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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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dieselbe zu kurze Hose, dieselben schmutzigen Sachen wie auf dem Friedhof. »’n Abend, Detective«, sagte er nickend, ohne sein Spiel zu unterbrechen.
    »Was haben Sie hier zu suchen?« Es gab keine Zufälle. Scheiße, wieso wusste der Penner, wo er wohnte? War er ihm irgendwann gefolgt? Unwahrscheinlich. Das hätte Cass gemerkt – in den letzten sechs Monaten hatte er gelernt,immer mal wieder einen Blick über die Schulter zu werfen. Seit er die Polizei in den Dreck zog, war er darauf gefasst, dass sich vielleicht jemand rächen wollte.
    »Ich geb nur ’n bisschen auf dich acht, Junge – nicht mehr, nicht weniger.« Er grinste, seine Augen funkelten. Irgendwas in seiner Miene erinnerte Cass an Mr Bright, und das gefiel ihm überhaupt nicht. Die gleichen verschatteten Augen in einem sehr viel älteren Gesicht.
    »Wer sind Sie?«
    »Nur ein Freund, mein Freund.«
    Er zwinkerte ihm zu, eindeutig. Cass biss sich auf die Zunge, als sich das Kokain mit seinem Ärger verbündete. Er konnte so einen Scheiß nicht gebrauchen. Und warum hatte er nicht gemerkt, dass ihm dieser Mann gefolgt war?
    »Dem Wort traue ich nicht«, knurrte er. »Aber glauben Sie mir, es ist überhaupt nicht nötig, dass Sie auf mich achtgeben.«
    »Ich tu’s trotzdem. Das kannst du mir glauben.« Immer noch lächelnd drehte er sich um und schlenderte die Straße hoch. Dabei spielte er weiter Geige.
    »Wenn ich Sie noch mal hier erwische, lass ich Sie verhaften!« Der Alte brachte Cass’ Blut zum Kochen, aber er wusste nicht warum.
    »Geh schlafen, Cassius Jones.« Heiterkeit schwang in seiner Stimme mit. Er sah sich nicht um und rief diese Worte einfach in die Luft. »Du hast ein paar lange Tage vor dir.«
    Cass sah ihm nach, bis der alte Mann mit seiner Musik um die nächste Ecke gebogen war. Diesmal löste er sich nicht in Luft auf. Cass schnippte seine Zigarette aus dem Fenster und knallte es zu. Nur ein verrückter alter Knabe, der sich auf ihn kapriziert hatte. Es musste gar nichts Schlimmes bedeuten – in den letzten Monaten hatte seinName oft genug in der Zeitung gestanden. Im Gegenteil, es wäre seltsam gewesen, wenn sich keine Spinner an seine Fersen geheftet hätten. Dennoch kam ihm immer wieder ein einziges Wort in den Sinn, als er zurück an die Arbeit ging. Sie . Es lief immer wieder auf sie hinaus.

13
    Abigail schlang das Laken wie ein Handtuch um ihren Körper, um Fletcher hinauszulassen. Als er unten war, öffnete er die Haustür, drehte sich um und lächelte zu ihr hoch. Das war nicht anders zu erwarten gewesen, nach dem guten Sex. Sie hatte all das getan, was er nicht von ihr gedacht hätte, und nicht umsonst. Er hatte auf animalisch getippt, aber sie hatte die Sanfte gegeben.
    Danach waren sie immer noch nicht völlig entspannt miteinander, aber sie hatte das »gewisse Etwas« in seinem Blick entdeckt. Auch ein so harter Mann wie er kam nicht gegen die Konditionierung an, die Männer in dem Glauben ließ, Frauen wären unter der Oberfläche hilflos und verletzlich. Männer würden nie begreifen, dass Frauen im Bett weich und warm sein und trotzdem eine harte Seele haben konnten. Es ergab für sie keinen Sinn und sie lernten es nie. Seit Eva waren Frauen grundsätzlich tougher, und die war wahrhaftig eine Frau gewesen, die sich alles genommen und den Mann mit in den Abgrund gerissen hatte.
    Abigail lächelte zurück und lehnte sich an den Türrahmen, wohl wissend, dass sie ein sinnliches Bild abgab. Fletcher dachte wahrscheinlich, dass sie ein paar Geheimnisse hatte, doch sein zögerlicher Blick verriet, dass er in Gedanken schon Ausreden für sie suchte. So waren unkomplizierte Männer nun mal. Ihr war es eigentlich egal. Sie hatte seine Wärme genossen, aber das war jetzt vorbei. Sie wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte, bevor sie aufhörte zu lächeln und sich in der Wohnung einschloss.
    Sie konnte es erst in zehn Minuten tun. Anders ging es nicht. Sie musste aufpassen und sicher sein, dass Fletcher wirklich in sein Büro zurückgekehrt war. Abigail duschte,zog einen Morgenmantel an und ließ die Kaffeemaschine laufen. Sie zählte die Minuten, während der Apparat blubberte und dampfte und der Kaffee in die Kanne tropfte. Einen Fehler konnte sie sich nicht leisten. Wenn sie das hier vermasselte, würde sie mit ziemlicher Sicherheit sterben. Eine zweite Chance gab es nicht.
    Eine zweite Chance wofür, Abigail? Erst erkannte sie die innere Stimme nicht, aber dann begriff sie, dass es ihre eigene war, aus

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