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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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der sich schon seit Tagen danach sehnte, zu reden. So viele Morde waren einfach nur banal. Der Mann hätte Cass fast leidtun können, wenn er den Mord nicht so kaltblütig als Selbstmord getarnt hätte.
    »Das fand sie gar nicht gut«, fuhr Cage fort. »Anfangs hat sie einfach weiter SMS geschickt, wie sehr sie mich liebe, dass es ihr leidtue, dass sie keinen Druck ausüben wolle – das volle Programm eben.«
    »Aber Sie sind alt genug, um zu wissen, dass sie es nicht wirklich so meinte, nicht wahr? Sie schrieb einfach, was Sie hören wollten, weil sie wieder mit Ihnen zusammen sein wollte.«
    »Ich wusste, dass es am besten war, hart zu bleiben. Langfristig wäre es auch für sie das Beste gewesen. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich ohne Familie bestens durchs Leben gekommen und ich hatte nicht vor, das zu ändern. Dazu kam – na ja, dass sie Studentin war.«
    »Es ist nicht verboten, mit einer Universitätsstudentin zu schlafen, oder?«, fragte Armstrong.
    »Nein, aber es wird auch nicht gern gesehen. Das wusste Angie auch. Als sie gemerkt hatte, dass es mir ernst war, versuchte sie es mit Drohungen – sie wollte dem Dekan melden, dass ich sie für Sex bezahlt hätte.« Er wurde rot. »Wie Sie wissen, habe ich ihr wirklich Geld gegeben, sogar tausend Pfund – das sollte eine Art Abschiedsgeschenk sein. Aber mit Sex hatte das nichts zu tun. Angie hat für schlechtes Geld in einem Restaurant gekellnert und konnte kaum ihre Miete bezahlen. Ich glaube, den Eltern ging es auch nicht gut, die konnte sie jedenfalls nicht fragen. Da ich wollte, dass sie diesen Job kündigte, hatte ich gesagt, ich wolle ihr helfen.« Er schüttelte den Kopf über seineeigene Dummheit. »Ich fürchte, sie dachte, es steckt mehr dahinter.«
    »Und deshalb haben Sie sie umgebracht?«
    »O Gott, nein!« Cage hob den Blick. »Nein – ich habe ihr noch mehr Geld gegeben. Ich dachte, wenn ich so lange durchhielte, bis sie sich wieder beruhigt hätte, würde alles gut. Sie war ein nettes Mädchen. Ich glaubte eigentlich nicht daran, dass sie wirklich zum Dekan gehen würde – aber ich machte mir Sorgen, wem sie es noch erzählt haben könnte. Sie hat zwar behauptet, sie habe unsere Geschichte geheim gehalten, aber sie war wütend und verletzt, und Sie wissen, wozu Frauen fähig sind, wenn sie ein oder zwei Gläser Wein getrunken haben. Sie reden über Männer; ob sie nun zwanzig oder vierzig sind, das ändert sich nie. Falls sie es jemandem erzählt hatte, würde der Dekan über kurz oder lang davon erfahren. Er gehört zu den ›Kein-Rauch-ohne-Feuer‹-Typen – passt gut zum Feuern.« Er warf Armstrong einen Blick zu. »Auch wenn es also nicht verboten ist, mit einer Studentin zu schlafen, bin ich doch über fünfzig und würde keinen neuen Job mehr bekommen, wenn ich hier rausfliegen würde. Ich habe Ersparnisse, aber ich muss angestellt bleiben, um das Darlehen abbezahlen zu können. Meine private Rente ist nicht sonderlich hoch. In den Dreißigern war ich … ich habe gespielt und eine gewisse Summe meines Eigenkapitals verloren – damals, als das Wort noch existierte. Mittlerweile gibt es viele jüngere Dozenten, die meinen Job liebend gern übernehmen würden, und zwar für viel weniger Geld. Wenn hiervon irgendwas laut wird, bin ich erledigt, erst recht, wenn das mit dem Geld rauskommt.«
    »Komisch, dass niemand zugeben will, dass er dafür bezahlt, was?«, fragte Cass.
    »Ich möchte vor allem nicht, dass jemand Angie für einebillige Nutte hält«, konterte Cage mit einem gewissen Feuer. »Das war sie nämlich nicht.«
    »Sie sind ja rührend um sie besorgt. So sehr, dass Sie sie ermordet haben.«
    »Ich habe sie nicht ermordet! Lieber Gott, ist das alles furchtbar!« Er stützte einen Augenblick lang den Kopf in die Hände, bis er sich gefasst hatte und sich wieder gerade hinsetzen konnte. »Sie rief mich an und sagte, sie müsse mit mir reden, es wäre dringend. Ich war an der Uni, aber sie war zu Hause. Sie sagte, ihre Mitbewohnerin sei nicht da und ich solle vorbeikommen. Das tat ich dann auch.« Er holte zitternd Luft. »Als ich ankam, schnitt sie in der Küche Gemüse. Sie lächelte, sie war bestens gelaunt – das wunderte mich, weil ich mit Tränen und Vorwürfen gerechnet hatte. Sie machte mir einen Kaffee und dann haben wir ein bisschen geredet, einfach so, nichts Weltbewegendes, über die Arbeit und den Kurs. Auf einmal behauptete sie aus heiterem Himmel, sie wäre schwanger. Einfach so, dazu strahlte sie bis über beide

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