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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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    Schachteln und Säcke hingen an den Seiten, mit Draht notdürftig festgebunden und dazu verdammt, irgendwann herunterzufallen. Als klar war, dass sie aufbrechen würden, gingen wir als Familie die Verandatreppe hinunter und über den Hof, um Lebewohl zu sagen. Mr und Mrs Spruill nahmen die Lebensmittel an. Sie entschuldigten sich dafür, dass sie abreisten, bevor die Baumwolle ganz gepflückt war, aber wir wussten alle, dass die Ernte wahrscheinlich sowieso beendet war. Sie versuchten, zu lächeln und freundlich zu sein, aber man sah ihnen an, dass sie litten. Ich dachte, dass sie immer und ewig den Tag bereuen würden, an dem sie beschlossen hatten, auf unserer Farm zu arbeiten. Woanders hätte Tally Cowboy nicht kennen gelernt. Und Hank wäre vielleicht noch am Leben, obwohl ihm angesichts seines Hangs zur Gewalttätigkeit vermutlich ohnehin ein früher Tod beschieden war. »Denn wer das Schwert nimmt, soll durchs Schwert umkommen«, zitierte Gran immer gern.
    Ich fühlte mich schuldig wegen der bösen Gedanken, die ich ihnen gegenüber gehegt hatte. Und ich kam mir vor wie ein Dieb, weil ich die Wahrheit über Hank wusste und sie nicht.
    Ich schüttelte Bö und Dale die Hand, die beide nicht viel zu sagen hatten. Trot versteckte sich hinter dem Anhänger. Als wir uns alle verabschiedet hatten, schlurfte er zu mir und murmelte etwas, was ich nicht verstand. Dann streckte er die Hand aus und reichte mir einen Pinsel. Ich hatte keine andere Wahl, als ihn anzunehmen.
    Die Erwachsenen waren Zeugen dieser Übergabe, und einen Moment lang sagte niemand etwas.

    »Dort drüben«, krächzte Trot und deutete auf ihren Pick-up.
    Bö nahm den Hinweis auf und holte etwas gleich hinter der Heckklappe heraus. Er trug einen sauberen, noch nicht geöffneten Farbeimer mit einem leuchtenden Pittsburgh-Paint-Etikett darauf zu mir und stellte ihn ab, dann holte er einen zweiten.
    »Die sind für dich«, sagte Trot.
    Ich blickte auf die zwei Eimer mit weißer Farbe, dann sah ich zu Pappy und Gran. Über den Hausanstrich war zwar seit Tagen nicht mehr geredet worden, aber es war klar gewesen, dass Trot sein Projekt nie zu Ende bringen würde. Jetzt übertrug er mir den Job. Ich blickte zu meiner Mutter und sah ein merkwürdiges Lächeln um ihre Lippen.
    »Hat Tally gekauft«, sagte Dale.
    Ich klopfte mit dem Pinsel gegen mein Bein und brachte schließlich ein »Danke« heraus. Trot grinste mich dümmlich an, und die anderen mussten lächeln. Wieder einmal gingen sie zu ihrem Wagen, aber diesmal stiegen sie ein. Trot saß jetzt allein auf dem Anhänger. Als wir sie angeheuert hatten, war Tally bei ihm gewesen. Er wirkte traurig und verlassen.
    Ihr Pick-up sprang nur widerwillig an. Die Kupplung kreischte und klemmte, und als sie sich endlich löste, setzte sich der gesamte Zug schwankend in Bewegung. Die Spruills fuhren los, Töpfe und Pfannen klapperten, Schachteln wackelten, Bö und Dale warf es auf ihren Matratzen hin und her, und Trot lag zusammengerollt in einer Ecke des Anhängers. Wir winkten, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
    Über das nächste Jahr war nicht geredet worden. Die Spruills würden nicht zurückkommen. Wir wussten, dass wir sie nie wieder sehen würden.
    Das bisschen Gras im Hof vor dem Haus war platt getreten, und als ich die Schäden begutachtete, war ich sofort froh, dass sie fort waren. Ich trat in die Asche der Feuerstelle auf dem Schlagmal und wunderte mich wieder einmal, wie gedankenlos sie gewesen waren. Ihr Pick-up hatte Furchen hinterlassen, ihre Zeltstangen Löcher im Boden. Im nächsten Jahr würde ich einen Zaun aufstellen, um die Leute aus den Bergen von meinem Baseballfeld fern zu halten.
    Im Augenblick jedoch hatte ich vor, zu beenden, was Trot begonnen hatte. Ich schleppte die Farbeimer einen nach dem anderen auf die vordere Veranda und war überrascht von ihrem Gewicht. Ich rechnete damit, dass Pappy etwas sagen würde, aber die Situation schien ihm keinen Kommentar abzunötigen. Meine Mutter jedoch gab meinem Vater Instruktionen, und er errichtete auf der Ostseite des Hauses rasch ein Gerüst. Es bestand aus einem zwanzig Zentimeter breiten und zwei Meter langen Eichenbrett, das auf der einen Seite auf einem Sägebock auflag, auf der anderen auf einem leeren Dieselfass. Das Fassende war etwas niedriger, aber nicht so sehr, dass der Maler das Gleichgewicht verlor. Mein Vater öffnete einen Eimer, rührte mit einem Stock in der Farbe und hob mich auf das Gerüst. Er gab mir ein paar

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