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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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über Geschichte, wissen Sie, und Professor Peddick sagte…«
    Ich hörte nicht weiter zu, sondern starrte gedankenverloren auf die Wand, genau wie Mrs. Mering bei ihrer Vorahnung. Etwas, das jemand gesagt hatte – für einen Moment war es zum Greifen nahe, des Rätsels Lösung, der wichtige Hinweis. Verity hatte recht, wir packten die Sache falsch rum an. Aber es dauerte nur eine Sekunde, dann war es mir entglitten. Es war etwas, das einer von ihnen gesagt hatte. Mrs. Mering? Terence? Ich schielte zu Terence hinüber und versuchte mich zu erinnern.
    »…und dann sagte Professor Peddick, daß Julius Cäsar nicht unwichtig gewesen sei, und daraufhin machte Professor Overforce Bekanntschaft mit dem nassen Element.«
    »Professor Overforce!« Mrs. Mering winkte Verity, ihr das Riechsalz zu reichen. »Sie sagten doch, Professor Peddick fiel in den Fluß.«
    »Eigentlich wurde er mehr gestoßen.«
    »Gestoßen!«
    Es war zwecklos. Was immer meine Ahnung gewesen war, sie war verschwunden. Und es war eindeutig Zeit, zu intervenieren.
    »Professor Peddick rutschte aus und fiel ins Wasser«, sagte ich, »und wir retteten ihn und wollten ihn eigentlich nach Oxford bringen, aber er bestand darauf, mit uns flußabwärts zu kommen. Wir hielten in Abingdon, damit er seiner Schwester ein Telegramm schicken konnte, um sie von seinen Plänen in Kenntnis zu setzen, aber offenbar ging etwas schief, und als er nicht mehr auftauchte, muß sie angenommen haben, er sei tot. Während er mopsfidel und bei uns war.«
    Sie roch tief an dem Riechsalz. »Bei Ihnen«, sagte sie und schaute Terence grübelnd an. »Ein kalter Windstoß fuhr ins Zimmer, und als ich hochschaute, standen Sie da im Türrahmen, in der Dunkelheit. Woher soll ich wissen, daß Sie nicht allesamt Geister sind?«
    »Hier. Fühlen Sie mal«, sagte Terence und hielt ihr seinen Arm hin. »›Ach, dies allzufeste Fleisch.‹« [70] Sie kniff vorsichtig in seinen Ärmel. »Sehen Sie«, sagte er. »Alles echt.«
    Mrs. Mering wirkte nicht überzeugt. »Der Geist von Katie Cook fühlte sich auch solide an. Bei einer Seance legte Mr. Crookes seinen Arm um ihre Taille und sagte, sie fühle sich völlig menschlich an.«
    Wofür es eine Erklärung gab und ebenso für den Umstand, daß Geister eine ungewöhnliche Ähnlichkeit mit Menschen hatten, die mit Seihtüchern behangen waren. Mit dieser Art von Argumentation würden wir jedenfalls nie beweisen können, daß wir lebendig waren.
    »Und Prinzessin Arjumand war bei Ihnen«, sagte Mrs. Mering, die sich immer mehr für ihre Theorie erwärmte, »von der Madame Iritosky gesagt hatte, sie hätte längst die Schwelle zur Anderen Seite überschritten.«
    »Prinzessin Arjumand ist kein Geist«, sagte Verity. »Baine hat sie heute morgen am Fischteich erwischt, als sie gerade Colonel Merings Schwarzen Mauren fangen wollte. Ist es nicht so, Baine?«
    »Genau, Miss«, erwiderte er. »Es gelang mir aber, sie zu entfernen, bevor irgendein Schaden entstand.«
    Ich schaute ihn an und überlegte, ob dieses ›Entfernen‹ die Mitte der Themse bedeutete oder ob er durch den Zwischenfall mit Verity zu verschreckt war, um dieses Exempel noch einmal zu statuieren.
    »Arthur Conan Doyle sagt, daß Geister im Jenseits essen und trinken wie wir auch«, sagte Mrs. Mering. »Er sagt, sie leben genau wie wir, nur reiner und glücklicher, und die Zeitungen würden nie etwas drucken, was nicht stimmte.«
    So ging es weiter, bis wir in Reading umstiegen, wo das Thema dazu wechselte, wie unmöglich sich Professor Peddick benommen habe.
    »Seine Lieben in solch schreckliche Seelenqualen zu stürzen«, sagte Mrs. Mering, während sie auf dem Bahnsteig stand und Baine zusah, wie er sich mit dem Gepäck abmühte, »zuzulassen, daß sie am Fenster sitzen und verzweifelt auf seine Rückkehr warten, bis nach Stunden alle Hoffnung schwindet – das ist doch der Gipfel der Grausamkeit! Hätte ich gewußt, wie sorglos er den Gefühlen seiner Angehörigen gegenüber ist, nie hätte ich ihm unser Haus geöffnet und unsere Gastfreundschaft angeboten! Niemals!«
    »Sollten wir nicht besser telegrafieren und Professor Peddick vor dem Unwetter warnen, das sich nähert?« flüsterte ich Verity zu, als wir in den anderen Zug stiegen.
    »Als ich den Fächer holte«, sagte sie und beobachtete Tossie, die mit Terence vor uns herging, »kam da irgend jemand in unser Abteil?«
    »Nicht eine Menschenseele«, erwiderte ich.
    »Und Tossie war die ganze Zeit über da?«
    »Sie ging

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