog die verdunkelnden Seiten hoch. Scheinbar brannte gar kein Licht in ihr, doch als Mriga von der Laterne zu Ischade und der belebten Leiche und dem Altar blickte, bemerkte sie, daß sie allesamt Schatten warfen, die erstaunlicherweise noch schwärzer waren als die mitternächtliche Finsternis, in der sie alle standen. »Es tut nicht weh, Kind«, sagte Ischade. Sie hob die Sichel und schwang sie auf den Boden. Ein Schrei folgte, von dem Mriga dachte, daß er sicherlich das Gehirn eines jeden Sterblichen erstarren ließe. Sie fand es auf vernunftwidrige Weise befriedigend, als sie sich abwandte und sah, daß sich Sivenis Handknöchel am Schaft ihres Speeres weiß unter der Haut abhoben, als die Leiche wieder zusammenfiel.
    »Nun, vielleicht tut es tatsächlich weh«, sagte Ischade ungerührt. Sie richtete sich auf und hielt nun in ihrer freien Hand etwas, das wie ein seidiger, flatternder Fetzen der Nacht aussah. Es war der Schatten, den sie abgetrennt hatte. Vorsichtig zerknüllte sie ihn mit einer Hand, bis nur noch eine Faust voll Dunkelheit zu sehen war. Ischade streckte sie Mriga entgegen. »Nehmt!« sagte sie. Mriga tat es. »Wenn ich es sage, dann verschluckt es. Und jetzt ...«
    Sie ging zu Razkuli, der sich auf ein geisterhaftes Schwert lehnte. Er beobachtete sie ohne Augen, ohne Gesicht, und sah verkrampft und verängstigt aus. »Sie bedeutete mir nichts«, sagte Ischade. »Ihre Seele mag gehen, wohin sie will. Aber deine könnte noch von einigem Nutzen sein. Also — etwas Lebendes ...« Sie schaute sich um. »Der Baum dort ist geeignet. Halt dich still, Razkuli!«
    Der zweite Schrei war noch unerträglicher. Ischade richtete sich auf, schüttelte den abgetrennten Schatten aus, betrachtete ihn überlegend, dann spaltete sie das sich windende Ding der Länge nach. Eine Hälfte stopfte sie in den verrottenden Stamm einer nahen Weide, und noch während sie sich zu Siveni umdrehte, wuchsen aus den kahlen Weidenzweigen zahllose Blätter aus dünner, bebender Finsternis. »Hier!« sagte Ischade. Siveni streckte die Hand nach dem zerknitterten halben Schatten aus, als reichte man ihr einen Skorpion.
    »Stilcho!« rief Ischade.
    Stilcho wich einen Schritt zurück. Haught hielt hinter ihm mit einem häßlichen Lächeln die Laterne hoch. Der dritte Schrei war der grauenvollste.
    »Vielleicht hast du wirklich in meinen Diensten zu sehr gelitten«, sagte Ischade, während sie auch seinen Seelenschatten spaltete und eine Hälfte über die Zweige eines Strauches neben dem Altar hängte. »Vielleicht sollte ich dich zum völligen Tod zurückkehren lassen ...« Dem Strauch wuchsen Laub und kleine Beeren der Finsternis, die 63
    zitterten.
    »Wir unterhalten uns darüber, wenn ich zurück bin.« Dann schob Ischade den zerknüllten Schatten unter ihren schwarzen Umhang, »Moram, Haught, bewacht diesen Ort bis eine Stunde vor Sonnenaufgang. Wir werden nicht hierher zurückkommen. Ihr findet uns im Haus. Kommt durch den Hintereingang. Und vergeßt Stilchos Körper nicht.« Sie glitt zum Altar und hob aufs neue die dunkel befleckte Sichel. »Macht euch bereit, Göttinnen.«
    »Was ist mit Tyr?« fragte Siveni.
    »Sie wird diese Seele bekommen«, antwortete Ischade. Sie hatte die Hand wieder auf den Kopf des Schafbocks gelegt. Er blickte hilflos zu ihr hoch, und Ischade schwang die Sichel. Im Nachtlicht der dunklen Laterne leuchteten die Augen des Bockes grauenvoll, dann wurden sie leer und das schwarze Blut quoll auf den weißen Stein des Altars. »Jetzt«, rief Ischade, und ein warmes Lächeln schwang aus ihrer Stimme. Sie langte nach dem Mutterschaf.
    Mriga schluckte voll Ekel die kleine, sich windende Finsternis und spürte, wie diese sich entsetzt und hilflos wehrend hinuntersank. Ihre Schwärze schob sich kurz vor ihr inneres Auge und toste in ihren Ohren. Das Mutterschaf schrie auf und verstummte gurgelnd. Als Mrigas Blick wieder klar wurde, sah sie Ischade ganz in Schatten gewandet und grinsend wie einer dieser schrecklichen Götter, denen die Rache Freude macht. Sie sah auch Siveni, die nun ganz in Dunkel gekleidet und behelmt war und deren Speerspitze als einziges hell leuchtete. Sogar Tyr hatte nun schwarzes Fell, doch ihre Augen brannten wie die eines Tieres, auf die in der Dunkelheit plötzlich Licht fällt. Die Erde unter ihren Füßen erbebte und bäumte sich auf wie ein bockendes Maultier und warf ihre Pflastersteine und den feinen Kies ab.
    »Wappnet euch«, mahnte Ischade leise,

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