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Die Festung der Titanen

Die Festung der Titanen

Titel: Die Festung der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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sind nur vor­sich­tig.«
    Wir rit­ten ost­wärts, um zu der Ram­pe zu ge­lan­gen, die hoch zu dem Pla­teau führ­te, doch kaum ei­ne hal­be Ker­zen­län­ge spä­ter hob Zo­ko­ra die Hand und zü­gel­te ihr Pferd. Es war ei­ne wol­ken­lo­se Nacht und auch wenn nur ein Mond als Si­chel am Him­mel stand, war es ge­nug für uns, um das Schlacht­feld se­hen zu kön­nen, das sich vor uns er­streck­te.
    Ich sah zwei der großen Wa­gen, mit de­nen die Le­gio­nen Ar­kins ih­ren Nach­schub er­hiel­ten, die ver­brannt und ver­kohlt wa­ren, bei ei­nem von ih­nen war noch ein to­tes Rind­vieh ein­ge­spannt. Die an­de­ren Wa­gen hat­te man wohl hin­auf zur Fel­sen­fes­te ge­bracht.
    Vor mei­nen Au­gen konn­te ich al­les se­hen. Die schwar­zen Le­gio­näre wa­ren in ei­ner Rei­he mar­schiert, als der An­griff statt­fand, er muss­te sie voll­stän­dig über­rascht ha­ben. Ich sah, wo und wie sie sich ge­sam­melt hat­ten, sah die ge­plün­der­ten und nack­ten Lei­chen dort lie­gen, sah, wo sie ge­fal­len wa­ren, konn­te er­ken­nen, wo und wie die Li­ni­en ge­bro­chen wa­ren, folg­te dann dem kur­z­en Marsch der Über­le­ben­den hin zu die­sem an­de­ren Ort, an dem sie in Reih und Glied ge­stor­ben wa­ren.
    Selbst Zeus schi­en mir wi­der­wil­lig, als ich ihn nä­her an die­sen Ort her­an­trieb. Von den hun­dert Le­gio­nären, die den Wa­gen­zug hat­ten schüt­zen sol­len, wa­ren nur knapp drei­ßig im Kampf ge­fal­len, be­vor man sie über­wäl­tigt hat­te.
    Die Über­le­ben­den hat­te man nackt aus­ge­zo­gen, ih­nen die Hän­de auf den Rücken ge­bun­den, in Reih und Glied kni­en las­sen  … und schließ­lich war man hin­ter ih­nen ent­lang­ge­gan­gen, um ih­nen al­len nach­ein­an­der die Keh­len durch­zu­schnei­den, man­che der To­ten sa­ßen noch im­mer so da, ge­fes­selt, auf Kni­en, in sich zu­sam­men­ge­sun­ken, wäh­rend der tro­ckene Wind der Step­pe sie lang­sam ver­zehr­te.
    »Sie hat nicht einen le­ben las­sen«, stell­te ich mit rau­er Stim­me fest. »Warum? Sie wa­ren schon be­siegt  …«
    »Du kann­test den Ruf, den Mi­ran be­sitzt, be­vor du ihr den Be­fehl über die zwei­te Le­gi­on ge­ge­ben hast«, sag­te Se­ra­fi­ne ton­los. »Du hast sie aus­ge­wählt, weil sie Er­geb­nis­se bringt. Ihr Auf­trag war es, die Ver­sor­gungs­wa­gen auf­zu­hal­ten, ge­nau das hat sie ge­tan.« Sie seufz­te. »Ich kann sie ver­ste­hen, was hät­te sie mit den Ge­fan­ge­nen tun sol­len?«
    »Nach As­kir in Ge­fan­gen­schaft schi­cken, durch das Tor.«
    Sie schüt­tel­te den Kopf. »Die Ge­fahr ein­ge­hen, dass ei­ner der Sol­da­ten für Ko­laron ei­ne Pup­pe ist? Du weißt, die meis­ten wis­sen es nicht, dass der Kai­ser durch ih­re Au­gen se­hen kann. So je­man­den nach As­kir zu brin­gen, wä­re ein Feh­ler.«
    »Es gibt an­de­re Or­te und durch das Tor  …«
    Sie schüt­tel­te be­dau­ernd den Kopf. »Du weißt, so ein­fach ist es nicht. Die meis­ten die­ser Sol­da­ten ha­ben ihr Le­ben lang nur den Hass auf As­kir ge­lernt, wir sind ihr schlimms­ter Alb­traum, sie wür­den sich nicht ein­fach fü­gen und blie­ben ei­ne Ge­fahr.«
    Ich ließ mei­nen Blick über die stil­len Ge­stal­ten schwei­fen, im fah­len Licht des Mon­des wa­ren sie ein An­blick, der einen in den Schlaf ver­fol­gen konn­te.
    »Ihr schlimms­ter Alb­traum«, sag­te En­ke nach­denk­lich und füg­te dann hin­zu, was ich ge­ra­de selbst auch dach­te. »Da­mit ha­ben sie wohl recht be­hal­ten.«
    »Mi­ran ver­steht das Kriegs­hand­werk«, er­klär­te Zo­ko­ra ru­hig. »Auch die Re­gel der ei­ser­nen Hand. Der Feind muss mich fürch­ten, so­dass mei­ne Sol­da­ten mich lie­ben. Ei­ne al­te Re­gel, Ha­vald.«
    Ja. Ich kann­te sie.
    Va­rosch schau­te be­deut­sam zu mir hin. Was war sei­ne Fra­ge noch ge­we­sen? War al­les, was nö­tig er­scheint, auch rich­tig?
    Ich wuss­te es nicht, aber zu­min­dest Mi­ran schi­en dar­an nicht zu zwei­feln.
    Wir rit­ten wei­ter, doch ich sah des Öf­te­ren zu­rück, bis die stil­len Schick­sals­zeu­gen nicht mehr mit bloßem Au­ge zu er­ken­nen wa­ren.
    Ir­gend­wann wür­den Sand und Er­de sie und al­le Spu­ren ih­res Schick­sals un­ter sich be­gra­ben, bis nie­mand

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