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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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als Fassade für eine dubiose Organisation, das Netzwerk. Cass hatte selbst gesehen, wie sich der sogenannte Solomon vor seinem Tod in einen Wirbelwind aus Fliegen verwandelt hatte, aber der alterslose Mr Bright hatte nicht mal mit der Wimper gezuckt. Cass’ Kollegen hätten ihn zweifellos für verrückt erklärt. Wenn er andererseits bedachte, dass die Ermittler zurückgepfiffen worden waren und Mr Bright in Ruhe lassen mussten, konnte es durchaus sein, dass Morgan oder seine Vorgesetzten bereits eine Ahnung von der Macht dieses Mannes hatten.
    Allen Warnungen zum Trotz hatte er Perry Jordan jedoch vor einigen Wochen einen kleinen Vorschuss gezahlt, damit er in aller Stille ein wenig schnüffelte, ob der Junge vielleicht zu finden war.
    Bis jetzt hatte der kühne junge Privatdetektiv wenig Brauchbares gefunden, was Cass nicht sonderlich überraschte. Er hatte Jordan ziemlich die Hände gebunden, indem er ihn bisher nur auf schriftliche Hinweise angesetzt hatte. Reden durfte er noch mit niemandem. Cass wollte nur das Gefühl haben, etwas zu unternehmen. Der Junge steckte irgendwo da draußen, sein letzter lebender Verwandter. Cass hatte die Akte Jones auf Christians Laptop gesehen, und es schien naheliegend, dass Mr Bright und sein Netzwerk sich auch für den vermissten Jungen interessierenwürden, wenn sie so großes Interesse an der Familie Jones hatten.

    »Ich will da nicht noch mal rein. Wirklich, ich will nicht.« Amanda Kemble, Angie Lanes Mitbewohnerin, stand im Flur der kleinen Wohnung und verschränkte die Arme vor der schmalen Brust. Sie zuckte, nervös und vogelartig, als sehnte sie sich danach, in die Welt draußen zurückzuflattern.
    »Musst du doch gar nicht.« Rachel Honey legte den Arm um Amandas schmale Schultern und sah Cass an. »Seit es passiert ist, wohnt sie bei mir. Sie hat die Wohnung gekündigt, und das kann ich ihr nicht verübeln.«
    Cass fand das Mädchen beeindruckend. »Wenn es Ihnen lieber ist, können Sie auch im Wohnzimmer warten. Ich brauche nicht lange. Welches war Angies Zimmer?«
    »Das zweite links, direkt hinter dem Badezimmer.«
    Nach einem flüchtigen Blick in die frisch geputzte Küche – in der nichts auf die Geschehnisse hinwies, weder auf die von Angie Lane geschnittenen Möhren noch darauf, dass sie auf dem Linoleum verblutet war – ging Cass in ihr Zimmer. An der Wand standen mehrere Kisten mit ihren Habseligkeiten. In der ersten war Kleidung, in der zweiten waren Taschenbücher und Lehrmaterial.
    »Suchen Sie nach etwas Bestimmtem?«
    Als Cass den Blick hob, entdeckte er Rachel Honey an der Tür.
    »Falls ja, könnte ich Ihnen vielleicht helfen«, fuhr sie fort. »Ich habe ihre Sachen eingepackt, deshalb weiß ich genau, was drin ist.« Sie wies mit dem Kopf auf die Kisten. »In ein paar Tagen kommen Angies Eltern und holen sie ab. Ich glaube, nach der Beerdigung wäre das zu viel für sie.«
    »Wann findet die statt?«
    »Morgen.«
    »Gehen Sie hin?«
    »Ich fahre Amanda hin, also ja. Ich stand Angie nicht so nahe wie sie, aber ich fand sie so weit ganz nett.«
    »Hatten Sie das Gefühl, sie war selbstmordgefährdet?«
    Das dunkelhaarige Mädchen dachte kurz nach. »Eigentlich nicht, aber ich kann mich irren. Schließlich hat sie sich umgebracht. Als Amanda sie fand, lebte sie noch und umklammerte das Messer.«
    »Hat sie vor ihrem Tod noch etwas gesagt?«
    »Nein. Also, was suchen Sie denn nun, eine Woche nachdem sie gestorben ist? Das kommt mir ein bisschen komisch vor.«
    Sie machte einen intelligenten Eindruck. Cass schloss den Deckel der ersten Kiste. »Einfach alles, was irgendwie ungewöhnlich ist. Vielleicht etwas, was sie gesagt oder aufgeschrieben hat.«
    »Etwas Ungewöhnliches?« Rachel kniff die Augen zu und riss sie wieder auf. »Da war was. Wir haben es gefunden, als wir ihr Schließfach an der Uni geleert haben. Amanda war dabei. Sie hat es entdeckt.«

    Amanda wiegte sich auf dem Sofa vor und zurück und schniefte in ein Taschentuch. Neben ihr war Rachel Honey der reinste Fels in der Brandung, und Cass war sehr froh, dass Sergeant Armstrong so klug gewesen war, dem Mädchen zu erlauben, ihre Freundin mitzunehmen. Amanda stand noch zu sehr unter Schock.
    »An der Tür ihres Schließfachs war ein Spiegel«, sagte sie und blickte nervös zu ihm auf. »Manchmal ging sie direkt nach der Uni aus und da war es praktisch, um etwas Makeup aufzulegen oder andere Sachen anzuziehen. Die Toiletten sind manchmal richtig eklig, außerdem stinkt es da.«
    Cass

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