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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Boden ebener wurde. Es ist eine — Entkleidung, die es nicht geben sollte. Es macht sie verlegen. Macht uns verlegen ...
    »Vorsicht!« warnte Ischade. Mriga blickte auf den Boden und sah, daß nur noch wenige Schritte bis zu dem schwarzen Wasser fehlten. Wo sie standen und andere Seelen ziellos umherirrten, fiel der übelriechende kalte Boden zu einem lehmigen Strand ab, der zur Bootlandung geeignet war. Das Wasser, das darüberspülte, rauchte vor Kälte, wo es das Ufer nicht mit schmutzigen Eis überzog. Tyr verfolgte einen interessanten Geruch am Ufer entlang, während Mriga über den schwarzen Fluß spähte und durch die Nebelschwaden die Fähre nahen sah.
    Sie war völlig heruntergekommen und lag tief, als hätte sie viel Wasser geschöpft. Gesteuert wurde sie mit dem Ruder, das gleichermaßen ein Paddel war, von jenem Fährmann, über den es so viele behutsame Lieder gab. Er war alt und grau und zerlumpt und sah gefährlich aus: zu groß, völlig menschlich zu sein, und er hatte Fänge, was bei Menschen ungewöhnlich war. Er bediente das Ruder mit einer Hand, mit der anderen drückte er ein Gerippe an sich, dessen schlackernde Gebeine kaum noch von den alten, vertrockneten Sehnen und Fetzen seines uralten Fleisches zusammengehalten wurden. Der Fährmann ruderte sein Boot ans Ufer und setzte heftig auf. Eis krachte. Mriga, Siveni und Ischade wurden von den dichtgedrängten Seelen, die mit schwachen Stimmen aufschrien, eingekeilt und zur Fähre geschoben.
    »Zurück, zurück!« rief der Fährmann. Er lispelte und spuckte beim Reden. »Ich sehe euch nicht zum erstenmal und keiner von euch hat das Fährgeld. Ja, was ist das? Na, Herrin mit den schönen Augen tretet zurück. Ihr lebt noch. Ihr seid nichts für mich.«
    Ischade lächelte und bedachte ihn mit einem Blick von ätzend freundlicher Ironie, der Eiswasser durch Mrigas Knochen rinnen ließ. »Ihr für mich auch nicht, aber ich habe das Fährgeld.« Ischade hob das goldene Talent hoch.
    Der Fährmann nahm es und prüfte es mit den Zähnen. Mriga bemerkte belustigt, daß die Münze, als er sie danach hochhielt, durchgebissen war. »Also gut, steigt ein«, knurrte er und warf die Münze über die Schulter ins Wasser. Wo sie versank, kräuselte sich die Wasseroberfläche, doch sogleich folgte ein wildes Wallen und Blubbern. »Immer hungrig, diese Biester«, brummte er, als Ischade an ihm vorbeiging. »Steigt schon ein! Warum haben Sterbliche es nur immer so eilig? Kommen hierher, belasten das Boot, wo es ihm schon schwerfällt, Geister zu tragen. Nein, nein! Keine Götter! Befehl von ihr! Ihr kommt leuchtend hierher, daß allen die Augen schmerzen, marschiert wieder hinaus, zerrt tote Menschen hinter euch her; habt überhaupt keinen Respekt vor der Obrigkeit; Geister und Leichen wandeln auf der ganzen Erde herum, einfach schändlich! Jemand sollte was tun ...«
    Mriga und Siveni sahen einander an. Siveni blickte verlangend auf ihren Speer, dann seufzte sie.
    Ischade, die am Bug des Fährboots stand, beobachtete sie stumm, und ihre Augen funkelten vor Belustigung oder Bosheit.
    »... war früher nie so. Lebende blieben am Leben und Tote blieben tot. Seht euch jetzt mein Weib an!« Der Fährmann hob das Skelett in seinem Arm ein wenig. Es klapperte wie Kastagnetten. »Was sagt ihr zu ihr?«
    Siveni öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Mriga überlegte und sagte: »Jemanden wie sie habe ich noch nie kennengelernt.«
    Das Gesicht des Fährmanns verlor ein wenig seines grimmigen Ausdrucks. »Na also, Ihr habt das Herz am richtigen Fleck, junge Dame, obwohl Ihr eine Göttin seid. Manche Leute kommen hierher, wollen ins Boot und sagen die häßlichsten Dinge über mein Weib.«
    »Das ist unverschämt«, meinte Siveni.
    »Wie recht Ihr habt, junge Göttin« , bestätigte der Fährmann, »Schlecht für die, die so was sagen, denn die sind immer hungrig, sage ich.« Er blickte aufs Wasser. »Ist schon gut, ihr Hübschen, steigt ins Boot und gebt mir euer gutes Geld. Sie schert sich nicht wirklich darum, was sich hier tut, nur seid nett und macht nichts kaputt, hört ihr? Seid höflich zu ihr, wie sich's gehört. Man sagt, sie hat ein weiches Herz für ein so hübsches Gesicht, wenn man bedenkt, wie sie hier herunter gekommen ist; doch davon reden wir natürlich nicht in ihrer Anwesenheit, wenn ihr versteht, was ich meine. Also, steigt ein. Habt ihr sonst noch jemanden dabei?«
    »Einen Augenblick«, antwortete Mriga. Sie pfiff nach Tyr, dann noch einmal, als die

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