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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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sie in Wirklichkeit waren. »Gehen Sie die Daten noch mal durch, immer wieder, bis Sie mir mehr liefern können.«
    Er beendete das Telefonat und lehnte sich in seinem breiten Ledersessel zurück. Als er einen Knopf unter seinem Schreibtisch drückte, wurde ein Computer aus der Oberfläche heraufgefahren. Ein weiterer Knopfdruck schaltete den Flachbildfernseher an der Wand an, der auf die Kanäle programmiert war, die rund um die Uhr Nachrichten sendeten. Alles andere war überflüssig. Er schaute einige Minuten lang zu. Die Debatte um die Führung des Landes war in vollem Gange und mehrere Kabinettsmitglieder wetzten die Messer. Auf anderen Kanälen wüteten noch immer Bilder der Zerstörung, die durch die internationalen Bombenanschläge verursacht worden war.
    Alles war im Ungleichgewicht. Die Welt war finanziell aus den Fugen geraten und jetzt hatte jemand vor – und zwar ausgerechnet einer von ihnen –, ihr noch mehr Schlagseite zu verpassen. Dieser Jemand konnte nicht alleinarbeiten. Sie waren in das Haus der Interventionisten eingedrungen und hatten die armen Freaks benutzt, um alles auf den Kopf zu stellen. Die Herausforderung würde kommen – doch von welcher Seite und warum? Noch einmal schaute Mr Bright auf die Akten der drei Frauen. Mindestens fünfzehn Jahre Planungszeit. Er hatte die Familie Jones im Sinne des Gemeinwohls beobachtet, doch wer hatte diese Frauen im Blick behalten? Er musste sich die X-Konten näher ansehen. Das konnte dauern – Asher Red musste wohl noch länger auf seine Antwort warten.

23
    Cass kam um kurz vor acht aufs Revier, weder zu früh noch zu spät. Obwohl er versuchte, sich völlig normal zu verhalten, kam es ihm so vor, als wäre alles, was er tat, entweder verdächtig oder ein wenig daneben. Er hatte kaum geschlafen und seine Träume hatten unter einer ständigen Invasion der Toten gelitten. Gleichzeitig hatte er sich die ganze Zeit davor gefürchtet, dass jemand an der Tür klopfte und ihn zu dem Mord an Powell verhören wollte. Doch niemand kam, und als der Morgen endlich anbrach, verzogen sich die Geister an den unbekannten Ort, an den sie das Tageslicht trieb.
    Nachdem Cass auf seinen üblichen Parkplatz gefahren war, nahm er zwei Stufen auf einmal zu seinem Büro und nickte wie üblich rechts und links, um die anderen zu begrüßen. An der Kaffeemaschine machte er kurz halt, um sich einen Becher zu ziehen. Auch zu dieser relativ frühen Stunde war bereits ordentlich Betrieb. Seine Kollegen fuhren die Computer hoch und sahen sich ihre Fälle an – einige in der Hoffnung, sie heute lösen zu können, während andere Spuren so kalt waren, dass sie fast schon eingefroren wirkten –, die bis auf wenige Ausnahmen langweilig, geistlos und schrecklich banal waren. In diesen Zeiten hatte man bisweilen das Gefühl, es gäbe nur noch Verbrecher.
    Der Kaffee war sehr heiß und er hatte das Gefühl, als bildete sich eine unsichtbare Blase zwischen ihm und seinen arbeitenden Kollegen. Gut, einige von ihnen hatten von Bowmans Drogensyndikat gewusst, andere waren, wenn auch in geringfügigem Maße, daran beteiligt gewesen. Er jedoch hatte sich gestern an einem Ort des Verbrechens versündigt; um genau zu sein, hatte er einen Tatort manipuliert.Er hatte den Lauf der Gerechtigkeit vom rechten Weg abgebracht und den Tatort verlassen, ohne den Mord zu melden. Auch wenn er Powell nicht selbst getötet hatte, war es schlimm genug, um sich aufzuhängen, falls es jemals herauskäme. Innerlich konnte er sich rechtfertigen, aber das würde niemand verstehen. Was er getan hatte, war kriminell – darum kam er nicht herum. Cass schaltete seinen Computer ein und wartete darauf, dass im Posteingang die täglichen Anfragen nach längst überfälligen Berichten landeten. Richtig, er hatte sich kriminell verhalten, aber solange er nicht erwischt wurde, konnte er damit leben. Er lebte mit viel schlimmeren Dingen. Dennoch wurde er die Übelkeit nicht los und es kostete ihn all seine Kraft, nicht ständig zur Tür zu schielen, als wartete er auf unbekannte Polizisten, die es auf ihn abgesehen hatten.
    Tatsächlich war Armstrong der Erste, der dort auftauchte – um kurz vor neun.
    »Wo waren Sie denn?«, fragte Cass. »Ich hatte Sie für einen Frühaufsteher gehalten.«
    »Bin ich auch.« Der Sergeant hielt mehrere Blätter hoch. »Die Typen mit den Telefonlisten fangen um halb neun an. Ich habe sie abgefangen und drangsaliert, bis sie das hier rausgerückt haben.«
    Armstrong war gut. Er wollte

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