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Die Feuer von Córdoba

Die Feuer von Córdoba

Titel: Die Feuer von Córdoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Vorhang auf der anderen Seite aufgezogen. Ihre Knie wurden weich, und sie setzte sich auf das Bett.
    »Señora Anne?« Cosimo betrachtete sie mit gerunzelter Stirn. »Ist Euch nicht wohl? Ihr seid bleich, als wäre Euch soeben ein Gespenst begegnet. Ich bringe Euch einen Becher Wasser.«
    Er verschwand und kam kurz darauf mit einem Becher zurück . Anne trank gierig. Ihr Mund war ausgetrocknet, als wäre sie tagelang in sengender Hitze marschiert. Mit jedem Schluck, der ihre Kehle hinunterrann, kam sie wieder zu sich. Ihre Gedanken klärten sich, und beinahe musste sie über sich selbst lachen. Hatte sie wirklich an ein Gespenst geglaubt?
    »Verzeiht mir mein Eindringen«, sagte sie und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Ich war … Ich habe geklopft. Und als Ihr nicht geantwortet habt, habe ich die Tür geöffnet. Ich habe Euch aber nicht gesehen, und deshalb …«
    »Ja, das weiß ich«, erwiderte Cosimo und hob spöttisch eine Augenbraue. »Ich war ebenfalls zugegen.«
    »Wieso habt Ihr dann nicht geantwortet?« Anne wurde plötzlich wütend. Jetzt, da Cosimo kaum eine Armlänge von ihr entfernt auf dem Bett saß, konnte sie sich nicht vorstellen, jemals Angst um sein Leben gehabt zu haben. »Und wo wart Ihr, als ich hereinkam?«
    »Ich saß an meinem Schreibtisch und wollte nicht gestört werden. Ist das etwa verboten?«
    »Nein«, fauchte Anne, »aber ich habe mir Sorgen gemacht. Ich dachte, Ihr hättet … Ihr hättet …« Sie wich seinem Blick aus. »Nach allem, was Ihr uns über das Drachenöl erzählt habt, fürchtete ich, Ihr hättet Euch etwas angetan.«
    Cosimo sagte nichts, aber in seinen dunklen Augen schimmerte plötzlich ein sanftes Licht.
    »Und weshalb habt Ihr an meine Tür geklopft?«, fragte er.
    Anne räusperte sich. »Ich wollte Euch mitteilen, dass Teresa gekommen ist.«
    »Oh, Anselmos Geliebte.« Cosimo nickte. Dann runzelte er die Stirn, und ein spöttisches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Aber das ist doch gewiss nicht alles.«
    »Natürlich nicht.« Anne ärgerte sich über ihn, am meisten jedoch ärgerte sie sich über sich selbst. Weshalb ließ sie es zu, dass Cosimo immer seine Spielchen mit ihr trieb? Er ist dir überlegen, du bist ihm einfach nicht gewachsen, dachte sie und biss sich auf die Lippe. Die Erkenntnis traf sie zwar nicht unerwartet, stimmte sie aber auch nicht gerade fröhlich. » Teresa hat uns erzählt, dass ihr Vater ein geheimes Labor in den Bergen hat.«
    Mit einem Schlag verschwand jede Spur von Spott aus Cosimos Gesicht.
    »Ein geheimes Labor? Und die Inquisition weiß nichts davon ?«
    »Bisher wohl nicht. Behauptet Teresa.«
    Er wiegte langsam den Kopf hin und her. »Das ist das Zeichen , auf das ich gehofft habe. Selbst wenn wir dort nichts als ein paar Gläser und Pfannen vorfinden sollten, würde es uns bereits ein großes Stück weiterbringen«, sagte er leise. »Wäre sie bereit, uns dieses Labor zu zeigen?«
    Anne zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Aber wir können sie gleich fragen. Sie wartet unten mit Anselmo.«
    Cosimo erhob sich. »Dann wollen wir keine Zeit verlieren .«
    Anselmo saß auf einem Schemel vor dem Kamin, Teresa zu seinen Füßen. Sie hatte ihren Kopf auf sein Knie gelegt. Doch als sie Cosimos eilige Schritte hörte, sprang sie auf.
    »Señor!«, rief sie erschrocken aus. »Seid gegrüßt, ich …«
    »Sei gegrüßt, Teresa«, erwiderte Cosimo. »Verzeih mir meine Unhöflichkeit, aber es ist wahrlich dringend. Meine Cousine, Señora Anne, erzählte mir, dass dein Vater über ein geheimes Labor in den Bergen verfügt. Ist das wahr?«
    »Ja«, sagte Teresa zögerlich und bedachte Anne mit einem Blick, der sie eigentlich auf der Stelle hätte niederstrecken müssen.
    »Weißt du, wo das Labor ist? Kannst du uns dort hinbringen ?«
    Teresa antwortete nicht, aber ihre Augen wurden schmal, und sie starrte mit zornig gerunzelter Stirn auf ihre Füße.
    »Meine Cousine hat dich nicht verraten«, erklärte Cosimo , und einmal mehr bewunderte Anne ihn für seine Kenntnis der menschlichen Psyche. »Niemand, der seinen Fuß in dieses Haus setzt, wird dir je etwas antun. Das weißt du. Und auch Señora Anne steht auf deiner Seite. Sie hat mir nur erzählt, was mir andernfalls mein Sohn Anselmo mitgeteilt hätte.«
    Teresa sagte nichts.
    Cosimo seufzte. »Teresa, hab bitte Vertrauen zu uns. Wir brauchen dieses Labor. Wir brauchen es wirklich dringend. Kannst du uns hinführen?«
    Sie schien einen Augenblick zu überlegen.

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