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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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alten Myral. Auch sie können sich nicht mit Jeslek messen, aber sie werden geachtet, und Jeslek wird es nicht wagen, sie einfach zu beseitigen. Solange sie leben, wird er es auch nicht wagen, Euch aus dem Weg zu räumen, nachdem sie Euch dezent, aber unübersehbar unterstützt haben.« Die rothaarige Frau hob das Weinglas und trank einen Schluck. »Das war äußerst klug von Euch.«
    »Ich kann nicht behaupten, dass ich es so klar durchdacht hätte.« Cerryl zuckte mit den Achseln. Er trank einen Schluck Wein, nachdem er ihn mit den Chaos-Sinnen geprüft hatte.
    »Oh, wahrscheinlich habt Ihr wohl wirklich nicht darüber nachgedacht, aber Ihr habt es gefühlt und das ist in gewisser Weise sogar noch bewundernswerter.« Anya trank einen Schluck Wein. »Der Wein ist wirklich gut. Genießt ihn, solange Ihr noch könnt.«
    Cerryl hob die Augenbrauen.
    Anya lachte nicht unfreundlich. »Nein, so meinte ich das nicht. Die wahren Chaos-Meister wie Sterol und Jeslek haben Glück, wenn sie mehr als ein paar Schlucke guten Wein genießen können, ehe das Chaos in ihnen und um sie herum den Wein in Essig verwandelt. Oft ist es sehr guter Essig, aber es ist trotzdem kein Wein mehr.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Sie haben natürlich kein Interesse, es überall herumzuerzählen, aber es ist wahr.«
    »Ihr müsst sicher auch mit diesem Problem zu kämpfen haben«, sagte Cerryl zögernd. »Ihr seid viel stärker, als Ihr es Euch auf den ersten Blick anmerken lasst.«
    »Ja … und nein.« Anya zuckte mit den Achseln und hielt das Glas einen Augenblick lang mit beiden Händen. »Die Chaos-Energie wirkt sich bei Frauen anders aus.«
    »Dennoch setzt die Gilde Frauen ein – Euch, Lyasa, Shenan …«
    Anya runzelte die Stirn, als Shenans Name fiel. Sie war die Abgeordnete der Gilde in Ruzor und dem Vernehmen nach Myrals jüngere Schwester. »Einige von uns …«
    Ein diskretes Husten verriet ihnen, dass jemand die Treppe heraufkam.
    Westcort erschien mit zwei Tellern, die noch vor Wärme dampften. Der Inhaber stellte das weiße Porzellangeschirr auf den Tisch. Die Teller waren erheblich teurer als das Geschirr, das unten im Schankraum benutzt wurde, aber bei weitem nicht so elegant wie das, was Cerryl in Furenks Hinterzimmer gesehen hatte. »Die Koteletts nach Art des Hauses … mit Reis und Pilzen.«
    Die Schankmaid, die dem Wirt gefolgt war, servierte noch einen Korb Brot, einen Topf Marmelade und eine zweite, bereits geöffnete Flasche von dem Wein, den sie bereits gekostet hatten.
    Westcort setzte eine kleine Handglocke aus Messing auf den Tisch, von beiden Gästen gleich weit entfernt, aber von Anya aus gesehen auf der rechten Seite. »Wenn Ihr sonst noch etwas wünscht …«
    »Danke, Westcort.« Die rothaarige Magierin hob Messer und Gabel.
    Cerryl folgte ihrem Beispiel. Er war froh, dass er dank Leyladin etwas Erfahrung mit gutem Besteck hatte. Die Koteletts waren nicht überragend gut, aber deutlich besser als das Zeug, das unten serviert wurde.
    Nach ein paar Bissen sah Anya den jungen Magier an. »Ihr seid wirklich erstaunlich, Cerryl.«
    »Ich bin, was ich bin«, gab er zurück, da er nicht genau wusste, was er darauf sagen sollte.
    »Ja, das seid Ihr.« Wieder einmal strahlte sie ihn freundlich, gewinnend und unaufrichtig an. »Das ist ja das Überraschende. Ihr seid ein Waisenkind und wurdet von einem Bergmann und seiner Frau aufgezogen -Ihr müsst wissen, dass ich einiges über Euch herausgefunden habe. Aber Ihr redet wie ein gebildeter Mann. Ihr habt in einer Mühle und dann für einen Schreiber gearbeitet. Doch mit dem Besteck geht Ihr um wie jemand, der sich gut damit auskennt, und Eure Tischmanieren sind makellos. Was mich überrascht, ist nicht so sehr, was Ihr seid, sondern vielmehr, was Ihr nicht seid.« Wieder lächelte sie, nicht mehr ganz so offen, sondern ironisch und ehrlicher.
    »Was bin ich denn nicht?« Cerryl lachte leise.
    »Ihr seid nicht grob, ungebildet und fast unfähig, Euch gut auszudrücken. Ihr versucht nicht – wie es andere mit ähnlicher Herkunft durchaus tun –, Euch mit Gewalt Euren Weg in der Gilde zu ebnen.«
    »Bisher war mir noch nicht bewusst, dass ich überhaupt irgendetwas gesucht habe.« Cerryl trank einen Schluck Wein. »Meine Unwissenheit hat mich vorsichtig gemacht.«
    »Ah, ja … vorsichtig. Ihr tut sehr klug daran, vorsichtig zu sein. Selbst Myral hat eine Andeutung gemacht, dass sich die Zeiten ändern.« Sie hob das Weinglas und trank es aus.
    Cerryl goss es ihr noch

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