Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
Vom Netzwerk:
lächelten und sagten, ja ja ja, aber in Wahrheit überlegten sie die ganze Zeit nur, wie sie einem das Herz aus der
     Brust reißen konnten. Bill hatte es selbst erlebt. Er kannte sich aus. Ein paar von seinen Kameraden waren auf dieses Lächeln
     hereingefallen,auf das unterwürfige Getue und die unwiderstehlichen Sachen, die sie da angeblich für die GIs im Angebot hatten. Frauen.
Billig, sehl billig.
Mit dem Versprechen auf Pornos, Schnaps oder einem Mädchen lockten sie den Seemann oder GI, den von der Marineinfanterie oder
     der Air Force zuerst in eine dunkle Gasse, dann prügelten sie ihn windelweich und ließen ihn mit kaum mehr als seiner Unterhose
     und seinen Eiern liegen. Bill war nie darauf hereingefallen. Und seine Kumpel hätten es eigentlich besser wissen müssen.
    Bill lief los. Einen Schritt nach dem anderen. Einfach nur gehen. Er schaffte es bis zum Bürgersteig und blieb stehen. Auf
     der Suche nach einem vertrauten Gebäude oder Wahrzeichen blickte er sich um.
    »Wo wollen Sie hin, Mann?«
    Schon wieder das Schlitzauge. Wie Scheißhausfliegen, diese Mistkerle. Versuchten sich so cool zu geben, so amerikanisch. Das
     Spielchen kannte Bill.
    Trotzdem brachte die Frage ihn aus dem Konzept. Genau, wo wollte er eigentlich hin? Einen Moment lang dachte er,
zurück zu meiner Einheit, in meine Kaserne
. Aber das stimmte nicht, das konnte gar nicht stimmen. Es schaute wieder auf seine Hände.
    Er war nichts weiter als ein alter Mann. Aber wenigstens war er nicht so wie der Kerl hinter ihm: betrunken und obdachlos.
     Trieb sich Tag für Tag nur herum wie der alte Hund, der vermutlich gestern sein Mittagessen gewesen war.
    Hund – das war’s! Greyhound! Da wollte er hin.
    Bill schaute sich nach dem Schild um. Der Greyhound-Hund: langgestreckt und im Sprung. Da war er ja: direkt über ihm. Bill
     war da.
    »Haben Sie sich verlaufen, Mann? Wonach suchen Sie?«
    Bill musste unbedingt diesen Kerl loswerden. Clare wartete.
    Er drehte sich erst um und setzte seinen ersten Schlag, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Aber er haute weit daneben
     und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Der Schlitzi bremste seinen Fall, indem er ihn mit beiden Händen am Arm packte.
     Den Trick kannte Bill schon. Erst den Arm, und dann wurden einem die Beine weggetreten, und bevor man sich versah, lag man
     auf dem Rücken. Ein Fressen für die Schlitzaugen. Also gar nicht lange nachdenken, einfach drauf. Bill holte kurz mit dem
     rechten Arm aus und haute zu.
    Der überraschte Aufschrei des Schlitzauges verriet ihm, dass er getroffen hatte, Aber warum lag er dann am Boden? Er musste
     in dem Moment ausgerutscht und sich den Kopf angeschlagen haben. Er setzte sich auf und berührte mit dem Finger eine Stelle
     an seiner Stirn, die plötzlich höllisch wehtat. Er nahm die Hand weg und sah an seinen Fingern Blut.
    Als das Dröhnen in seinem Kopf abebbte, hörte er Leute schreien. »Lass ihn in Ruhe!« und »Verschwinde hier!« Zuerst dachte
     Bill, dass sie ihn anschrien, aber dann hörte er, wie sein Angreifer brüllte: »Ich wollte ihm doch bloß helfen, ihr Scheißkerle!«
    Irgendwelche Leute halfen ihm auf die Beine.
    »Was machen Sie nur?«
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Können wir jemanden anrufen?«
    Bill war benommen. Diese ganzen Fragen, die ganzen Leute. Er musste zur Besinnung kommen. »Es geht mir gut«, brabbelte er,
     obwohl er sich nicht sicher war, ob seine Beine ihn überhaupt tragen würden. »Es geht mir gut.«
    Jemand legte ihm etwas auf die Stirn. Ein Taschentuch.
    »Sie bluten ja. Wir sollten Sie ins Krankenhaus bringen. Kommen Sie, wir bringen Sie ins Krankenhaus.«
    »Nein, kein Krankenhaus!«, rief Bill. »Es geht mir gut. Lassen Sie mich nur …«
    Jemand – nein, mehrere Leute führten ihn zu einer Bank an der Bushaltestelle und halfen ihm, sich hinzusetzen. Über den Verkehrslärm
     und den Radau der auf ihn einredenden Leute hinweg hörte er, wie eine Mädchenstimme schrie.
    »Grandpa!«
    Im nächsten Moment sah er in Clares Gesicht – nein, nicht in Clares … in das von April. Sie heulte und fragte ihn, was passiert
     war, und dann sprach sie mit den Fremden, und einer von den Fremden sagte, dass es aufgehört hätte zu bluten, und April sagte
     danke und dass sie glaubte, alles sei soweit in Ordnung und nein, ein Krankenwagen sei nicht nötig. Die Stimme eines Mannes
     fragte, ob sie sicher sei, und sie sagte, sei sie, und Bill schloss die Augen, bis er sie vor sich spürte.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher