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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ob hier irgendetwas vor sich gehen würde. Sie wandte sich um, um das Übliche zu machen, und Jackie musterte sie von Kopf bis Fuß.

    »Habt ihr von Ricky gehört?«, fragte er mich, ohne den Blick von Cindy zu wenden.
    »In letzter Zeit nicht«, sagte ich und starrte Cindy ebenfalls an.
    »Ricky ist ein harter Kerl. Ihm wird’s schon gut gehen.«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    Er zündete sich eine Zigarette an und paffte eine Weile. »Bei euch draußen alles nass?«, fragte er.
    »Patschnass.«
    Cindy stellte eine Schale Schokoladeneis und eine Tasse mit schwarzem Kaffee vor Jackie.
    »Angeblich soll es die nächsten zwei Wochen regnen«, sagte er.
    »Ich zweifle nicht daran.«
    »Regen, Regen, Regen«, sagte Cindy. »Die Leute reden nur über den Regen. Habt ihr es nicht allmählich satt, immer nur über das Wetter zu sprechen?«
    »Es gibt nichts anderes, worüber man sprechen könnte«, sagte Jackie. »Zumindest wenn man Farmer ist.«
    »Nur ein Dummkopf wird Farmer«, sagte sie, warf das Handtuch auf die Theke und ging zur Kasse vorn im Laden.
    Jackie aß einen Löffel Eis. »Da hat sie vermutlich Recht.«
    »Vermutlich.«
    »Geht dein Daddy nach Norden?«, fragte er.
    »Wohin?«
    »Nach Norden, nach Flint. Wie ich höre, rufen manche Männer schon an wegen Arbeit im Buick-Werk. Dieses Jahr gibt es angeblich nicht so viele Jobs, und sie nehmen nicht mehr so viele wie früher, deswegen versuchen die Leute, jetzt schon ‘ne Stelle zu ergattern. Die Baumwolle ist mal wieder beim Teufel. Wenn’s noch länger regnet, tritt der Fluss über die Ufer. Die meisten Farmer können von Glück reden, wenn sie die halbe Ernte schaffen. Ziemlich blöd, oder? Sie arbeiten ein halbes Jahr lang wie verrückt, verlieren alles, dann gehen sie nach Norden zum Arbeiten und bringen genug Geld mit, um ihre Schulden zu bezahlen. Und dann pflanzen sie wieder Baumwolle.«
    »Gehst du nach Norden?«, fragte ich.
    »Bin noch am Überlegen. Ich bin zu jung, um für den Rest meines Lebens auf einer Farm festzusitzen.«
    »Ja, ich auch.«
    Er nippte an seinem Kaffee, und eine Weile dachten wir schweigend über die Unsinnigkeit des Lebens als Farmer nach.
    »Wie ich gehört hab, ist der große Hillbilly weg«, sagte Jackie schließlich.
    Glücklicherweise hatte ich den Mund voll Eiscreme und nickte daher nur.
    »Hoffentlich erwischen sie ihn«, sagte er. »Ich hätt’s gern, dass ihm der Prozess gemacht wird und er kriegt, was er verdient.
    Ich hab Stick Powers schon gesagt, dass ich als Zeuge auftrete.
    Ich hab die Schlägerei gesehen. Auch andere reden jetzt und erzählen Stick, wie’s wirklich gewesen ist. Der Hillbilly hätte den Sisco-Jungen nicht umbringen müssen.«
    Ich löffelte weiter Eis und nickte. Inzwischen hatte ich gelernt, den Mund zu halten und dumm dreinzublicken, wenn Hank Spruill erwähnt wurde.
    Cindy war wieder da, schlurfte hinter der Theke herum, wischte dies und das und summte vor sich hin. Jackie vergaß Hank. »Bist du fertig?«, fragte er und sah auf mein Eis.
    Vermutlich hatten er und Cindy etwas zu besprechen.
    »Gleich«, sagte ich.
    Sie summte, und er starrte sie an, bis ich aufgegessen hatte.
    Dann verabschiedete ich mich und ging zu Pop und Pearl in der Hoffnung, etwas über den Telefonanruf zu erfahren. Pearl stand allein an der Kasse, die Lesebrille auf der Nasenspitze, und sofort trafen sich unsere Blicke. Es hieß, sie würde jeden Pick-up in der Main Street an seinem Motorengeräusch erkennen und könnte nicht nur den Fahrer identifizieren, sondern wüsste auch, seit wann er nicht mehr in der Stadt gewesen war. Ihr entging nichts.
    »Wo ist Eli?«, fragte sie, nachdem wir uns begrüßt hatten.
    »Er ist zu Hause geblieben«, sagte ich und sah auf das Glas mit den Tootsie Rolls.
    Sie deutete darauf und sagte: »Nimm eins.«
    »Danke. Wo ist Pop?«
    »Im Lagerraum. Nur du und deine Eltern, stimmt’s?«
    »Ja, Ma’am. Waren sie schon hier?«
    »Nein, noch nicht. Wollen sie Lebensmittel kaufen?«
    »Ja, Ma’am. Und ich glaube, mein Vater will telefonieren.« Sie ging sofort alle Gründe durch, warum mein Vater vielleicht telefonieren wollte. Ich wickelte das Tootsie Roll aus.
    »Wen will er anrufen?«, fragte sie.
    »Weiß ich nicht.« Die arme Seele, die bei Pearl telefonierte und die Einzelheiten geheim halten wollte, konnte einem Leid tun.
    Pearl wüsste mehr als die Person am anderen Ende der Leitung.
    »Ist es nass bei euch draußen?«
    »Ja, Ma’am. Ziemlich nass.«
    »Das ist schlechtes Land.

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