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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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Ohren. Sie sagte, das sei doch wunderbar, dass wir bald eine Familie seien, oder nicht? Wir sollten heiraten, meinte sie, als Frau eines Dozenten sei sie doch bestens geeignet. Ich konnte es nicht fassen – sie plapperte immer weiter und ich stellte mir die feixenden Gesichter meiner Kollegen im Fakultätsbüro vor. Man würde mich verspotten und rauswerfen, und dann stünde ich da mit einem Baby am Hals und einer verbitterten Ehefrau. Es war, als würde mein ganzes Leben vor meinen Augen zerbröseln, nur weil diese blöde Kuh nicht kapiert hatte, dass es alles nur Spaß war, unter Freunden.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Tja, ich sagte ihr, sie müsse abtreiben. Das würde ich auch noch bezahlen und dann wäre endgültig Schluss: mit dem Geld, den SMS, eben mit allem. Mir reichte es.«
    »Sie hatten nicht verhütet?«, fragte Cass. Cage gehörte wohl zu den verblendeten Angehörigen der Mittelschicht, die glaubten, der Virus würde einen Bogen um sie machen.
    »Angeblich nahm sie die Pille, das habe ich ihr geglaubt. Aber als ich ihr sagte, dass es mir reiche, drehte sie total durch. Sie ging mit dem scheiß Gemüsemesser auf mich los, als wollte sie mir die Kehle durchschneiden. Sie schrie und fluchte, und ich packte sie an den Handgelenken und gab ihr einen Schubs, um mich zu wehren. Sie war total wild – so hatte ich sie noch nie erlebt. Auf dem Boden war irgendwie Wasser, vielleicht weil sie das Gemüse gewaschen hatte, und sie ist ausgerutscht. Sie hat sich den Kopf an der Frühstücksbar gestoßen und ist hingefallen.«
    »Und da haben Sie gedacht, Sie helfen ein bisschen nach, schlitzen ihr die Pulsadern auf und lassen sie sterben?«
    »Nein.« Cage hatte Mühe mit dem Schlucken. Bei der Erinnerung wurde er blass. »Das habe ich doch schon gesagt. Ich habe sie nicht umgebracht! «
    Cass runzelte die Stirn. Er hatte sich voll auf Cages Geschichte eingelassen, aber jetzt erschien ein anderes Bild vor seinem inneren Auge: zwei Mädchen, die aus dem Hörsaal kamen und zu den Schließfächern gingen, um ihre Bücher einzuschließen. Doch als er ging, stand die eine immer noch mit ihren Büchern da. Sie hatte nicht den richtigen Schlüssel.
    »Es war jemand anderes«, schloss Cage. »Und sie macht mir Angst.«
    »Scheiße!« Cass sprang unvermittelt auf und lief zur Haustür.
    »Wo wollen Sie hin?«, rief Armstrong ihm nach.
    »Rufen Sie einen Streifenwagen und bringen Sie ihn aufs Revier. Wir sehen uns da.« Sollte sich ein anderer damit vergnügen, Cage zu erzählen, dass er sich umsonstaufgeregt hatte. Angie Lane war nicht schwanger gewesen – sie hatte ihn nur unbedingt zurückgewinnen wollen. Im Autopsiebericht hatte nichts von einem Baby gestanden. Das war alles so bescheuert.
    Als er seinen Wagen aufschloss, hörte er die erste Nachricht auf seiner Mailbox ab – die von dem Anrufer mit der unbekannten Nummer. Es war nicht Mr Bright. Scheiße.
    »Hallo DI Jones? Ich bin’s, Rachel Honey. Von der South Bank Uni?« Ihre Stimme war leise und zögerlich. »Wahrscheinlich hat es nichts zu bedeuten. Echt, wahrscheinlich ist da nichts dran, aber ich habe noch mal über Angie nachgedacht. Wissen Sie, was Amanda gesagt hat, kann nicht stimmen – dafür gibt es bestimmt eine Erklärung und ich will auf keinen Fall Ihre Zeit verschwenden, nur … also, Angie war bei dem Höhlenausflug dabei, in der Cheddar Gorge. Sie haben die ganze Höhle erkundet. Und da ist es doch dunkel, oder nicht? Wie gesagt, wahrscheinlich ist es dumm von mir, aber ich muss immer daran denken, erst recht, seit ich sie auf dem Parkplatz gesehen habe. Ich meine nicht Angie – nachdem Angie gestorben ist. Ich rede wirres Zeug, was? Vielleicht rufen Sie zurück, wenn Sie ein bisschen Zeit haben? Das wäre nett, danke.« Damit brach die Nachricht ab. Mist. Er drückte auf Rückruf und wartete, bis es bei ihr klingelte. Doch niemand ging ran.

    Rachel blieb lange in der Tür stehen. Es fühlte sich in jeder Hinsicht falsch an, in fremden Sachen zu wühlen, und ihr Herz raste und es rauschte in ihren Ohren, während die Sekunden leise vergingen. Endlich stieß sie sich von dem kühlen Holz des Türrahmens ab. Amanda kam frühestens in einer Stunde von der Uni – kein Grund, nervös zu werden. Dennoch breitete sich die Angst in ihrem Magen aus und es kam ihr hoch, bis sie tief Luft holte.
    Der Raum hatte ursprünglich als kleines Esszimmer gedient, aber nach Angies Tod hatte sie umgeräumt. Der Tisch stand jetzt zusammengeklappt an der

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