Die Feuer von Eden
dem Rücken zum Strand. Dann sah Cordie das Kajak, das nahe dem Strandwachtturm auf dem Sand lag.
»Los, hol deine Eltern«, wies Cordie den schluchzenden Siebenjährigen an. »Ich kümmere mich um deinen Bruder.« Im stillen entfuhr ihr ein herzhaftes Scheiße. Cordie hatte nie schwimmen gelernt.
Das Kajak war aus Fiberglas und hatte ein einzelnes rundes Loch, in das sich der Insasse zwängen konnte. Cordie hätte fast nicht hineingepaßt. Es war ein Kampf, das kleine Boot vom Strand wegzustoßen und dann hineinzuklettern, aber sie schaffte es. Sie ließ das Doppelpaddel fallen, aber es trieb auf dem Wasser, und sie ruderte das Kajak mit den Händen zum Paddel hinüber und fischte es wieder heraus. Glücklicherweise gab es heute so gut wie keine Brandung.
Der Junge war nicht zu seinen Eltern gelaufen. Er stand bis zu den Knöcheln im Wasser und rief Cordie irgend etwas hinterher. Cordie drehte sich um und lauschte.
»Gregory ist da rausgepaddelt... weil... wegen dem Hai!«
»Hai?« wiederholte Cordie und bemerkte, daß sie unwillkürlich im Kajak die Füße hochzog. Sie spähte zur Luftmatratze. Sie trieb inzwischen fünfzig Meter näher an der Mündung der Bucht, und dort draußen waren die Brecher gigantisch. »Ich sehe keinen Hai«, rief sie dem weinenden Jungen zu. Es war schwer, in dem gleißenden Sonnenschein etwas zu erkennen, aber es war keine Flosse auszumachen gewesen. Der Bereich, in dem der Junge geschwommen war, war der Rochenteich, wo diese Geschöpfe nachts von den Lichtern und tagsüber mit Futter angelockt wurden. »Vielleicht war es ein Rochen«, sagte Cordie. »Die tun dir nichts.« Zumindest glaubte sie nicht, daß Rochen Menschen angriffen.
Der weinende Junge schüttelte den Kopf. »Es war ein Hai. Aber er hatte keine Flosse. Und er hatte Füße.«
Cordie bekam trotz der 30° C eine Gänsehaut. »Okay«, rief sie, »hol jetzt deine Eltern, wie ich dir gesagt habe. Ich bringe deinen Bruder zurück.« Sie zögerte kurz. »He!« rief sie dem davonlaufenden Jungen hinterher. »Wirf mir mal die Strohtasche rüber.« Aus irgendeinem Grunde war ihr bei dem Gedanken, Tante Kidders Tagebuch zurückzulassen, unwohl.
Der Junge drehte sich im Sand um, hob die Tasche auf und warf sie hinaus über das Meer. Cordie mußte sich weit aus dem Boot recken, aber sie bekam die Tasche mit zwei Fingern zu fassen und zog sie ins Kajak, ohne den Inhalt auszukippen. Sie zog ihre massigen Schenkel zur Seite und stopfte die schwere Tasche unter ihre Beine. Dann beugte sie sich vor, tauchte das doppelendige Ruder ins Wasser und begann, zu dem schreienden Kind zu paddeln.
»Du verarschst mich«, sagte Byron Trumbo zu sich selbst. Sie waren am siebzehnten Loch des nördlichen Platzes, schon beinahe wieder beim Clubhaus, Hiroshe Sato gewann mit fünf Schlägen Vorsprung und war offensichtlich sehr zufrieden mit sich, als Byron Trumbo hochsah und den riesigen Hawaiianer am Rand des Grüns entdeckte. Der Mann trug kein Hemd und mußte gut zweihundertfünfzig Kilo auf die Waage bringen. In der Hand hielt er eine Axt.
»Ahhh«, sagte Hiroshe Sato, der gerade seinen Ball markiert hatte und nun hochsah und offensichtlich ebenfalls die Erscheinung erspähte. »So.«
Trumbo warf einen Blick hinter sich. Bobby Tanaka und Will Bryant waren einen halben Fairway weiter zurück bei der zweiten Gruppe. Hier bei Trumbo auf dem Grün waren nur Hiroshe, Inazo Ono und der alte Matsukawa. Der riesige Hawaiianer wechselte die Axt von einer Hand in die andere, wie ein Kind es mit einem Baseballschläger machen würde. Trumbo griff unter sein Hawaiihemd: Das Funkgerät war in den Gürtel eingehakt, die 9-mm-Browning steckte im Hosenbund. Es behinderte etwas beim Golfspielen.
»Nur keine Bange, Hiroshe«, sagte Trumbo und grinste den anderen Milliardär an. »Der Kerl holzt für uns das Gestrüpp ab. Ich hatte ihn hergebeten, weil ich einen Auftrag für ihn habe. Putten Sie nur. Ich bin gleich wieder da.« Trumbo markierte seine Position, steckte den Ball in die Hemdtasche und ging mit entschlossenen Schritten auf den Riesen zu. Auf dem Weg hakte er sein Funkgerät ab, schaltete den Kanal des Sicherheitsdienstes ein und sagte: »Fredenckson? Frederickson?« Nur statisches Rauschen. »Michaels? Smith? Dunning?« Nichts.
Zehn Meter von dem Riesen entfernt wechselte Trumbo auf einen anderen Kanal. »Will?«
»Ja, Boß?«
»Kommen Sie sofort her. Bringen Sie Verstärkung mit.« Trumbo hakte das Funkgerät wieder an seinen Gürtel und
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