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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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T. J. hatte es nicht näher beschrieben. Es mochte Jahre und Hunderte von Meilen bedeuten.
    Ich lag im Dunkeln, und meine Gedanken drehten sich im Kreise, genau wie Harris im Labyrinth von Hampton Court. Baine hatte Prinzessin Arjumand nicht ertränken wollen, aber wenn sie nicht ertrinken und unwichtig werden sollte, warum hatte sich dann das Netz für Verity geöffnet? Und falls sie ertrunken war, warum dann für mich?
    Und warum war ich in Oxford gelandet? Um Terence davon abzuhalten, Maud zu treffen? Mir leuchtete nicht ein, daß das eine Selbstkorrektur sein sollte. Sollte ich damit die Katze von Muchings End fernhalten? Ich erinnerte mich, daß ich ihren Korb auf der Follybrücke hatte fallen lassen, als Cyril auf mich zuraste, und daß er beinahe in den Fluß gerollt wäre, wenn Terence ihn nicht vorher zu fassen bekommen hätte. Und wie ich nach der Reisetasche griff, als sie das Übergewicht bekam und damit Cyril zu einem ungewollten Bad verhalf. Hatte die Geschichte sich korrigieren wollen, indem die Katze in diesem Momenten ertrinken sollte – und ich hatte es verhindert?
    Doch das konnte nicht sein. Baine hatte Prinzessin Arjumand nicht ertränken wollen, als er sie in den Fluß warf. Wenn Verity sich nicht eingemischt hätte, wäre er der Katze nachgeschwommen, ungeachtet seiner Butlerlivree, und hätte sie gerettet. Vielleicht hatte er sie zu weit hinausgeschleudert, und sie war in die Strömung geraten, wo sie, trotz Baines Bemühungen, ertrunken wäre. Das erklärte aber noch nicht…
    An der Tür kratzte es leise. Es ist Verity, dachte ich. Sie vergaß, Hercule Poirots Detektivmethode zu erläutern. Ich öffnete.
    Der Gang war leer. Ich öffnete die Tür weiter und schaute rechts und links den Korridor hinunter, sah aber nichts als Finsternis. Es mußte einer von Mrs. Merings Geister gewesen sein.
    »Meau«, machte ein kleines Stimmchen.
    Ich schaute zu Boden. Prinzessin Arjumands graugrüne Augen leuchteten zu mir auf. »Mioh«, sagte sie, schlenderte an mir vorbei, den Schwanz in die Höhe gestreckt, und sprang aufs Bett, wo sie sich mitten auf meinem Kissen niederließ.
    Jetzt hatte ich überhaupt keinen Platz mehr. Cyril schnarchte. Daran hätte man sich vielleicht noch gewöhnen können, aber je weiter die Nacht fortschritt, desto lauter wurde das Schnarchen, bis ich befürchtete, es könnte Tote erwecken. Oder Mrs. Mering. Oder beides.
    Und er dachte sich offenbar Variationen über ein Thema aus – ein tiefes Grollen wie ferner Donner, ein Schnauben, ein eigenartiges Wuff, das seine Lefzen erzittern ließ, ein Niesen, ein Schnüffeln, ein Winseln.
    Nichts davon erschütterte die Katze, die sich wieder auf meinem Adamsapfel niedergelassen und mir – ohne Variationen – ins Ohr schnurrte. Ich döste aus purem Sauerstoffmangel ein und wachte wieder auf, zündete Streichhölzer an und versuchte mühsam, in ihrem Licht die Taschenuhr zu entziffern, und zwar um II, um III und wieder um viertel nach IV.
    Kurz nach halb V weckten mich die Vögel, die lauthals und rücksichtslos den Sonnenaufgang bejubelten. Mir war immer beschrieben worden, das wäre ein idyllisches, wohlklingendes Konzert, aber es hörte sich mehr nach einem Luftangriff der Nazis an. Ich überlegte, ob die Merings einen Luftschutzkeller besaßen.
    Als ich nach einem weiteren Streichholz suchte, fiel mir ein, daß ich ja nun die Uhrzeit auch so lesen konnte, und ich stand auf. Ich zog meine Kleider und die Schuhe an und versuchte, Cyril zu wecken.
    »Komm, alter Junge, Zeit, in den Stall zurückzugehen«, sagte ich und unterbrach ihn mitten in einem herzhaften Wuff, indem ich ihn schüttelte. »Du willst doch nicht, daß Mrs. Mering dich hier erwischt. Komm schon. Aufwachen!«
    Cyril öffnete ein schlaftrunkenes Auge, schloß es wieder und schnarchte doppelt so laut weiter.
    »Vergiß es!« sagte ich. »Es klappt nicht. Ich weiß, daß du wach bist.« Ich boxte ihn in die Leibesmitte. »Auf! Sonst werden wir beide aus dem Haus geworfen.« Ich zog an seinem Halsband. Er öffnete das Auge wieder und taumelte auf die Füße. Er sah so aus, wie ich mich fühlte. Seine Augen waren blutunterlaufen, und er schwankte leicht, wie ein Betrunkener nach einer durchzechten Nacht.
    »Guter Junge«, sagte ich aufmunternd. »So ist’s brav. Runter vom Bett. Ab mit uns!«
    Prinzessin Arjumand wählte just diesen Augenblick, um zu gähnen, sich ausgiebig zu strecken und gemütlich tief in die Federn zu kuscheln. Ihre Botschaft hätte nicht

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