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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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Angesichts ihrer Jugend kam er sich vor wie ein Dinosaurier; sie waren Aliens, die er wirklich nicht verstand. Er war wütend auf sich selbst, weil er nicht darauf gekommen war, dass Katie Dodds Tod von diesen Teenagern innerhalb weniger Stunden per SMS, Twitter, E-Mail und über wer weiß wie viele andere Kommunikationsmittel weitergegeben worden sein musste, und zwar in der ganzen Stadt und darüber hinaus. Er wusste nicht, was mehr an ihm nagte – dass er nichtdaran gedacht hatte oder dass er nicht mehr auf dem Laufenden war, wie junge Leute sich heutzutage verhielten.

    »Was haben Sie vor?« Der DCI sah nicht glücklich aus, andererseits wirkte Hugo Heddings immer wie ein schwerer Fall von Hämorrhoiden, der sich zu hart hingesetzt hatte. Cass hätte nie gedacht, dass er Morgan vermissen würde, aber seit der Entlassung des alten DCI erschien er ihm allmählich wie der Traum von einem Boss.
    »Ich glaube, das sollten wir uns ansehen, Sir.« Cass breitete die Akten auf Heddings’ Schreibtisch aus. »Diese fünf Studenten haben Selbstmord begangen und dieser eine Satz verbindet alle fünf Fälle.«
    »Chaos im Dunkel?« Heddings spuckte die Worte aus, als wollte er sie keine Sekunde länger im Mund behalten. »Das bedeutet nicht mal was.«
    »Um genau zu sein, Sir«, unterbrach Armstrong ihn, »wissen wir nicht, was es bedeutet. Irgendwas muss es bedeuten.«
    Überrascht hob Cass den Blick. Er hatte Armstrong vor dem Termin beim Chef in groben Zügen informiert, sie hatten sich jedoch noch gar nicht über diese Todesfälle unterhalten. Er hatte erwartet, dass der jüngere Mann sich im Hintergrund halten und so tun würde, als wäre er gar nicht da. Aber vielleicht war auch seine Neugier geweckt.
    »Fünf tote junge Menschen in knapp zwei Wochen sind viel, Sir«, sagte Cass. »Finden Sie nicht auch, dass wir da zumindest nachhaken sollten? Wenn Eagleton die Leichen untersuchen könnte, fänden wir vielleicht physische Beweise für eine Verbindung.«
    »Die Leichen untersuchen?« Der Blick des DCI wurde härter. »Das heißt doch, dass wir mindestens zwei exhumieren müssten, oder?«
    Cass sagte nichts. Sein Schweigen sprach für ihn.
    »Sie wollen die Leichen von zwei Studenten ausgraben?« Heddings war entschlossen, Cass die Worte abzupressen.
    »Ja, Sir.«
    »Sagen Sie mir eins, Jones« – der DCI legte die Arme auf die ungeöffneten Akten und verschränkte die Hände – »haben diese Kids nun Selbstmord begangen oder nicht?«
    »So einfach ist das …«
    »Doch, so einfach ist das. Haben Sie sich umgebracht?«
    »Ja.« Cass knirschte mit den Zähnen. Er hatte sich schon gedacht, dass der DCI sich bei dieser Sache als Mistkerl erweisen würde, und genauso war es gekommen.
    »Und? Haben Sie an einem der Tatorte Hinweise darauf gefunden, dass es sich um etwas anderes als Selbstmord handeln könnte? Verdachtsmomente, die für Mord sprächen?«
    »Nicht im üblichen Sinn, nein. Aber es gibt eine Verbindung zwischen den Fällen.«
    »Es gibt genug Irre, die sich an Selbstmordpakten beteiligen. Die sehen wir uns auch nicht an. Kann doch sein, dass dieser Satz aus einem angesagten Popsong stammt, den gerade alle Teenager in England von den Dächern pfeifen.«
    Diese Überlegung erwischte Cass auf dem falschen Fuß und zum zweiten Mal an diesem Morgen fühlte er sich alt und fern der Realität.
    »So ist es aber nicht«, antwortete Armstrong. »Ich habe eine Suchanfrage im Internet gemacht. Ohne Ergebnis für diesen Satz im genauen Wortlaut.«
    Zum ersten Mal, seit man sie zu Partnern gemacht hatte, war Cass froh, dass er Armstrong dabeihatte. Er sah Heddings unverwandt an. »Irgendwas stimmt nicht mit diesen Todesfällen, Sir. Auch wenn sie alle Selbstmord begangenhaben, fällt auf, dass keiner von ihnen zuvor suizidal gewirkt hat. Es handelt sich ausnahmslos um gute Studenten, die relativ beliebt waren. Ich glaube, dass sie von etwas oder jemandem in den Selbstmord getrieben worden sind, im Zusammenhang mit diesem Satz – wie auch immer. Sie haben es verdient, dass wir ein wenig Zeit investieren, um den Grund herauszufinden.« Er machte eine Pause. »Wenn diese fünf innerhalb einer so kurzen Zeitspanne gestorben sind, gibt es vielleicht noch mehr.«
    »Ein edler Gedanke.« Heddings warf einen kurzen Blick auf jede einzelne Akte und stapelte sie dann wieder auf. »Doch mit solchen Gefühlen kann man keine Rechnungen bezahlen.« Als der kahler werdende Mann sie über seine Brillengläser hinweg ansah, wirkte er wie

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