Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)
streicht über meinen Bauch. Er ist fest und voll und bewegt sich.
»Das musst du nicht«, sagt Dilly Martinment und wirft mir über die Schulter einen Blick zu.
»Ich bin schlecht«, wispert das Mädchen.
»Ich glaube weder an Hölle noch an Verdammnis«, bemerkt Dilly Martinment in munterem Ton. Wie viel leichter kann sie das sagen als wir, denke ich. »Wir müssen das Beste aus dem machen, was auf uns zukommt.« Sie redet weiter, aber ich höre ihr nicht mehr zu, sondern blicke mit aufsteigendem Entsetzen in das Hinterzimmer. Ich erkenne einen Tisch und einen Stapel Tücher, die mit einer dunklen Flüssigkeit vollgesogen sind. Der Lampenschein fällt auf ein Metallinstrument.
»Du wirst feststellen, dass die Dinge nun einfach ihren Lauf nehmen«, ruft Dilly Martinment dem Mädchen nach. »Ich frage nie nach Namen«, murmelt sie mir zu. Sie schließt die Tür und betrachtet wieder meinen Bauch. »Es hat einen guten Halt dort drin«, sagt sie. »Es könnte schwieriger sein, es loszuwerden, als du es dir vorstellst. Natürlich gibt es auch noch andere Wege.« Sie klopft mit einem spitzen, verfärbten Fingernagel gegen das Glasfläschchen. »Dieses Öl bewirkt, dass deine Monatsblutungen wiederkommen, diese dunkelrote monatliche Entlastung, die du ja nicht hast und an die du dich, denke ich, bei allen Unannehmlichkeiten und Schmerzen, die sie mit sich bringt, jetzt fast wehmütig erinnerst.«
»Dauert es lange?«, frage ich. Ich schaffe es nicht zu fragen, was ich in Wirklichkeit wissen muss.
Sie sieht mich an.
»Nein.«
Als ich gehe, habe ich das Gefühl, dass alles schlecht ist. Schlecht. Zu Hause in meiner Kammer finde ich seltsamerweise Trost in dem vertrauten Geruch nach Mäusen. Der Gestank ist schwach, aber beißend.
Ich verstecke das Öl hinten in der Truhe, in der meine Unterwäsche und die Bibel liegen. Am Abend nehme ich es heraus und betrachte es, bevor ich schlafen gehe. Das Kind trommelt in mir, seine Gliedmaßen bearbeiten von innen meinen Bauch. Ich drehe das blaue Fläschchen zwischen Zeigefinger und Daumen und sehe zu, wie das Öl innen am Glas Schlieren hinterlässt. Im Kerzenlicht schimmert es giftig.
Ich weiß, dass ich keinen Moment länger warten kann. Ich nehme den Löffel, den ich zu diesem Zweck versteckt habe, und gieße ein wenig Sadebaumöl hinein.
Es ist schon lange dunkel geworden. Mrs. Blight hat sich auf den Weg nach Hause gemacht, und Mary Spurren ist in ihrer Kammer über mir – ich kann das Knarren ihres Bettes hören, als sie sich darauf niederlässt.
Meine Hand zittert nicht, und ich verschütte keinen einzigen Tropfen. Ich schiebe den Löffel in den Mund und schlucke die Flüssigkeit hinunter. Sie schmeckt so harzig, unangenehm und bitter, dass sich meine Kehle verschließt. Ich beiße die Zähne zusammen und schaukle vor und zurück, während ich mich mühe, mich nicht zu übergeben. Dann fülle ich den Löffel wieder und schlucke den Inhalt runter. Und noch einmal.
Danach klettere ich ins Bett, bewege mich nicht und spreche kein Wort, aber in mir schreit jede Faser meines Seins laut vor Zorn.
»Mörderin«, antwortet die Stimme in mir flüsternd.
* * *
Am folgenden Morgen, bevor ich zum Frühstück hinuntergehe, nehme ich wieder drei Löffel von dem Öl, obwohl es widerlich schmeckt und auch den Geschmack von dem Brot und dem Ale verdirbt.
Mrs. Blight merkt, dass der Löffel fehlt, und das Blut schießt mir in die Wangen, als ich mit ihr in den Besteckkasten blicke. Ich weiß, dass sie glaubt, ich hätte ihn gestohlen, aber sie sagt kein Wort zu mir. Stattdessen ergeht sie sich in beißendem Spott, als der Löffel am Nachmittag wieder auftaucht.
»Sieh sich das mal einer an«, sagt sie und hält ihn in die Höhe. »Es sind immer die silbernen Löffel, die verschwinden, nicht wahr, Mary? Bemerkenswert, wie schnell sie kommen und gehen, stelle ich immer wieder fest.« Sie äfft das Geblöke eines jungen Mädchens nach: »Oh, Madam, ich weiß nicht, wie der Löffel in meine Schürze fallen konnte. Wie er glänzt! Was für ein Glück, dass wir ihn gefunden haben, bevor er in der Wäsche verloren gehen konnte!« Mrs. Blight beugt sich über den Tisch und flüstert mir bösartig zu: »Du kleine Diebin! Ich kann mir nicht helfen, Mary, aber ich denke, dass es hier etwas gibt, was Mr. Blacklock wissen sollte.«
Wie recht sie hat. Als ich an diesem Abend in meiner Kammer bin, trinke ich das Öl direkt aus dem Fläschchen, und ebenso am Morgen. Die Tränen
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