Die Farben des Alls
Aufenthaltsort kannte.«
»Wie kannst du dann so sicher sein, ihn zu finden?« bedrängte ihn Tom. »Komm doch lieber mit mir nach Capeila. Du kannst bei uns wohnen und die interplanetarischen Behörden einschalten, um deinen Vater zu finden. Sie würden ihn doch vor den Lhari schützen, oder?«
»Briscoe befürchtete – «
»Briscoe scheint mir ein sehr zweifelhafter Charakter gewesen zu sein«, erklärte Tom nachdrücklich. »Woher weißt du, daß ihn dein Vater geschickt hat? Diese ganze Geschichte mit Raynor Drei kann eine Falle sein.«
Die Idee, Tom zu folgen und sich wieder sicher zu fühlen, kam ihm sehr verlockend vor. Die interplanetarischen Behörden konnten sich damit befassen. Dennoch – wenn sie das auf der Erde getan hätten, wäre Briscoe noch am Leben.
»Das ist das Vernünftigste«, argumentierte Tom. »Du kannst doch nicht herumlaufen und ganz allein auf dich gestellt interplanetarischer Spion spielen!«
Briscoe war aber tot – er hatte sein Leben bewußt geopfert, um Bart eine Chance zur Flucht zu geben. Er hätte das sicherlich nicht getan, um Bart lediglich in eine Falle zu locken. Außerdem gab es noch die Botschaft von der achten Farbe.
»Vielen Dank, Tom«, sagte Bart langsam, »aber ich muß es auf meine Art erledigen.«
Tom zögerte und sagte dann bestimmt: »Dann mache ich mit! Mein Ticket gestattet Flugunterbrechungen. Ich werde mit dir zusammen auf Prokyon von Bord gehen, und falls dir irgend etwas passieren sollte, werde ich dort sogleich die Raumhafenbehörden informieren und die Lhari zur Rechenschaft ziehen lassen!«
Es war eine echte Versuchung, einen Freund im Rücken zu haben. Doch dann erinnerte er sich mit neu auflebendem Entsetzen an die grausig zusammengeschmolzenen Überreste des Robo-Taxis und Briscoes. sowie an die gefühllosen Worte des Lhari: »Genug Protoplasma-Substanz für zwei Körper.« Er konnte Tom da nicht mit hineinziehen. Er allein mußte sich der Gefahr stellen.
»Ich bin dir sehr dankbar«, sagte er, »aber sie beobachten dich bereits sehr genau, Tom. Wenn wir uns zusammentun, ziehen sie zweifellos irgendwelche Schlüsse. Du würdest meine Situation nur verschlimmern. Das Beste, was du tun kannst, ist, dich rauszuhalten.«
Die drei Planeten im Sichtfenster wurden größer und größer. Bart war beinahe erleichtert, als ein Signal gegeben wurde; er ließ Tom mit einem knappen »Sei vorsichtig!« stehen und ging in seine Kabine zurück, um sich für die Brems- und Landephase anschnallen zu lassen.
Er passierte wieder eine Desinfektionsschleuse und betrat schließlich die fremde Welt unter einer fremden Sonne.
Zunächst war er enttäuscht. Er befand sich in einem Lhari-Raumhafen, ähnlich dem auf der Erde – zumindest erweckte es den Anschein; er war voll von gläsernen Rampen, Rolltreppen und aufstrebenden Glaspforten. Aber die alles überstrahlende Sonne gleißte in schierem Gold und produzierte scharfe violette Schatten. Die Luft hatte einen eigentümlich warmen Salzgeruch. Jenseits des Raumhafengeländes erkannte er hoch aufragende Gebirgskämme und Bäume in ungewohnter Farbe, doch er bekam seine Träumereien in den Griff und übergab sein Ticket und seine Papiere dem Lhari-Kontrollbeamten und seinem mentorianischen Übersetzer.
Der Lhari instruierte den Mentorianer kurz in seiner eigenen Sprache: »Halten Sie ihn zurück – er wird verhört. Nennen Sie ihm aber nicht den Grund.« Bart überlief es heiß und kalt. Jetzt war es soweit…
Der Mentorianer sagte unbefangen: »Wir überprüfen das Gepäck sämtlicher Aldebaraner. Es wird eine Verzögerung von etwa einer halben Stunde geben. Würden Sie freundlicherweise in dem Raum dort drüben warten?« Er deutete auf eine Tür.
Das Zimmer war angenehm möbliert mit Stühlen und einem Bildschirm, auf dem sich eine farbenprächtige Geschichte abspielte. Kleine buntgekleidete Gestalten in Capes waren zu sehen, und Bestien, die über fremdländisch anmutendes Buschland heranstürmten – aber Bart durchmaß rastlos das Zimmer. Es hatte zwei Türen: die eine, durch die er hereingekommen war, und eine weitere. Die zweite trug die Aufschrift
GEFAHR!
VERLASSEN DES RAUMES FÜR MENSCHEN OHNE SPEZIALBRILLE GEFÄHRLICH. GEFAHR DER BLINDHEIT FÜR MENSCHLICHE AUGEN JENSEITS DIESER TÜR.
Und darunter, in kleineren Buchstaben, befand sich noch eine weitere Warnung: Die üblichen dunklen Brillen bieten keinen ausreichenden Schutz. Lhari-Lichtintensität! Das war kein Ausweg, dachte
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