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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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habe!«
    Das sah sie allerdings schon jetzt so deutlich, daß er es ihr gar nicht erst noch zu sagen brauchte. Noch ehe er hinter den Rauchmassen hervorgetreten war, hatte sie das Brett auf den Tisch gestellt und verschwand dann so schnell, wie es ihr von ihrer außerordentlichen Korpulenz möglich gemacht wurde.
    Statt sofort den Kaffee zu nehmen, griff der Prinz heut zuerst zur Milch, um dieselbe zu kosten. Kaum aber hatten einige Tropfen davon die Zunge berührt, so klang es mit schallender Stimme:
    »Heinz!«
    »Was denn, Dorchlaucht?« frug es unter der geöffneten Thür, wo der stets bereite Diener erschien.
    »Koste einmal!«
    »Schon heut auch wieder? Gut, das kann ich trotzdem machen!«
    Er schob den herabhängenden Schnurrbart in die Höhe, legte den Kopf nach hinten und goß sich so viel von der Milch in den weitgeöffneten Mund, als ihm bei dem zweifelhaften Zustande seiner Geschmacksnerven zum Kosten nothwendig erschien. Dann machte er die Augen zu und legte die Stirne in so zahlreiche Andachtsfalten, daß es schien, als wolle er die Ohren über dem Kopfe zusammenschlagen.
    »Nun?«
    »Ja nun! Das ist Milch, Dorchlaucht!«
    »Das weiß ich! Aber was für welche?«
    »Was für welche? Hm, Dorchlaucht, wie kann denn ich das wissen, demnach ich noch nie selbst gemolken worden bin!«
    »Heinz, Du bist ein Esel!«
    »Sapperlot, Dorchlaucht, das leide ich nicht, insofern ich mir den Esel schon so oft habe gefallen lassen müssen. Denn wiewohl ich auch auf Ehre und Reputation halte, kann es mir doch niemals lieb sein, wenn ich – – –«
    »Heinz!« unterbrach ihn der Oberst.
    »Was denn Dorchlaucht?«
    »Bringe auf der Stelle die Jungfer herbei!«
    »Da ist es wohl wieder Milch von der Kuh, Dorchlaucht, überdem sich die Neudorfer Ziege vielleicht gar gleich in der ersten Nacht auch aufgehängt hat? Ich stand gestern Abend am Fenster, als die Beiden mit einander durch das Thor getrieben kamen, folglich ist die Milch – –«
    »Die Jungfer soll kommen. Kehrt! Marsch!«
    Nach diesem Commando war jedes weitere Säumen gefährlich; Heinrich stampfte daher so schnell wie möglich hinaus und brachte nur wenige Augenblicke später die Wirthschafterin hereingeschoben. Ihr sonst hoch geröthetes Gesicht war heut blaß, und die Angst stand ihr deutlich auf der Stirn geschrieben.
    »Was hat Sie mir heut für Milch gebracht?« klang es ihr drohend entgegen.
    »Mein guter, gnädiger Herr Oberst, ich kann nicht dafür! Der heilige Bartholomäus ist – –«
    »Was zum Kukuk hat denn der heilige Bartholomäus mit meinem Kaffee zu schaffen? Ich glaube Sie hat den Verstand verloren! Was für Milch Sie mir heut gebracht hat, will ich wissen!«
    »Sie ist wieder von der Kuh, denn ich muß –«
    »Von der Kuh?! Bomben und Granaten, ich soll wohl Ihre alte Kuh in Ewigkeit nicht wieder los werden? Ich denke, Sie hat eine Ziege gebracht!«
    »Das ist auch geschehen, Herr Oberst!«
    »Nun, warum hat Sie die nicht gemolken?«
    »Es geht nicht!«
    »Es geht nicht? Warum denn nicht?«
    »Weil es unmöglich ist.«
    »Es geht nicht – es ist unmöglich, das ist ja ganz dasselbe! Warum geht es nicht, warum ist es unmöglich, das will ich wissen!«
    »Weil – weil – –«
    »Nun, weil? Will Sie wohl endlich einmal mit der Sprache heraus?«
    »Weil – weil es keine Ziege ist!«
    »Was? Keine Ziege? Vorhin sagt Sie, daß Sie die Ziege geholt habe, und jetzt behauptet Sie, es sei keine Ziege. Himmelelement, Eins von uns Beiden muß den Verstand verloren haben, aber ich habe den meinigen noch! Warum ist es keine Ziege?«
    »Weil – weil – –?«
    »Herrrrrraus damit! weil – –?«
    »Weil es ein Bock ist!«
    »Ein Bock? Wa – wa – wa – waaas! Einen Bock hat Sie gekauft? Einen Ziegenbock? Und –! von –! diesem –! Ziegenbocke –! soll –! ich –! Kaffee –! trinken –?!! Weiß Sie alte Ofengabel denn wirklich eine Ziege noch immer nicht von einem Bocke zu unterscheiden? So Etwas ist noch nie dagewesen! So Etwas war bisher ganz unmöglich! So Etwas kann mich aus der Haut treiben! Bringt mir das Weibsbild einen Ziegenbock ins Haus!«
    »Gnädiger Herr! Durchlaucht! Herr Oberst, ich bin wahrhaftig nicht Schuld daran, daß es ein Bock ist!«
    »Sie nicht? Wer denn? Habe ich Ihr nicht befohlen, daß Sie in eigner Person nach Neudorf gehen und die Ziege kaufen soll?«
    »Ja, und das habe ich auch gethan! Ich bin selbst nach Neudorf gegangen und habe mir die Ziege, die grad gemolken wurde, genau angesehen; der Schulze hat

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