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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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Geschmacksrichtungen explodieren und wieder verblassen, wenn ich einatme.
    Ich merke, dass er mich immer noch ansieht. Warum betrachtet er mich so aufmerksam? Sein Blick scheint sich in mich hineinzubrennen. Wie dumm muss das gewesen sein, was ich gesagt habe. Meine Finger werden heiß, und als ich den Schwefel aus der Schale ungeschickt in den Mörser schütte, fallen ein paar Stückchen über den Rand auf der Werkbank. Er wendet sich wieder seiner Arbeit zu, und als ich aufblicke, ist sein Gesicht sehr konzentriert.
    Mrs. Blight kommt zur Tür der Werkstatt und späht hinein.
    »Mr. Blacklock, Sir?«, flötet sie. »Kann ich mir Agnes ausleihen, damit sie für mich zum Laden geht? Ich brauche Butter, und da Mary den ganzen Nachmittag unterwegs ist, stecke ich bis über beide Ohren in der Arbeit, ich bin ganz verzweifelt, Sir, und ich will doch nicht, dass das Abendessen zu spät fertig wird.« Sie weigert sich, den Raum zu betreten.
    Mr. Blacklock zieht ein missmutiges Gesicht. »Beeil dich aber bitte.« Er macht eine ruckartige Kopfbewegung in meine Richtung. »Und lass es dir nicht zur Gewohnheit werden, Frau«, fügt er, an Mrs. Blight gewandt, hinzu.
    »Oh, danke, Sir.« Sie lächelt affektiert.
    Spicer’s Lebensmittelladen ist auf der anderen Seite des Mallow Square, gleich um die Ecke, aber es ist kalt, und ich bin froh über meinen Umhang. Im Laden ist viel los, und er ist mit Waren vollgestopft.
    »Nur Butter, bitte«, sage ich schüchtern und sehe mich um. Mrs. Spicer ist dick und adrett und hat gerötete Hände mit Schwimmhäuten wie eine Gans.
    »Du arbeitest bei Blacklock, nicht?«, fragt sie freundlich und watschelt zu einem Brett, um die Butter abzuschneiden.
    »Das stimmt«, antworte ich.
    »Ein halbes Pfund?«, fragt sie, und ich nicke.
    »Uns fällt ein neues Gesicht hier immer gleich auf«, sagt sie und wickelt das Stück Butter ein. »Sehe jeden vorbeigehen und höre den ganzen Klatsch und Tratsch. Wird nie langweilig! Auf die Rechnung von Mr. Blacklock, und gekauft von … mal sehen, ob ich mich erinnern kann … Agnes!«
    »Genau«, sage ich unsicher und greife nach dem Paket. Ich bin überrascht, dass schon jemand meinen Namen kennt.
    »Exzentrisch, dieser Mann«, sagt sie. Sie will eindeutig plaudern. »Obwohl es heißt, dass er vor vier Jahren ein ehrgeiziger Mensch war, und dann, als seine arme Frau auf diese Art starb, so plötzlich … ist der Funke in ihm anscheinend erloschen.«
    Es ist wahr, denke ich, in der Stadt gibt es viele Augen. Doch als ich mich zum Gehen wende, kommt mir etwas in den Sinn.
    »Kennen Sie eine junge Frau namens Lettice? Lettice Talbot?«, frage ich hoffnungsvoll. »Ich bin auf der Suche nach ihr.«
    Mrs. Spencer runzelt nachdenklich die Stirn. »Lettice Talbot. Nein, ich glaub nicht, meine Liebe. Augenblick mal. Spicer!«, ruft sie plötzlich, und ein kleiner Mann taucht in einer Tür im Hintergrund auf. »Kennen wir ein Mädchen namens Lettice Talbot?«
    Mr. Spicer rückt sich die Brille auf der Nase zurecht und schüttelt den Kopf. »Talbot, nein«, antwortet er. »Es gibt die Tallets am Cripplegate, aber sie haben keine Töchter.«
    »Hab ich mir auch gedacht«, meint Mrs. Spicer. »Wir sind jetzt seit über zehn Jahren hier und kennen die meisten Leute in der Gegend. Den Namen hab ich noch nie gehört, meine Liebe.« Sie lächelt mich an und wendet sich ab, um die nächste Kundin zu bedienen.
    »Guten Tag«, sage ich höflich und verlasse den Laden.
    * * *
    Nach Feierabend bin ich immer erschöpft. Der rechte Arm hängt wie eine schwere Last von meiner Schulter und schmerzt, als ich mir Suppe in meine Schale schöpfe. Manchmal zieht Mr. Blacklock es vor, erst zu Abend zu essen, wenn wir die Krümel weggefegt und ihn am Feuer allein gelassen haben. Er liest in seinen dicken, ledergebundenen Büchern, oft, ohne die Seiten umzublättern. Als ich einmal aufgestanden bin, um den Raum zu verlassen, hat er aufgeblickt, als wäre er verwundert, mich hier zu sehen. Der Hausflur kam mir einsam vor, als ich zur Treppe ging. Manchmal bleibt Mr. Blacklock in seinem Studierzimmer, und wir sehen ihn überhaupt nicht.
    Nachts wache ich häufig aus dem Tiefschlaf auf, weil ich seine Schritte auf den knarrenden Treppenstufen vor meiner Kammer höre. Ein schwacher Lichtkreis von seiner Kerze fällt unter der Tür hindurch, wenn er vorübergeht.
    Es gibt auch andere Geräusche, die mich aufwecken. Ich höre die Kirchenglocken in der Nähe des Hauses und kann

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