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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Red klar wurde, dass er sein Publikum verloren hatte. Er trat vor und nahm seine Erzählung wieder auf. Er erklärte, dass sich sein Tornado vom Boden zurückgezogen habe und herumgehüpft sei. Daraufhin sprang er in seinen Wagen und versuchte ihm zu folgen. Er jagte ihn durch den Hagelsturm und hätte ihn fast eingeholt, als der Tornado einen Bogen schlug.
    Mr Reds Pick-up war noch älter als der von Pappy. Ein paar Leute begannen sich ungläubig umzusehen. Ich wünschte, einer der Erwachsenen würde fragen: »Und wenn du ihn erwischt hättest, was hättest du dann mit ihm gemacht?« Mr Red gab nach eigener Aussage die Verfolgung jedoch bald auf und kehrte nach Hause zurück, um nach Mrs Fletcher zu sehen. Als er einen letzten Blick darauf warf, steuerte sein Tornado direkt auf die Stadt zu.
    Pappy erzählte mir später, dass Mr Fletcher sogar dann log, wenn mit der Wahrheit mehr Eindruck zu schinden war.

    An diesem Nachmittag wurde in Black Oak viel gelogen oder vielleicht auch nur übertrieben. Von einem Ende der Main Street bis zum anderen wurden Twister-Geschichten erzählt.
    Vor dem Co-op beschrieb Pappy, was wir erlebt hatten, und größtenteils hielt er sich an die Tatsachen. Die Geschichte von unseren zwei Tornados erregte die allgemeine Aufmerksamkeit, bis Mr Dutch Lamb vortrat und behauptete, drei gesehen zu haben! Seine Frau bestätigte es, und Pappy ging zu seinem Wagen.
    Als wir die Stadt verließen, erschien es wie ein Wunder, dass nicht Hunderte von Menschen umgekommen waren.
    Bei Einbruch der Dunkelheit war der Himmel wieder wolkenlos, aber die Hitze kehrte nicht zurück. Nach dem Essen saßen wir auf der Veranda und warteten auf das Spiel der Cardinals. Die Luft war klar und frisch - eine erste Andeutung des Herbstes.
    Es standen noch sechs Spiele aus, drei gegen die Reds und drei gegen die Cubs, alle Heimspiele im Sportsman’s Park, aber da die Dodgers sieben Spiele voraus und an erster Stelle waren, war die Saison gelaufen. Stan the Man Musial führte die Liga nach Trefferzahl an, und er hatte mehr Läufe zur ersten und zweiten Base zu verzeichnen als alle anderen. Die Cardinals würden nicht Meister werden, aber wir hatten immer noch den besten Spieler. Nach einer Reise nach Chicago waren die Jungs froh, wieder in St. Louis zu sein, laut Harry Caray, der oft Grüße ausrichtete und Klatschgeschichten zum Besten gab, als würden sämtliche Spieler bei ihm zu Hause wohnen.
    Musial schaffte es als Schläger einmal bis zur ersten und einmal bis zur dritten Base, und nach neun Innings stand es drei zu drei. Es war spät, aber wir waren nicht müde. Das Unwetter hatte uns von den Feldern gejagt, und wir genossen die kühle Witterung. Die Spruills saßen um ein Feuer, unterhielten sich leise und freuten sich über einen Abend ohne Hank. Er verschwand oft nach dem Abendessen.

    In der zweiten Hälfte des zehnten Innings schaffte es Red Schoendienst zur ersten Base, und als Stan Musial das Feld betrat, drehten die Fans durch, zumindest behauptete das Harry Caray, der zuweilen laut Pappy ein Spiel sah und ein anderes beschrieb. Es waren weniger als zehntausend Zuschauer im Stadion; wir hörten, dass es nicht sehr viele waren. Aber Harry Caray machte Lärm für weitere zwanzigtausend. Nach 148 Spielen war er noch genauso aufgeregt wie am ersten Tag der Saison. Musial kam bis zur zweiten Base, sein dritter Treffer in diesem Spiel, Schoendienst punktete, und wir gewannen das Spiel vier zu drei.
    Einen Monat zuvor hätten wir mit Harry Caray auf der Veranda gefeiert. Ich wäre im Hof auf die zweite Base ge-rutscht, genau wie Stan the Man. Nach so einem dramatischen Sieg wären wir alle glücklich ins Bett gegangen, obwohl Pappy nach wie vor den Manager hätte feuern wollen.
    Aber jetzt war alles anders. Der Sieg bedeutete wenig; die Saison ging zu Ende, die Cardinals waren auf dem dritten Platz.
    Die Spruills hatten den Hof besetzt. Der Sommer war vorbei.
    Als sich Harry beruhigte, schaltete Pappy das Radio aus.
    »Baumholtz kann ihn unmöglich noch einholen«, sagte er.
    Frankie Baumholtz von den Cubs lag sechs Punkte hinter Musial im Rennen um den Titel des besten Schlagmanns.
    Mein Vater brummte zustimmend. Die Männer waren während des Spiels ruhiger als gewöhnlich gewesen. Die Tornados und die kühle Witterung waren über sie gekommen wie eine Krankheit. Der Herbst nahte, aber noch immer war ein Drittel der Baumwolle nicht gepflückt. Sieben Monate lang hatten wir nahezu perfektes Wetter gehabt; das

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