Die Fastnachtsnarren. Humoresken
darum, was Recht ist, das muß auch Recht bleiben!«
»Gut, so heirathet einander! Dann könnt Ihr zum heiligen Bartholomäustage meinetwegen aus Rebhühnern Brüllaffen machen. Ich aber kann keine Leute gebrauchen, welche an dergleichen Albernheiten glauben. Macht, daß Ihr hinauskommt!«
»Dorchlaucht!«
»Gnädiger Herr Oberst!«
»Hinaus, sage ich!«
»Dorchlaucht, so gehe ich nicht, obwohl ich gar nicht ohne Sie leben möchte! Denn wenn Sie mich fortjagten, so würde ich mir theils eine Kugel durch den Kopf schießen, theils das Krakehllinchen heirathen, wie Sie sagen, was endlich Eins so schlimm ist wie das Andere. Also bitte ich – – –«
»Hinaus! Ich sage es zum letzten Male!«
»Dorchlaucht, da will ich es in Zukunft lieber leiden, daß ich ein Esel bin, worauf ich stets – –«
»Kehrt! Marsch!«
Diesen beiden Worten war nicht zu wiederstehen. Mit einem militärisch kräftigen Rucke drehte sich Heinrich nach der Thür und faßte die Wirthschafterin bei der Taille.
»Kehrt! Marsch! Hat Sie’s gehört? Was steht Sie denn noch da wie Lots Hauskreuz und reißt den Mund sperrangelweit auseinander! Will Sie wohl gleich verschwinden, sonst werde ich nachhelfen!«
Er drängte sie zur Thür hinaus, die er hinter sich zuschob, und trat in sein Stübchen. Adeline eilte der Küche zu, um mit ihrem Aerger sich dort von der ungläubigen Menschheit zurück zu ziehen, begegnete aber dem Studenten, welcher, die lange Pfeife im Munde, gemächlich die Treppe herauf gestiegen kam.
»Herr Schmidt, ach, Herr Schmidt, was mir gestern und heut alles Schauderhaftes passirt ist, das halten Sie gar nicht für möglich!«
»Schauderhaftes? Fast könnten Sie mich gruselig machen! Was in aller Welt hat es denn gegeben? Sie haben heut ja eine wahre Gespensterfarbe!«
»Ja, es ist auch ganz und gar gespenstisch zugegangen. Denken Sie sich nur, ich muß mich gestern Abend mit der Dreihundertdreiunddreißig einmal verzählt haben, denn der heilige Bartholomäus hat mir meine Ziege in einen Bock verwandelt. Nun habe ich keine Milch gehabt und soll fortgejagt werden.«
»Was Sie mir da sagen! Haben Sie denn dem Prinzen die Sache auseinander gesetzt?«
»O ja, das versteht sich ja ganz von selbst; aber er glaubt einmal nicht an etwas Unmenschliches, und der Heinz wird auch entlassen. Ach, mein bester Herr Karl, kennen Sie das schöne Gedicht:
›Der Himmel hat eine Thräne geweint;
Die hat sich ins Meer zu verlieren gemeint;
Die Muschel kam und schloß sie ein:
Du sollst nun meine Perle sein!‹
Sehen Sie, diese Muschel bin ich, denn ich muß meine Thränen auch hinunterschlucken und in meinem Herzen verschließen. Ihr Dichter habt doch immer Recht. Wo werde ich nun wieder einen Prinzen herbekommen, für den ich waschen, kochen und braten kann!«
»Beruhigen Sie sich, meine beste Freundin; es kann sich ja Alles noch zum Besten wenden! Ich werde mit dem gnädigen Herrn einmal über die Sache sprechen, und ich denke, daß es mir gelingen wird, seinen Zorn zu beschwichtigen.«
»O, wenn Sie das thun wollten, mein lieber junger Freund! Sie erweisen Heinz damit ja einen ebenso großen Gefallen wie mir.«
»Warum soll denn dieser den Abschied bekommen?«
»Weil er ausnahmsweise mir einmal Recht gegeben hat. Auch er ist überzeugt, daß der heilige Bartholomäus die Schuld an dem Bocke trägt, und ich könnte ihm dafür recht herzlich gut sein, wenn er nicht hinzugefügt hätte, mich heirathen sei ebenso schlimm wie eine Kugel vor den Kopf.«
»Das hat der alte Stelzfuß nicht so bös gemeint. Aber bitte, erzählen Sie mir doch Ihr gestriges Abenteuer ein weniger ausführlicher, als es bisher geschehen ist!«
Sie zog ihn in ihr Ministerium und gab ihm einen so eingehenden Bericht, daß wohl über eine Stunde vergangen war, ehe er die Küche verlassen konnte, um sich zu Heinz zu begeben.
Dieser saß in seinem alten Großvaterstuhl, hielt die ausgegangene Pfeife in der Hand und zog ein Gesicht, als habe er einen gußeisernen Kanonenofen vollständig ungekaut hinuntergeschluckt; doch hellten sich bei dem Anblicke des willkommenen Freundes seine finstern Züge sofort um einige Wärmegrade auf.
»Sie kommen grad recht,« begann er die Unterhaltung, »um zu sehen, worauf ich zum Hause hinausgeworfen werde, und zwar demnach, weil gestern der heilige Bartholomäustag gewesen ist, wo die Ziegen über alle Maßen dabei in Böcke verwandelt werden.«
Schmidt wurde verhindert, eine Antwort zu geben, denn die Klingel
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