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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Schultern und zwang sich dazu, nicht wild davonzurennen, nachdem er durch die Tür geschritten war, die der Lhari für ihn offenhielt.
    Sie fiel hinter ihm ins Schloß. Bart blinzelte, denn es kam ihm so vor, als befände er sich plötzlich im Stockfinstern. Nur ganz allmählich erkannte er, daß er auf einer Straße stand, der Straße einer Stadt im grellsten Sonnenlicht des Prokyon, jenseits einer nichtssagenden geschlossenen Tür und außerhalb des Lhari-Raumhafens.
    Er mußte schleunigst untertauchen! Rasch befreite er sich von dem mentorianischen Umhang, wollte ihn zunächst wegwerfen, rollte ihn dann aber unter dem Arm zusammen. Wenn sie ihn fanden, wären sie ihm auf der Spur, und vielleicht konnte er ihm noch gute Dienste tun. Er hob den Blick und blieb wie angewurzelt stehen.
    Unmittelbar vor ihm, auf der anderen Straßenseite, befand sich ein langgestrecktes, flaches, in Regenbogenfarben gestrichenes Gebäude. Bart traute kaum seinen Augen, als er den Firmennamen las:
     
    INTERPLANETARISCHE HANDELSGESELLSCHAFT
    ACHT FARBEN
    PERSONEN- UND GÜTERVERKEHR NACHRICHTENÜBERMITTLUNG
    EXPRESS INHABER: A. RAYNOR EINS

Kapitel 4
     
    Einen Augenblick lang tanzten die Worte vor Barts verwirrten Augen. Er rieb daran herum, während er versuchte, sich zu fangen. Acht Farben! Hatte er schon so bald das Ende seiner gefährlichen Suche erreicht? War das hier wahrhaftig der sichere Ort, an dem er der Überwachung der Lhari entgehen konnte? Briscoe hatte davon gesprochen, gewiß, aber irgendwie hatte er etwas Zwielichtiges und Verborgenes erwartet. Er las das Schild noch einmal. Dort stand es, für jeden sichtbar: ACHT FARBEN.
    Raynor Eins. Die Existenz von Raynor Eins ließ darauf schließen, daß auch ein Raynor Zwei existierte, und vermutlich auch ein Raynor Drei – und womöglich ein Raynor Vier, Fünf, oder beispielsweise Fünfundfünfzig! Es konnte kein Zufall sein. Das Gebäude vermittelte einen Eindruck von Festigkeit und Realität. Es sah sogar ein bißchen schäbig aus, so als hätte es schon lange Zeit dort gestanden; die Neonschrift konnte eventuell jüngeren Datums sein.
    Als seine Hand bereits die Tür berührte, ließ ihn eine Art Panik in letzter Minute zögern. Woher wußte er, ob es sich um die richtigen Acht Farben handelte. Andererseits war es Familienwortschatz – ein Ausdruck, auf den man kaum irgendwo anders stoßen würde. Und Briscoe – er wäre sicher nicht in den Tod gegangen, um ihn in eine Falle zu locken. Er schob die Tür auf und ging hinein.
    Der Raum bestand aus Chrom und Glas; seine Beleuchtung war noch greller als die Sonne des Prokyon vor der Tür. Flimmerndes Neonlicht zeichnete im mentorianischen Stil die Umrisse der einzelnen Möbelstücke nach. Eine unnahbar aussehende junge Dame saß hinter ihrem Schreibtisch – oder hinter etwas, das zumindest einen Schreibtisch darstellen sollte, wenngleich es mehr einem Spiegel mit winzigen verschiedenfarbigen Lichtpunkten glich, die in regelmäßigen Abständen an einer Seite angeordnet waren. Das spiegelnde Oberteil war von blau-violetter Farbe, und es verlieh ihrem Teint und ihren violetten Augen einen eigenartigen Blauton. Sie selbst war wohlgerundet und lackiert und glitzernd, und unter gehobenen Brauen bedachte sie Bart in seiner Erdentracht mit einem Blick, als handele es sich um eine ausgefallene Lebensform, die sie noch nicht sehr häufig zu Gesicht bekommen hatte.
    »Haben Sie einen Termin?«
    Er fragte sich, was geschehen würde, wenn er den Namen Rupert Steele erwähnte – oder auch Raynor Drei. Statt dessen sagte er: »Ich hätte gern Raynor Eins gesprochen, wenn möglich.«
    Ihr zierlicher blaulackierter spitzer Fingernagel stach nach den bunten Lichtpunkten. »In welcher Angelegenheit?« fragte sie gelangweilt.
    »In einer persönlichen Angelegenheit.«
    »Dann schlage ich vor, ihn bei sich zu Hause aufzusuchen.«
    »Ich kenne seine Adresse nicht«, sagte Bart, »und außerdem ist es wichtig.«
    Die junge Dame betrachtete die gläserne Schreibtischplatte und drückte auf weitere kleine Lichtpunkte. Ein kleiner Bildschirm belebte sich, aber sie beugte sich darüber, so daß Bart nichts erkennen konnte. Ihre Finger bewegten sich in raschem Tempo; schließlich sagte sie: »Wie ist Ihr Name?«
    Was würde geschehen, wenn er seinen richtigen Namen preisgab?
    In letzter Minute entschied er sich dagegen. Das Mädchen war schließlich Mentorianerin, eventuell steckte sie mit den Lhari unter einer Decke.
    »David Briscoe.«
    Er war der

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