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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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gleichmäßiger.«
    »Aber es ist feucht«, sage ich. »Wie kann ich erkennen, welchen Grad der Feinheit ich erreicht habe?«
    »Die Erfahrung wird es dich lehren.«
    Er gibt mehr in den Mörser, fügt ein wenig Wasser aus einer Flasche hinzu und bearbeitet die Mischung eine ganze Weile gleichmäßig mit dem Stößel. Ein leises, regelmäßiges Geräusch ist zu hören, während sich sein Arm bewegt. Ich möchte ihn gerne zufriedenstellen, denke ich, während ich seinen Ärmel betrachte. Ich würde gerne stolz darauf sein, jedes Mal eine gleichmäßige Beschaffenheit zu erreichen.
    »Vielleicht hilft es dir, wenn du dir vorstellst, dass der Zweck deines Tuns nicht darin besteht, diese Bröckchen zu zerkleinern«, meint er, »sondern darin, diese drei Substanzen noch stärker und enger miteinander zu verbinden.«
    »Ich soll mir vorstellen, dass ich ihre unterschiedlichen Eigenschaften zusammenpresse?«, frage ich.
    »Nicht nur zusammenpressen«, erwidert er, »sondern wirklich miteinander vereinen.«
    »Ich verstehe. Wie eine Dreierhochzeit.«
    Mr. Blacklock scheint zusammenzuzucken. Ich finde, er ist ein attraktiver und bemerkenswerter Mann für sein Alter. Warum er wohl keine Ehefrau hat?
    Später zeigt er mir, wie ich die Gefäße auswaschen soll, wenn er sie nicht mehr braucht. Ich sehe zu, wie er mit seinen großen Handflächen den Schmutz entfernt und das warme Wasser hineinschöpft. Dann nimmt er mich mit in den Hof und schüttelt ein wenig leichten Staub von der Mischung auf ein Brett.
    Mit seinen großen Händen umschließt er eine Flamme, um sie gegen den Luftzug zu schützen, als wäre sie ein Lebewesen, bringt sie in Verbindung mit der Mixtur und tritt zurück, während die Flamme langsam über das Brett kriecht. Als sie sich voranbewegt, empfinde ich eine prickelnde Freude.
    »Das ist eine saubere und zufriedenstellende Verbrennung«, bestätigt Mr. Blacklock. »Ein gleichmäßiges Pulver. Es sollte nicht unruhig verbrennen. Jedes Zerreiben sollte zu diesem Ergebnis führen. Wenn du unsicher bist, kannst du deine Mixturen auf diese Weise prüfen, bis du es nach dem Aussehen und dem Gefühl der Bestandteile unter deinem Stößel beurteilen kannst. Selbst das Geräusch der Partikel während der Bearbeitung wird dir vertraut werden.« Er legt die Werkzeuge hin und lässt mich draußen im Hof weiterüben.
    »Das könnte Tage dauern«, rufe ich beklommen und überlege, wie lange die Trockenzeit dauert. Mr. Blacklock dreht sich um und sieht mich an.
    »Das wird es«, pflichtet er mir bei. »Aber man könnte ein ganzes Leben mit einer weniger produktiven Beschäftigung verbringen.« Er hustet. »Eine Rakete, die schlecht gemischt ist, raucht, und sie brennt schlecht. Wir streben nach Besserem. Wenn jemand Feuerwerkskörper von Blacklock bestellt, weiß er, dass ihre Qualität in London unübertroffen ist.«
    Die Wintersonne scheint auf die Ziegel hinunter. Im Haus kann ich Mary Spurren unmelodisch vor sich hin summen hören, während sie am Spülbecken abwäscht. Ein Hund bellt.
    Und ich denke an etwas, mit dem ich mich in den vergangenen Tagen wenig beschäftigt habe. Das Ding in mir, das ich nicht benennen kann, hat begonnen, sich leise zu bewegen und an mir zu knabbern wie ein Schwarm Fische – winzige Fische in meinem Bauch, wie Elritzen oder kleine Stichlinge. Es bringt mich dazu, plötzlich innezuhalten, wenn es geschieht. Es geschieht so selten und ist so überraschend, und dann passiert stundenlang wieder nichts. Seit drei Nächten halte ich nun die Luft an und warte gespannt auf diese Augenblicke, so wie man auf eine Sternschnuppe wartet, die hell leuchtend vom dunklen Himmel fällt. Ich habe Angst, das Gefühl zu mögen – es ist so zart, so wundersam. Es fällt mir schwer, den Groll, der in mir brodelt, mit seiner Ursache selbst in Einklang zu bringen. Stattdessen habe ich Angst, dass ich dadurch weich werde. Ich wäre verloren, wenn ich weich würde.

11

    Am siebten Tag lässt Mr. Blacklock nichts darüber verlauten, dass ich gehen soll – ich habe also vermutlich einen Arbeitsplatz. Er gibt mir vier Schillinge als Wochenlohn. Als er mir den Rücken zukehrt, zähle ich die Münzen mit Erleichterung noch einmal und verstecke sie später unter dem Waschtisch in meiner Kammer. Mary Spurren wird nicht dort hineingehen, sie sagt, sie kann Mäuse nicht ausstehen. Vielleicht finde ich einen Weg, um das, was ich von meinem Lohn entbehren kann, an meine Familie zu schicken. Meine Gedanken eilen

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