Die Festung des Teufels
jetzt wurden Geduld und ein kühler Kopf gebraucht.
»Findet sie«, sagte er zu Slye.
Ein sehr einfacher Befehl – eine eindeutige Drohung.
Sein Vater hatte Max erklärt, es habe gar keinen Sinn zu versuchen, Shaka Changs Technik auszuschalten; das wäre viel zu kompliziert. Sie könnten nur hoffen, dass irgendwelche Informationen in die Außenwelt gelangt seien und man noch rechtzeitig reagieren werde. Wenn er die Schleusentore öffnen wollte, konnte Chang das mit einem einzigen Telefonat veranlassen. Obwohl Tom Gordon annahm, dass er persönlich am Staudamm sein wollte, um den Augenblick mitzuerleben, der ihn zu einem der mächtigsten Männer der Welt machen sollte. Er und Max hofften, dass die von ihnen arrangierte Sprengladung vielleicht ein paar Minuten Vorsprung brachte. Aber jetzt lag sein Vater erschöpft am Boden, sein Gesicht war mit Schweiß bedeckt, und er zitterte am ganzen Körper. Die Anstrengung hatte ihren Tribut gefordert.
Max half seinem Vater auf die Beine und brachte ihn in den zweiten Hangar. Wenn sie Schlüssel für ein Quad oder einenPick-up finden konnten, hätten sie eine Fluchtmöglichkeit. Das Boot am Ende der Rampe nutzte ihnen nichts, ihnen blieb nur der Weg durch die Wüste.
Als sie den Hangar erreicht hatten, seufzte Max über diesen kleinen Erfolg erleichtert auf, aber ihn plagten schreckliche Schuldgefühle und die bange Frage, ob !Koga noch am Leben war. Sein Vater redete die ganze Zeit auf ihn ein, drängte ihn zur Wachsamkeit; und er solle daran glauben, dass !Koga es schaffen werde. Sie mussten schleunigst hier raus und in Bewegung bleiben, nur so hatten sie eine Chance, mit dem Leben davonzukommen. Sie hätten die Pflicht, am Leben zu bleiben, meinte er.
Der Wind draußen wurde stärker, und Max wusste, wenn erst einmal Sand und Schmutz in die Hangars eindrangen, würden die Männer die Tore schließen, und dann kamen er und sein Vater niemals mehr raus.
Jetzt oder nie. Er schlich zu einem der Hummer und zog die Tür des schweren Fahrzeugs auf. Der Zündschlüssel steckte. Er zog ihn heraus, stieg wieder aus dem Wagen und drehte sich zu seinem Vater herum, der hinter ihm an der Wand lehnte.
Und erstarrte.
Dr. Schernastyn. Seine Gesichtshaut war entzündet, und mit den vereinzelten Bartbüscheln, die ihm noch geblieben waren, sah er äußerst dämlich aus. Hinter dem finster blickenden Russen trat ein Mann in Schwarz aus dem Schatten – derselbe, den er im Aufzug beobachtet hatte. Schmales, mürrisches Gesicht mit blutunterlaufenen Augen, wie bei jemandem, der niemals schlief. Verdammt, dachte Max, das könnte glatt Draculas Bruder sein.
Niemand hatte etwas in diesen wenigen Sekunden gesagt. Max griff instinktiv nach einem schweren Schraubenschlüssel.Wenn es sein musste, würde er sich den Weg mit Gewalt freimachen, und die beiden sahen nicht so aus, als ob sie ihn aufhalten könnten.
Aber jetzt erschien ein Dritter, und der sah aus, als würde er sich nicht mal mit einer dicken Eisenstange in die Flucht schlagen lassen.
Shaka Chang lächelte. »Du bist also Max Gordon. Du willst wohl einfach nicht sterben, wie?«
Max blieb stehen, den Schraubenschlüssel in Schulterhöhe wie eine Streitaxt.
Schernastyn und der andere waren ein paar Schritte zurückgewichen. Shaka Chang bewegte sich ohne Eile, fasste dies und das Gerät auf der Werkbank an, als sähe er solche Gegenstände zum allerersten Mal, und blickte gelegentlich zu Max hinüber, der jede seiner Bewegungen verfolgte und kampfbereit sein Gewicht verlagerte, um jederzeit für einen Angriff gewappnet zu sein.
»Du kannst das weglegen, Max. Ich kämpfe nicht mit Kindern. Ich werde eher ein paar Dutzend Männer kommen lassen, die ordentlich was einstecken können, bevor sie dich zu einem handlichen Paket verschnüren. Du hast übrigens gute Arbeit geleistet. Dafür bewundere ich dich. Nein, nein, wirklich, mach nicht so ein erstauntes Gesicht.«
Max war sicher, dass er sich nichts hatte anmerken lassen, aber Shaka Chang war ein Mann, dem keine noch so winzige Gefühlsregung entging, und falls Max sich vom Lob dieses Mörders unbewusst geschmeichelt gefühlt haben sollte, waren seine Pupillen vielleicht ein wenig weiter geworden. Max ließ Chang so wenig aus den Augen wie einen umherschleichenden Löwen. Chang blieb unbekümmert.
»Was dich und deinen Vater, diesen Dickkopf, am Lebenerhalten könnte, ist die Antwort auf die Frage, ob du die Information gefunden hast, die ich brauche.«
In Max’ Kopf
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