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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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am Sloane Square aufgefunden.«
    Die Zeit blieb zwischen ihnen stehen, dieser Moment zwischen Glauben und Zweifel, der die Stille füllte.
    »Hayley?«, fragte Abigail schließlich mit großen Augen. »Das verstehe ich nicht. Hayley ist tot?«
    Cass überlegte, ob sie wusste, wie schön sie war. Sie hatte etwas wirklich Außergewöhnliches. Etwas, was unter ihrer Haut saß. Er beobachtete ihre Reaktion. Sie setzte sich nicht hin, sondern blieb wie angewurzelt stehen. Nur ihre Hände zitterten ein wenig an ihren Seiten. Sie ballte die Fäuste und lockerte sie wieder. Das Zittern legte sich. Cass hatte noch nie erlebt, dass sich jemand derart zusammenriss, nachdem ein geliebter Mensch gestorben war.
    »Was ist passiert?«
    »Möchten Sie sich setzen?«, fragte Cass.
    »Nein, erzählen Sie es mir einfach.«
    »Anscheinend hat sie sich umgebracht. Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten.«
    »Sie hat sich umgebracht?«
    »Ja.«
    »Aber Hayley würde das nicht … so eine war sie nicht. Wir sind nicht so.«
    »Standen Sie Ihrer Schwester sehr nah?«
    »Früher schon.« Sie verschränkte die Arme über der Jacke ihres engen Hosenanzugs und hielt sich an sich selbst fest.
    David Fletcher rückte nicht näher an sie heran. Was auch immer zwischen den beiden lief, Freundschaft war es jedenfalls nicht.
    »Aber ich habe nicht gerade einen normalen Job und sie geht zur Uni.« Sie keuchte ein wenig. »Sie ging zur Uni. Ich verstehe nicht, warum sie so etwas tun sollte. Wirklich nicht.«
    »Haben Sie kürzlich mit ihr gesprochen?«
    »Ja.« Abigail hob den Blick. »Sie hat mich angerufen – ich war in einer Besprechung. Wir haben nur kurz geredet.« Allmählich war an ihrer Miene zu erkennen, dass sie begriff, was geschehen war. Direkt danach zuckte ein Hauch von Schuld über ihr Gesicht. Cass wusste genau, wie sie sich fühlte. Er hatte vor einem halben Jahr das Gleiche erlebt.
    »Sie hörte sich komisch an. Ganz anders als sonst.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Es war wirklich merkwürdig. Ich dachte, sie wäre betrunken oder high oder so.« Eine Träne wäre beinahe aus ihrem linken Auge gefallen, aber sie blinzelte sie schnell weg. »Ehrlich gesagt habe ich mir in dem Moment nicht viel dabei gedacht.«
    Sie schoss einen Blick aus ihren dunklen Augen auf Fletcher ab, als wäre sie wütend oder zumindest verstimmt. Warum war der Mann überhaupt dabei, wenn er kein Freund von ihr war?
    »Ich muss wissen, was sie gesagt hat. Es könnte nützlich sein.«
    »Sie hat gesagt: ›Ich habe alles gesehen‹ und noch was über ›Chaos in der Dunkelheit‹. Falsch, es war ›Chaos im Dunkel‹.«
    Cass tauschte einen Blick mit Armstrong. Bingo . Weitere zwei an einem einzigen Tag. Was zum Teufel bedeutete dieser Satz?
    Abigail runzelte die Stirn. »Ich glaube, ich rufe jetzt besser meine Eltern an.« Sie schaute zu Cass auf. »Sie werden mich brauchen.«
    Sie hatte sich wieder im Griff. Sie werden mich brauchen. Und sie? Brauchte sie niemanden? Sie hatte nicht mal gefragt, ob die Worte irgendwas bedeuteten.
    »Aber lassen Sie bitte Ihr Handy eingeschaltet«, sagte Cass. »Für den Fall, dass wir Ihnen etwas Neues berichten können.«
    Als sie schon fast an der Tür war, drehte sie sich noch einmal um. »Glauben Sie, dass es Chaos im Dunkel gibt?«
    Cass sah sie überrascht an. »Ich weiß nicht, was das Dunkel sein soll. Können Sie sich darunter etwas vorstellen?«
    »Ich glaube, es sollte leer sein.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie damit sagen wollen, Miss Porter.«
    »Ich auch nicht.« Sie lächelte traurig. »Das ist mir nur so eingefallen.«
    Sie schloss leise die Tür hinter sich.
    Silber. Das hatte sie in den Augen. Kein goldenes Leuchten, sondern ein silbernes. Mr Bright hatte Silbertränen für Mr Solomon vergossen und diese Frau hatte ein silbernes Leuchten.
    »Merkwürdig«, sagte Armstrong und riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Sie ist eine merkwürdige Frau.« Fletcher schien sich für diese Merkwürdigkeit nicht gerade zu begeistern. Er warf Cass einen Blick zu. » Ich höre den Nachrichten aufmerksam zu«, sagte er. »Und ich habe etwas über diese drei Studentenselbstmorde gelesen. Gibt es irgendeine Querverbindung zu politischen Kreisen?«
    »Nein.« Cass starrte ihn an. »Bis auf dieses Mädchen hier waren es ganz normale Studenten. Für Sie wahrscheinlich nicht so interessant. Für mich sind sie alle gleich wichtig.«
    »Das musste ich fragen.« Die Spitze konnte Fletcher nicht aus der Ruhe bringen. »Ich bin

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