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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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kann man zu gar nichts zwingen.«
    Er ließ den Motor an und horchte. Ich fand, dass er wie immer klang, aber Pappy meinte, ein neues Klappern zu hören.
    »Machen wir eine kleine Fahrt«, sagte er. Benzin zu verschwenden war in Pappys Augen eine Sünde, aber er schien begierig, ein bisschen von dem kostenlosen Kraftstoff zu verbrennen, den Tally und Cowboy ihm hinterlassen hatten.
    Ich stieg ein, und wir fuhren auf die Straße. Ich saß, wo vor ein paar Stunden Tally gesessen hatte, als sie und Cowboy während des Gewitters davongelaufen waren. Ich dachte nur an sie und war so verwirrt wie eh und je.
    Die Straße war zu nass und schlammig, als dass Pappy die Idealgeschwindigkeit von siebenunddreißig Meilen pro Stunde erreicht hätte, trotzdem meinte er, dass mit dem Motor etwas nicht ganz stimmte. An der Brücke hielten wir an und betrachteten den Fluss. Die Kies- und Sandbänke waren verschwunden; zwischen den Ufern war nur Wasser zu sehen -
    Wasser und Treibgut von weiter flussaufwärts. Er rauschte vorbei, schneller als je zuvor. Pappys Stecken, sein Pegelmesser, war längst verschwunden, von der Strömung mitgerissen. Wir brauchten ihn nicht, um vorherzusagen, dass der St. Francis über die Ufer treten würde.
    Das Wasser und sein Geräusch schienen Pappy zu hyp-notisieren. Ich wusste nicht, ob er am liebsten geflucht oder geweint hätte. Beides hätte natürlich nichts genützt, und wahrscheinlich wurde Pappy jetzt zum ersten Mal klar, dass er eine weitere Ernte verlieren würde.
    Was immer mit dem Motor nicht gestimmt hatte, als wir wieder zu Hause waren, hatte es sich selbst repariert. Während des Abendessens verkündete Pappy, dass der Pick-up vollkommen in Ordnung sei, woraufhin wir uns in eine ausführliche und fantasievolle Diskussion über Tally und Cowboy stürzten und Mutmaßungen anstellten, wo sie jetzt waren und was sie jetzt taten. Mein Vater hatte gehört, dass viele Mexikaner in Chicago lebten, und er vermutete, dass Cowboy und seine Braut in der riesigen Stadt unter- und nie wieder auftauchen würden.
    Ich machte mir solche Sorgen um Tally, dass ich mich zum Essen zwingen musste.

    * * *
Spät am nächsten Morgen tat die Sonne ihr Bestes, um durch die Wolken zu brechen, und wir kehrten auf die Felder zurück, um Baumwolle zu pflücken. Wir hatten es satt, im Haus herumzusitzen und den Himmel zu beobachten. Sogar ich wollte zurück auf die Felder.
    Die Mexikaner waren besonders wild auf die Arbeit. Sie waren hier, zweitausend Meilen von zu Hause entfernt, und verdienten nichts.
    Aber die Baumwolle war zu nass und der Boden zu aufgeweicht. Schlamm klebte an meinen Schuhen und an meinem Sack, so dass ich nach einer Stunde das Gefühl hatte, einen Baumstamm zu schleppen. Nach zwei Stunden gaben wir auf und fuhren zum Haus zurück, eine niedergeschlagene und mutlose Truppe.
    Die Spruills hatten genug.
    Es überraschte uns nicht, als wir sahen, dass sie ihr Lager abbrachen. Sie gingen langsam zu Werk, als widerstrebte es ihnen, die Niederlage einzugestehen. Mr Spruill erklärte Pappy, dass es keinen Sinn habe zu bleiben, wenn sie nicht arbeiten könnten. Sie hatten den Regen satt, und wir konnten es ihnen nicht verübeln. Sechs Wochen lang hatten sie auf unserem Hof kampiert. Ihre alten Zelte und Planen waren von dem vielen Regen schwer. Die Matratzen, auf denen sie schliefen, waren dem Wetter zu sehr ausgesetzt und mit Dreck bespritzt. Ich an ihrer Stelle wäre schon längst abgereist.
    Wir saßen auf der Veranda und sahen zu, wie sie ihre Sachen einsammelten und alles wahllos in ihrem Pick-up oder auf dem Anhänger verstauten. Da Hank und Tally nicht mehr bei ihnen waren, hatten sie jetzt mehr Platz.
    Ihr Aufbruch jagte mir plötzlich Angst ein. Bald wären sie zu Hause, und Hank wäre nicht da. Sie würden warten, dann nach ihm suchen, schließlich anfangen, Fragen zu stellen. Ich wusste nicht, ob und wie das eines Tages mich betreffen könnte, trotzdem hatte ich Angst.
    Meine Mutter zwang mich, mit ihr in den Gemüsegarten zu gehen, wo wir Gemüse für zwanzig Personen ernteten. Wir wuschen Mais, Gurken, Tomaten, Okra und Salat in der Küchenspüle und verstauten dann alles vorsichtig in einem Pappkarton. Gran legte ein Dutzend Eier und zwei Pfund Schinken dazu, ein Pfund Butter und zwei Gläser mit eingemachten Erdbeeren. Die Spruills würden nicht ohne Reiseproviant aufbrechen.
    Im Lauf des Nachmittags wurden sie mit dem Packen fertig.
    Ihr Pick-up und der Anhänger waren hoffnungslos

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