Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
Vom Netzwerk:
letzte Schranktür zu, bevor er das Messer nahm und das Blut abwusch.
    Das war sein scheiß Messer. Aus seiner scheiß Küche. Verdammte Scheiße! Jemand war bei ihm eingebrochen, hatte das Messer genommen und Powell damit getötet. Warum, verflucht? Und wer ? Sein Verstand raste. Er konnte den Mord nicht melden, jedenfalls nicht jetzt. Man hatte ihn schon einmal reingelegt, als sein Bruder gestorben war, und es war ihm gelungen, seine Unschuld zu beweisen, aber diesmal hatte er das Gefühl, gegen jemandenanzukämpfen, der schlauer und besser vernetzt war als Sam Macintyre und der beschissene DI Gary Bowman. Er musste seine Spuren sorgsam verwischen und schleunigst verschwinden.
    Cass wickelte das Messer in das Geschirrtuch, steckte es in die Innentasche seines Jacketts und suchte unter der Spüle. Mit einem Putztuch wischte er sorgfältig die Knäufe der Schränke ab und ging jeden seiner Schritte ab, um jede erdenkliche Oberfläche zu säubern, die er berührt haben konnte. Er putzte das Spülbecken und den Riegel am Fenster des Esszimmers. Dann ging er in den Flur zurück, suchte nach Fußspuren, fand jedoch keine. Er durchkämmte alle Räume im Erdgeschoss nach Dingen, die ihm gehörten und möglicherweise hier deponiert waren, um ihn weiter zu belasten. Ohne Erfolg.
    Als er in der ersten Etage weitersuchte, klingelte sein Handy. Armstrong. Mist. Er rannte nach unten durch die Küche in den kleinen Garten und holte tief Luft, ehe er ranging. Er konnte es sich nicht leisten, den Anruf zu verpassen, weil er einen Zeugen dafür brauchte, wie normal er sich anhörte. Und dann musste er dringend raus hier.
    »Jep.« Zu seiner Freude zitterte seine Stimme kein bisschen.
    »Ich habe ihre Oyster Card geprüft.«
    »Und?« Cass ließ den Blick über die Nachbarhäuser schweifen. Niemand hing am Fenster, das war schon mal was. Er brauchte die Geräusche der Umgebung, durfte jedoch keinesfalls hier gesehen werden. Cass duckte sich in den Halbschatten eines Tischsonnenschirms. Wenn ihn doch jemand entdeckte, könnte er zumindest sein Gesicht nicht klar erkennen.
    »Angie Lanes Oyster Card«, erklärte Armstrong. »Also, genau genommen war es der Computer, und nicht ich. Ichhabe nur die Daten eingegeben, zu denen sie in Temple hätte sein müssen, den Rest hat der Rechner erledigt.«
    »Ja und?« Cass hatte das Gefühl, als müsste sein Gehirn explodieren. Es war mindestens zehn Minuten her, seit der Mörder weggelaufen war. Wenn er nun selbst die Polizei gerufen hatte, damit Cass am Tatort erwischt wurde, konnte es nicht mehr lange dauern, bis die Streifenwagen um die Ecke bogen.
    »An zwei Abenden, an denen sie in Temple hätte sein sollen, war sie ganz woanders. Einmal in der Nähe des Piccadilly Circus – von dort ist sie jedenfalls um halb zehn mit der U-Bahn nach Hause gefahren – und in der darauffolgenden Woche war sie draußen in Turnham Green. Sie blieb eine Stunde und fuhr dann mit der U-Bahn wieder zurück. Und zwar um acht Uhr abends. Wie es aussieht, hat sie sich ganz anders bewegt als die anderen.«
    »Also doch«, sagte Cass. Noch ein Mord. Er war von Toten umzingelt. Erste Regentropfen fielen auf den Sonnenschirm. Vielleicht wollten die Toten ihn ertränken.
    »Wo sind Sie?«
    »Im scheiß Stau. Irgendwas Interessantes bei ihrem Telefon?«
    »Sie haben uns die Nummern für morgen früh versprochen. Ich wünschte, ich hätte die Verbindungen direkt angefordert und nicht erst alle Anrufe der Studenten miteinander abgeglichen.«
    »Ach, damals fanden wir das nicht so wichtig. Jedenfalls hat das Zeit bis morgen. Der Täter glaubt sowieso, dass die Sache gelaufen ist. Der läuft uns nicht weg.« Er warf einen Blick auf die Mauer. Weglaufen war genau das, was er tun sollte.
    »Da Sie mir das abgenommen haben«, fuhr er fort, »kann ich genauso gut nach Hause fahren, statt mich nach Paddingtonzu quälen. Dasselbe gilt für Sie. Sie haben heute gute Arbeit geleistet, Armstrong.«
    »Danke, Sir.«

    Andrew Gibbs winkte der Frau am Empfang der Notaufnahme zum Abschied zu und ging zum Parkplatz. Sie schob eine komplette Doppelschicht, während er glücklicherweise nur einige Zusatzstunden hatte ableisten müssen, bevor er abgelöst worden war.
    Sie war außerdem ganz hübsch, obwohl auch ihr Gesicht sich langsam verhärtete, weil sie von morgens bis abends mit Betrunkenen, Idioten und Grobianen zu tun hatte. Vor einigen Jahren hätte er vielleicht noch sein Glück versucht, aber heutzutage war er einfach nur noch

Weitere Kostenlose Bücher