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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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Mund bewegte. Wenn man »Anwalt« einfach durch »Mann« ersetzte, hatte man eine ziemlich gute Faustregel an der
     Hand.
    Dabei wollte sie eigentlich überhaupt nicht so über Hank denken. Schließlich hatte der ihr doch nur geholfen, sich im Büro
     zurechtzufinden, ihr Tipps für Hausbesichtigungen gegeben und sie vor einigen dubiosen juristischen Winkelzügen gewarnt, die
     ihr bei Vertragsabschlüssen begegnen würden. Er hatte sie schon ein paar Mal zum Essen ausgeführt, sich dabei immer tadellos
     benommen und ihr seine ganze Aufmerksamkeit gewidmet: wie ihr der Job gefiel, was sie am liebsten machte, wenn sie nicht arbeitete,
     und sogar worüber sie am liebsten redete, wenn sie mit einem »neugierigen alten Klinkenputzer wie Hank Johnson« zusammen war.
    Hank Johnson brachte sie zum Lachen. Angesichts des ganzen Ärgers, den sie mit ihrer Tochter hatte, den Launen, der ewigen
     Maulfaulheit, den Drohungen, dass April sie eines Tagesgenauso ignorieren würde wie Marcy selbst ihren Vater – angesichts all dessen war sie um jeden froh, der ihr ein Lächeln entlocken
     konnte. Und außerdem konnte Hank zuhören. Er tat nicht nur so, um sie einzustimmen auf irgendein angeberisches Geschwafel
     über die eigenen glorreichen Tage als Football-Star oder anderen Kinderkram. Er fragte sogar nach, wenn sie etwas erzählt
     hatte. Endlich einer, mit dem man sich wirklich mal
unterhalten
konnte
.
    Trotzdem blieb Hank Johnson immer noch ein Mann. Und die meisten Männer, ganz besonders das Exemplar, mit dem sie beinahe
     zehn Jahre lang verheiratet gewesen war, offenbarten irgendwann unweigerlich ihre kleinen menschlichen Schwächen. Dass sie
     zum Beispiel logen, sich vor jeder Verantwortung drückten und versuchten, ihren Schwanz in … nun ja, praktisch alles zu stecken.
     Es ging Marcy nicht aus dem Kopf, was die Frau damals über den »unersättlichen Hank« erzählt hatte.
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?«, fragte der jetzt und fuhr zurück, als habe er plötzlich gemerkt, dass er einem unsichtbaren
     Elektrozaun zu nahe gekommen war. »Ich sollte mich wirklich um meinen eigenen Kram kümmern. Vergessen Sie, was ich gesagt
     habe.«
    »Nein, nein«, widersprach Marcy. Sie faltete ihre Serviette ungefähr zum vierten Mal neu zusammen. »Es ist nur … ich fürchte,
     dass wir nicht so viel dafür bekommen werden. So, wie er Haus und Hof hat verkommen lassen, muss der Wert um mindestens fünfzig
     Prozent gesunken sein. Meine Brüder und ich müssen bestimmt …«
    Hank schüttelte den Kopf wie ein Wackeldackel.
    »Was ist?«
    Hank hob beide Hände knapp über die Tischplatte. »Ich meinte gar nicht das Haus«, erklärte er. »Ich sage nur, dass Sieihn aufsuchen müssen. Ich weiß, dass das nicht einfach ist nach dieser ganzen Geschichte mit April. Aber nach dem zu urteilen,
     was Sie mir erzählt haben, versucht er doch, Ihnen die Hand zu reichen. Er packt es zwar vollkommen falsch an, aber er versucht
     es immerhin.«
    Marcy hätte am liebsten gleichzeitig gelächelt und geheult. Hank wusste so viel mehr über sie, als sie über ihn. Aber er hatte
     Marcy ja auch viel mehr Fragen über sie gestellt als sie ihm über ihn. Und was ihren Vater betraf, da hatte er recht.
    Diesen Mistkerl.
    Also fand sich Marcy früh am nächsten Nachmittag unversehens auf der altbekannten Straße wieder. Sie fuhr langsam und versuchte,
     alles aus der ganz neuen Perspektive zu betrachten, die sie während ihres längst fälligen, unangekündigten Besuchs einnehmen
     wollte. Am Straßenrand befanden sich immer noch Überreste schmutzigen Schnees, aber die Leute waren wieder draußen und profitierten
     vom Tauwetter. Marcy kam an einem Vater und seinem Sohn vorbei, die gerade dabei waren, neben einem demolierten Briefkasten
     ein Loch auszuheben. Dieses betriebsame Heimwerken stand in krassem Gegensatz zu dem, was Marcy ein paar Minuten später zu
     Gesicht bekam, als sie den Gehweg vor dem Haus ihres Vaters erreichte, wo man nach irgendwelchen Anzeichen von Frühlingserwachen
     vergebens suchte – ganz zu schweigen vom Frühjahrsputz. Durch das Panoramafenster sah sie, dass ihr Vater fernsah. Er bemerkte
     sie selbst dann noch nicht, als sie mit den Armen in der Luft herumruderte, um auf dem nassen Laub die Balance zu halten,
     das nach all den Monaten unterm Schnee nun erst recht glitschig war.
    »Um den verdammten Vorgarten hast du dich dann ja wohl doch nicht mehr gekümmert«, rief sie in gespielt ärgerlichem Ton, als
     sie

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