Die Farben der Finsternis (German Edition)
sagen, wenn er in Schwierigkeiten war, oder?«
Cass lächelte. »Mr Denter, ich würde es Ihnen sagen, ganz sicher.«
Sie sahen einander lange an, während das ungeklärte Warum zwischen ihnen im Raum schwebte und sie miteinander verband.
»Nehmen Sie ihn mit«, sagte Mr Denter schließlich.
Draußen stieg Cass in den Wagen, bevor er Armstrong anrief. Er hatte genug Beweise für eine Verbindung zwischen diesen Todesfällen, um eine offizielle Ermittlung in die Wege zu leiten, aber vorher wollte er noch mit Angie Lanes Mitbewohnerin – Amanda Kemble – reden. Er musste diesen Satz irgendwo in den Hinterlassenschaften dieses Mädchens finden, und sein Gefühl sagte ihm, dass er dasein würde. Was konnte diese jungen Menschen miteinander verbinden – eine Art Selbstmordpakt? Doch warum? Cory Denter hätte dem Versuch, sein Leben zu beenden, keine Romantik abgewinnen können – im Laufe seiner Ausbildung hatte er sicher bereits genug Leichen gesehen, um zu erkennen, wie klinisch der Tod war.
Er überließ es seinem Sergeant, das Mädchen aus der Vorlesung zu holen und zu einem Treffen mit Cass in der Wohnung zu fahren, ohne Armstrongs Fragen am Telefon zu beantworten. Dann zündete er sich eine Zigarette an und rief Eagleton an. Sein Sergeant konnte warten. Er hatte sich noch keine Erklärung verdient.
»Cass?« Eagleton sprach zuerst. »Unheimlich, ich wollte dich auch gerade anrufen.«
»Ich habe mir die Selbstmorde unter den Studenten in London angesehen und du hattest recht mit deiner Neugier. Bis jetzt haben wir vier, die durch diesen Chaos-im-Dunkel-Scheiß miteinander verbunden sind. Und ich glaube, ich habe da noch einen fünften an der Angel. Auf die eine oder andere Weise haben sie sich alle die Pulsadern aufgeschnitten. Und sie studierten alle woanders.«
»Vielleicht kann ich auch noch was beitragen.«
»Ja?«
»Ich muss mir erst die anderen Leichen ansehen, bevor ich entscheiden kann, ob es sich nicht doch um eine einmalige Sache handelt, aber ich habe auf der Oberfläche von Jasmine Greens Gehirn eine Reihe kleiner Läsionen gefunden. Ich führe noch ein paar Tests durch, um herauszufinden, wodurch sie verursacht wurden, aber vielleicht liegt darin die Erklärung für ihren unvermuteten Selbstmord.«
»Hängt das mit einer Verletzung zusammen?«
»Könnte alles Mögliche sein. Da ihr Schädel kein externes Trauma aufweist, würde ich eine Verletzung eherausschließen. Vielleicht eine Krankheit oder eine Reaktion auf eine Chemikalie. Bevor ich hier weiterrate, warten wir lieber die Laborwerte ab. Ich wäre dir aber sehr dankbar, wenn du den DCI überreden könntest, mich an den anderen Leichen rumschnippeln zu lassen.«
»Ich werde mein Bestes tun. Dafür muss ich ihn aber erst mal davon überzeugen, dass wir es mit einem Fall zu tun haben.«
»Na, dann viel Glück.«
»Danke.«
Er ließ den Wagen an und fuhr los, während ihm die ganze Zeit bewusst war, dass Cory Denters Vater immer noch am Fenster des Trauerhauses stand und ihn beobachtete. Er hatte einen Samen gesät, der wachsen würde, ob es ihm gefiel oder nicht.
Bevor er den Fluss überquerte und zu Angie Lanes Adresse fuhr, hielt er kurz an, um einen Kaffee zu trinken und eine zu rauchen. Sein Handy vibrierte in seiner Hosentasche, eine SMS von Perry Jordan: Sorry, nichts Neues.
Vor einem halben Jahr hatte Cass Charles Ramsey und DCI Morgan versprochen, dass er nicht vor Ende der Korruptionsaffäre auf der Paddington-Green-Wache versuchen würde herauszufinden, was aus seinem Neffen Luke geworden war und wer der Junge war, den Christian und seine Frau großgezogen hatten. Es war schon alles schlimm genug, ohne dass Cass sich an der Inkompetenz des Gesundheitswesens abarbeitete. Und wenn die Sache all diese Jahre im Verborgenen geblieben war, konnte dieser Zustand auch noch ein wenig andauern.
Er musste ihnen recht geben, und die Enthüllung, dass sein Neffe bei der Geburt absichtlich vertauscht worden war, würde ihn als Zeugen irgendwie beschädigen. Er würdewie ein Irrer dastehen, der überall Verschwörungen witterte. Cass nahm noch einen letzten tiefen Zug, schnippte die Kippe aus dem Fenster und brach damit das Gesetz zweimal in ebenso vielen Minuten.
Er überlegte, was Ramsey und Morgan wohl von ihm halten würden, wenn er ihnen alles erzählt hätte, was er bei den Ermittlungen zum Fliegenmann herausgefunden hatte. Die Bank, der mittlerweile praktisch alle funktionierenden Regierungen der Welt gehörten, diente nur
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