Die Farben der Finsternis (German Edition)
Bahnsteig locken. Er hat sogar dafür gesorgt, dass die Doubles oder wer auch immer auf Sie warteten. Ich verstehe nur nicht warum.«
»Wenn er mit Ihnen geredet hätte, könnte man es nochverstehen. Dann wäre es um eine Botschaft gegangen«, sagte Fletcher.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er nichts gesagt hat.«
»Vergessen wir das«, drängte Dawson. »Was ist mit der Knete und dem Kuli? Man kann eindeutig festhalten, dass er niemanden außer sich selbst töten wollte. Soll das vielleicht die Botschaft sein? Eine Inszenierung als dramatisches Geständnis für die 26/09-Bomben? Ein Zeichen der Reue?«
»Er könnte sich auch über uns lustig machen«, unterbrach ihn Fletcher. »Seine Tat beinhaltet kein Geständnis oder etwas in der Art. Er hat uns nur in Panik versetzt. Wir haben immer noch keine Ahnung, wer diese Leute sind oder warum sie halb London und Moskau in die Luft gejagt haben.«
» Und Moskau?«
Abigail hob den Blick; sie war genauso überrascht wie Dawson.
»Allerdings«, erwiderte Fletcher. »Moskau. Das wurde uns vor ungefähr einer Stunde über Intel mitgeteilt. Ein Mann, der unserem ähnlich sieht – genauer, ein Mann, der anscheinend mit unserem identisch ist – wurde an verschiedenen Orten in Moskau von Kameras aufgenommen, bevor auch dort die Bomben explodierten. Man ist da jetzt ganz offiziell genauso verwirrt wie bei uns.«
»Dann haben sie ihn auf ihren Videos schneller gefunden als wir.«
»Kann man so nicht sagen. Ich hatte ihnen eine genaue Beschreibung gegeben. Per E-Mail, mit Bild. Wir brauchten rasche Resultate aus Moskau.«
»Moment.« Dawson sprang auf. »Aber ich war bei Ihnen, als Sie Ihren Kollegen angerufen haben. Damals hatten wir diese ID noch gar nicht. Wir wollten nur erfahren, ob es eine Warnung gegeben hatte.«
»Ich habe ihn noch mal angerufen.« Fletchers Blick war kühl. »Ihren politischen Mist können Sie abhaken.«
Die Tür zu dem kleinen Büro wurde geöffnet und Andrew Dunne kam herein. Er war im Laufe des Tages sichtlich gealtert. Er hatte Ringe unter den Augen und Abigail hätte schwören können, dass die Falten tiefere Furchen zogen als zuvor. Wenn sie sich schon einiges gefallen lassen musste, hatte er mit Sicherheit doppelt so viel einstecken müssen, weil seine Männer den dicken Mann in der Menge nicht entdeckt hatten. Zweifellos wurde jetzt nach unten getreten.
»Und nun?«, fragte Dawson.
Dunne seufzte und setzte sich dazu. »Es wird immer irrer.«
»Fahren Sie fort.«
»Es geht um die Fotos der Verdächtigen von 26/09.«
»Was ist damit?«, fragte Fletcher.
»Die Techniker haben daran gearbeitet und die Dimensionen jedes einzelnen Mannes verglichen und 3-D-Bilder angefertigt und was sie im Labor sonst noch alles anstellen können. Sie sind alle identisch.« Er sah sich im Raum um. »Bis auf den letzten Millimeter. Das sind keine Männer, die möglichst ähnlich auftreten wollten. Dem Computer zufolge sind diese Männer alle ein und derselbe Mann. Eine einzige Person.«
»Aber das ist doch unmöglich«, hauchte Dawson.
»Das habe ich auch gesagt, aber die sagen, unmöglich wäre, dass es mehrere Menschen mit identischen Proportionen gibt. Nicht einmal mit der besten Operationstechnik der Welt. Es geht einfach nicht. Jetzt sind sie an den Bildern dran, die das heutige Fiasko hergegeben hat, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie zu dem gleichen Ergebnis kommen werden.«
In der darauf folgenden Stille sperrte auch Abigail Mund und Nase auf, aber sie war nicht so verwirrt und überrascht wie die drei Männer. Irgendwo unter dem Panzer ihrer Kopfschmerzen hatte sie gewusst, dass dieser Mann jenseits der Normalität existierte. Für ihn galten die üblichen Gesetze nicht. Dies war nur ein Beispiel dafür.
»Was ist das bloß für eine Scheiße?«, fragte Fletcher, doch Abigail glaubte nicht, dass er im Ernst eine Antwort erwartete. Als das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte, ging er ran.
»Ja?«, blaffte er. »Was sagen Sie …« Er brach ab, als der Anrufer hektisch auf ihn einredete. »Wie, hier? Und wer hat sie reingelassen, verdammt noch mal? … Oh, verstehe. Stimmt. Ich habe ihr gesagt, sie soll es ausschalten.« Er sah Abigail an, aber seine Wut war verflogen. »Wenn niemand drin ist, führen Sie sie in den Weißen Salon«, sagte er freundlicher. »Nein, stören Sie die Chefin nicht, ich komme jetzt mit ihr runter.« Er legte das Telefon ab.
»Sie haben Besuch von der Polizei.«
»Wieso?« Ihr Herz klopfte und mit
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