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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Da ist der Heinrich aufgestanden, hat mir etwas an den Kopf geworfen, ich weiß nicht mehr, was es gewesen ist, und –«
    »An den Kopf geworfen? Dir? Der Frau Chirurgus und Stadtrath Epperlein? Den Kerl will ich bei der Parabel nehmen, daß es pufft!«
    »Ja, an den Kopf geworfen, daß mir Hören und Sehen vergangen ist. Und dabei hat es geklirrt wie lauter Gold, und die Ducaten des sel’gen Onkels sind in der Stube herumgekollert.«
    »J – ach – wirklich! Du hast sie doch gleich aufgelesen und nachgesehen, wo sie hergekommen sind?«
    »Nein.«
    »Nicht? Warum denn nicht?«
    »Weil – weil ich darüber aufgewacht bin.«
    »Das war ein Fehler, Lieschen, ein großer Fehler. Aber Ihr Weiber wacht immer nur zur unrechten Zeit auf. Hättest Du Dich umgeguckt, so wüßten wir jetzt, wo es steckt!«
    »Ich ärgere mich selber auch darüber und habe mir darum die Karte gelegt. Aber tröste Dich, Epperlein, wir bekommen das Geld doch noch; das Schellen-hat ‘was zu bedeuten!«
    »Ja, Ohrfeigen!«
    »Na, so ein kleiner Hieb wäre schon noch mitzunehmen; er brauchte doch nicht gerade mich zu treffen, und die Ducaten müßten mit dabei sein!«
    Epperlein wollte eine etwas spitze Erwiderung vorbringen, zog aber vor, zu schweigen, weil soeben das Dienstmädchen eintrat und das Abendbrod servirte. Sie hatte die eine Hand verbunden, und sein Auge fiel sofort auf den kranken Körpertheil.
    »Wie steht es, Gustel, ist die Hand auf?« fragte er.
    »Nein.«
    »Was, noch immer nicht? Das sind nun drei Tage, seit ich Dir die Salbe gegeben habe. Zeig’ einmal her!«
    Sie kam sichtlich in Verlegenheit und zögerte.
    »Hat es nicht Zeit bis nach dem Essen, Herr Epperlein?«
    »Nein. Ich will es jetzt gleich sehen!«
    Er hatte ihre Unruhe bemerkt, nahm sie bei der Hand und löste den Verband ab.
    »Was? Was ist denn das? Du hast ja ein Pflaster aufliegen! Von wem hast Du es erhalten, und wo ist meine Salbe hingekommen?«
    Sie schwieg.
    Er zog das Pflaster los und untersuchte es.
    »Dachte mir es doch! Köhler’s Universalpflaster! Wann hast Du Dir’s geholt?«
    »Vorhin erst.«
    »Und warum?«
    »Weil – weil –«
    »Nun, weil –?«
    »Weil die Salbe nicht helfen wollte!«
    »Was? Meine Salbe nicht helfen? Ich werfe Dich zur Thür hinaus; ich jage Dich aus dem Dienste fort; ich schreibe Dir ein Attest ins Buch, daß – daß Du zeitlebens an Dein Universalpflaster denken sollst! Dein Pflasterheinrich versteht sich wohl besser aufs Curiren als ich, he?«
    »Nein, Herr Epperlein, das verstehen Sie natürlich besser als er, aber –«
    »Ruhig mit dem Aber! Das Pflaster kommt herunter und die Salbe wieder d’rauf! Und wenn ich nur eine Ahnung davon bekomme, daß Du Dich wieder mit dem Menschen abgiebst, so ist es aus mit uns! Nicht wahr, Lieschen?«
    »Ja!« bestätigte kopfnickend die Hausfrau, indem sie dem Mädchen einen Wink gab, sich zu entfernen.
    »Das fehlte mir noch,« brummte Epperlein, der sich nicht gleich beruhigen konnte, fort; »mir den Universalkleister in das Haus und gar noch in die eigene Wirthschaft zu bringen! Zuletzt beuniversalschmieren sie mich selber noch in lebender Person! Iß rasch, Lieschen, damit wir fortkommen; der Herr Doctor Leiermüller wird wohl auch zugegen sein, und ich hoffe, daß Du Dir nicht von ihm den Hof machen lässest!«
    Das Abendmahl wurde schweigend eingenommen; dann brach das würdige Pärchen auf, um an der wöchentlichen Versammlung der Schindelberger Honoratioren Theil zu nehmen.
    »Geh’ immer zeitig schlafen,« befahl die Herrin noch. »Morgen ist Scheuertag; da mußt Du zeitig munter sein!«
    »Ja, geh’ immer schlafen,« fügte Epperlein hinzu; »das ist gut für Deine Hand. Und laß es Dir nicht etwa einfallen, mit dem Pflasterhanse zu liebeln! Wenn wir auch nicht daheim sind, ich bekomme es doch heraus!«
    Das Mädchen nickte zustimmend, begleitete die Herrschaft bis an die Thür und verschloß diese zum Scheine. Aber nachdem sie sich überzeugt hatte, daß die Gebietenden sich wirklich entfernt hatten, öffnete sie wieder und begab sich nach oben, um dem Geliebten das verabredete Zeichen zu geben.
    Nach kurzer Zeit vernahm sie seinen leisen Schritt auf der Treppe. Sie trat ihm entgegen.
    »Geh’ in die Küche, Heinrich; ich will unterdessen unten wieder verschließen, damit sich kein Fremdes einschleichen kann!«
    Als sie nach Vollendung dieser Sicherheitsmaßregel wieder nach oben kam, fand sie ihn nicht in der Küche, sondern im Wohnzimmer, wo er es sich auf dem

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